So soll die Lieferkette jedes Produktes transparent werden
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – diese 36 Buchstaben werden ab dem 1. Januar 2023 das Handeln vieler in Deutschland ansässiger Unternehmen beeinflussen. Firmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern werden dann laut Gesetzestext dazu verpflichtet, „menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in angemessener Weise zu beachten mit dem Ziel, menschenrechtlichen oder umweltbezogenen Risiken vorzubeugen oder sie zu minimieren oder die Verletzung menschenrechtsbezogener oder umweltbezogener Pflichten zu beenden.“ Ab dem 1. Januar 2024 wird der Schwellenwert für betroffene Unternehmen dann auf 1.000 Mitarbeiter gesenkt. Viele dieser Unternehmen geben schon jetzt einen Teil dieser Bedingungen an ihre Lieferanten weiter – somit wirkt es schon heute nicht nur auf Großbetriebe, sondern auch massiv auf den Mittelstand ein.
Betriebe und Konzerne stehen damit vor der großen Herausforderung, ihre Lieferketten schnellstmöglich transparent zu machen. Eine mögliche Lösung bietet nun Ziffereins-Gründer Thomas Rödding, der mit dem digitalen Ecosystem Narravero nicht weniger als „die digitale Wertschöpfungskette“ verspricht. Rödding, der bereits seit seiner Jugend als Programmierer tätig ist und nach dem Abitur das Softwareunternehmen Diron aufbaute, sieht in der Near Field Communication (NFC) den Schlüssel für die transparente Lieferkette der Zukunft.
Seit 2017 nutzt CEO Thomas Rödding bereits ein ähnliches Konzept im Bereich Wildfleischvermarktung, um Wildfleischprodukte nachverfolgbar zu machen. Die dazu entwickelte „diwima“, die digitale Wildmarke des gleichnamigen Unternehmens, gilt heute als Benchmark in der digitalen Jagdorganisation für JägerInnen und Behörden, etwa bei der Bekämpfung und Prävention der Afrikanischen Schweinepest (ASP).
NFC-Chips, welche auch ohne Batterie oder Strom Daten kontaktlos per elektromagnetischer Induktion übertragen, können nach Röddings Vorstellung Produktinformationen speichern und teilen. Mittels der Cloud- & Blockchain-Technologie kann Narravero nicht nur Behörden und Unternehmen die benötigten Informationen liefern, sondern auch dem Endkunden Produktinformationen in einer Ausführlichkeit bereitstellen, die mit herkömmlichen eingenähten „Pflegehinweisen“ oder QR-Codes nicht erreichbar ist. „Wir lassen die Produkte sprechen“, fasst Rödding seine Technologie knapp zusammen.
Insbesondere aber für die Logistik bietet die technologische Plattform von Narravero viele Vorteile, wie Rödding im Gespräch mit der DVZ erläutert: „Momentan sind in der Logistik viele unterschiedliche Scanner im Einsatz. NFC-Chips können aber mit einem Smartphone gescannt werden. Es spart also viel Hardwarekosten.“ Dabei bietet die Flexibilität der Chips für Rödding nahezu unbegrenzte Möglichkeiten im Einsatz: „Man kann sie auf Containern anbringen, auf Kartons, Etiketten oder auf den einzelnen Produkten selbst.“
Der Transparenz-Enthusiast, wie Rödding von KollegInnen bezeichnet wird, sieht Narravero als Lösung für gleich drei Anwendungsfelder. Zum einen können mit den NFC-Chips alle Informationen gespeichert werden, die künftig vom Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gefordert sind. Darüber hinaus bietet der Chip aber auch den Endkonsumenten Informationen zu Herkunft, Arbeitsbedingungen oder den genutzten Rohstoffen im Handel. Drittens eröffnen sich durch Narraveros Technologie ungeahnte Möglichkeiten im After-Sales-Bereich mit dem „Digitalen Produktpass“ (DPP). So können beispielsweise Anleitungsvideos, ergänzende Produktangebote und Informationen zur Entsorgung oder Weiterverwertung mit den NFC-Chips an den Kunden herangetragen werden. „Heute fehlen bei der Entsorgung von Produkten oft genaue Informationen zu den Bestandteilen und Rohstoffen. Eine Kreislaufwirtschaft ist so kaum möglich“, erklärt Rödding das aktuelle Problem, das Narravero lösen soll.
Aktuell befindet sich Narravero in der Testphase mit verschiedenen Partnern aus den Bereichen Lebensmittel, Mode, Spezialgeräte und Tiernahrung. Laut Rödding sind die ersten Erkenntnisse hier sehr vielversprechend. Er ist sicher: „Wir können schon im Laufe dieses Jahres und erst recht 2023 viele Unternehmen dabei unterstützen, ihre Lieferkette transparenter zu gestalten.“