Logistik ist cool – aber warum eigentlich?

Diese Frage haben wir der DVZ-Leserschaft im Juli dieses Jahres gestellt und zahlreiche inspirierende Antworten zurückbekommen. Deutlich geworden ist dabei vor allem eines: Gründe für einen Job in der Logistik gibt es reichlich.

Wir haben gefragt, Sie haben geantwortet: Darum ist Logistik cool. (Illustration: Björn Jagdmann)

Knapp zwei Monate ist es her, dass wir Ihnen, liebe DVZ-Leserschaft, über unseren täglichen Morning-Newsletter die folgende Frage gestellt haben: Was würden Sie Schülerinnen und Schülern sagen – warum ist ein Job in der Logistik cooler, als viele zunächst denken?

Nur 15 Minuten später landete bereits die erste Antwort in meinem Mail-Postfach: „Ohne Logistik wäre kein Konzert von Taylor Swift et cetera möglich – denn die Logistik macht’s erst möglich“, antwortete Georg Kux, Niederlassungsleitung & Disposition bei der Neufra Spedition, kurz und präzise in einem Satz. Mit anderen Worten: Zwar bringt die Logistikbranche im Gegensatz zum Musikbiz keine glamourösen Promis hervor, in einem Punkt schienen sich aber alle Umfrageteilnehmer einig zu sein: „Logistikerinnen und Logistiker sind echte Stars. Hinter der (Hebe-)Bühne, am Steuer und im Büro sorgen sie dafür, dass die Grundversorgung gesichert ist. Und die Gesellschaft alles hat, was sie braucht“, wie es die Stückgutkooperation NG.Network auf den Punkt bringt.

Doch außerhalb der Branche hält sich die Begeisterung in Grenzen. Junge Leute finden Logistik meistens weder cool noch attraktiv. Viele wissen nicht einmal genau, was Logistik überhaupt ist. Die Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung, das Image der Branche zu verbessern, potenzielle Nachwuchskräfte für sich zu begeistern und den digitalen und ökologischen Wandel gezielt voranzutreiben.

Die Antworten, die uns erreicht haben, beinhalteten manchmal nur einen Satz, manchmal aber auch eine ganze Seite – über die vielen Vorzüge der Branche bestand dabei in weiten Teilen Einigkeit:

1. Vielfältig und immer anders

Wenn die täglichen Arbeitsabläufe routiniert von der Hand gehen, ist man in seinem Job angekommen. Andererseits kann zu viel Eintönigkeit schnell in Langeweile und Unzufriedenheit umschlagen – vor allem dann, wenn man einen Job über viele Jahre ausübt. Ein Problem, von dem Beschäftigte in der Logistikbranche wohl nur selten betroffen sind.

„Bevor ich mein Studium angefangen habe, hätte ich nicht erwartet, auf was für eine Vielfalt an Arbeitsbereichen, Kolleginnen und Kollegen und Möglichkeiten zur Weiterbildung ich in der Logistik treffen werde. Ich glaube, ich kann durchaus behaupten: In der Logistik wird es niemals langweilig, es gibt immer etwas zu lernen“, sagt Benjamin Grewe, Dualer Student Logistics Management bei Hermes Germany.

Auch Thomas Manigk, Managing Director von Kopf & Lübben Cargo Services, hat die Erfahrung gemacht: „In dieser Branche ist kein Tag wie der andere – die Aufgaben sind unglaublich vielfältig und abwechslungsreich, so dass keine Langeweile aufkommt.“

Immerhin umfasst die Logistik sämtliche Phasen von der Herstellung eines Produkts bis zur Lieferung an den Endverbraucher. „Es gibt viele Sparten wie Gefahrguttransport, Intralogistik oder Beschaffungs-, Produktions- und Entsorgungslogistik. Die Jobs, die sich daraus ergeben, könnten unterschiedlicher nicht sein. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei“, so die Antwort einer dualen Studentin beim Containerlogistiker Contargo.

2. Systemrelevante Tätigkeiten

Die Logistik ist in Deutschland nach der Automobilwirtschaft und dem Handel der drittgrößte Wirtschaftsbereich. Rund 327 Milliarden Euro Umsatz wurden im Jahr 2023 branchenübergreifend erwirtschaftet. Anders ausgedrückt: „Die Logistik hält die Welt am Laufen“, sagt Carsten Hellmers, Geschäftsführer von Alexander Global Logistics.

Dennoch kämpft der Sektor seit Jahren um Anerkennung, an der mangelnden Wertschätzung hat sich aber nichts geändert. Es fehlen Verständnis und Wissen darüber, wie die Logistik funktioniert. Dabei kommt jeder Mensch tagtäglich mit ihr in Berührung, denn: „Kaum eine Branche ist so international aufgestellt und hat so viel Einfluss auf unser alltägliches Leben wie die Logistik“, weiß Hermes-Student Benjamin Grewe.

Die Corona-Pandemie hat jene Bedeutung von Logistikdienstleistungen für unsere Gesellschaft zwar schonungslos offengelegt, langfristig scheint sich diese Erkenntnis aber nicht verankert zu haben.

3. International

Logistik kennt keine Grenzen. Viele Unternehmen sind global tätig und haben eigene Standorte im Ausland. Für Menschen, die gerne mal im Ausland arbeiten oder viel reisen möchten, bietet die Branche verschiedene Möglichkeiten.

„Ich selbst würde mich jederzeit wieder für diesen Beruf entscheiden. Er hat mir nicht nur ermöglicht, weltweit zu reisen und andere Kulturen kennenzulernen, sondern auch wertvolle berufliche Freundschaften zu knüpfen“, erzählt Thomas Manigk. Kurz gesagt: „Das Tätigkeitsfeld ist global, der ,Impact‘ riesig“, resümiert Anja Ludwig, Leiterin des Kompetenz-Centers Logistik und Mobilität beim Versicherer Kravag.

4. Zukunft und Verantwortung

Die Arbeitswelt befindet sich in einem ständigen Wandel, der sich durch den technologischen Fortschritt in den kommenden Jahren immer weiter beschleunigen wird. Unsere Umfrageteilnehmer sind überzeugt: Für alle, die auf der Suche nach beruflicher Sicherheit sind, ist die Logistik die richtige Wahl.

„Besonders faszinierend ist, dass man in der Logistik nicht nur den Transport von Waren aller Art weltweit organisiert oder komplexe Warenströme steuert, sondern diese auch zukunftsweisende Bereiche wie IT und künstliche Intelligenz umfasst. Diese Kombination macht die Branche zukunftssicher und eröffnet zahlreiche Karrieremöglichkeiten“, argumentiert Manigk.

„Wir befinden uns in einem zukunftssicheren Bereich, in dem sich durch den technischen Fortschritt ständig neue, spannende Entwicklungen ergeben“, bestätigt Daniel Dirr, Manager Last Mile am Logistik-Center Graben von Hermes. Nicht zuletzt im Kampf gegen den Klimawandel spielt die Logistikbranche zudem eine tragende Rolle.

„Immer mehr Unternehmen in der Branche setzen auf Nachhaltigkeit, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Dies bietet die Möglichkeit, an Projekten zu arbeiten, die sowohl wirtschaftlich sinnvoll als auch umweltfreundlich sind“, sagt das Team der Seifert Logistics Group.

In der Logistik zu arbeiten ist etwas, worauf man stolz sein kann, sind die Umfrageteilnehmer überzeugt. Diese Begeisterung gilt es an kommende Generationen weiterzugeben. Die Möglichkeiten sind vielfältig: „Seit einigen Jahren bin ich als Prüfer bei der IHK tätig, sowohl für Speditionskaufleute als auch für Fachwirte Güterverkehr und Logistik. So möchte ich meine Begeisterung für diesen Beruf an junge Menschen weitergeben“, berichtet zum Beispiel Thomas Bogner, Head of Corporate Communications & Marketing bei der ITG.

Nicht alle sind schwer zu begeistern

Zu guter Letzt bleibt der Blick auf das Positive: Längst nicht alle jungen Menschen sind schwer für Logistik zu begeistern. „In der Region um Bad Hersfeld stelle ich aktuell einen entgegengesetzten Trend fest. Neben vielen Praktikanten, die wir in diesem Jahr begrüßen durften, war auch der Anteil an Azubi-Anfragen gut. Neben dieser Tatsache können wir für unseren kleinen Standort feststellen, dass wir einige junge Leute für die Logistik einstellen und begeistern können“, schreibt Heiko Will von Rhenus High Tech. Auch der Zehntklässler Martin Kölsch will in Zukunft in der Logistik arbeiten, „da man einen wichtigen Beitrag zu Lieferketten leistet und gegebenenfalls auch Verbesserungen entwickeln und umsetzen kann“. Begeisterten Nachwuchs gibt also noch – man muss ihn nur finden und fördern.

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