Logistik-Indikator: BVL-Chef sieht Trendwende

Dienstleister wie Verlader schätzen ihre Lage zwar noch immer eher schlecht ein und blicken besorgt auf das kommende halbe Jahr. Aber: Die negativen Einschätzungen sind zuletzt deutlich seltener geworden. Für Prof. Thomas Wimmer scheinen die Weichen für eine Erholung gestellt zu sein.

Prof. Thomas Wimmer: „Auch auf der Beiratssitzung der BVL am vergangenen Donnerstag gab es einige sehr optimistische Stimmen.“ (Foto: BVL/Jan Meier)

In der deutschen Logistikwirtschaft hat sich das Geschäftsklima im laufenden Quartal im Vergleich zum ersten Jahresviertel verbessert. Der Index legte um 2,6 auf nun 85,6 Punkte zu. Er liegt damit weiterhin deutlich unterhalb des Normalniveaus (100 Punkte). Nur sieben Mal war der Wert schlechter seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2005. Das geht aus den Umfragen des Ifo Instituts für den Logistik-Indikator hervor, den die Bundesvereinigung Logistik (BVL) gegen Ende jedes Quartals veröffentlicht. Die aktuellen Daten und Grafiken bilden also erst die Erhebungen der Monate April und Mai ab.

Damit ist die Gesamtstimmung im Wirtschaftsbereich Logistik nun vergleichbar mit der vom dritten Quartal 2009, als sich die Erholung der deutschen Wirtschaft nach der Finanzmarktkrise beschleunigte. Erst ein Jahr später wurde damals wieder die 100-Punkte-Schwelle überschritten.

„Die Zahlen für das zweite Quartal 2024 zeigen nun endlich wieder ein positiveres Bild: Zwar liegen alle Indikatoren immer noch klar unter 90 und damit im negativen Bereich, doch haben sich Lage, Geschäftsklima und die Erwartungen gleichermaßen und signifikant verbessert“, stellt der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Thomas Wimmer fest. Mit Blick auf die Teilindikatoren wird in der Tat deutlich, dass sich die Lage- und Erwartungskomponenten sowohl auf der Dienstleister- als auch auf der Verladerseite positiver entwickelt haben.

Aufseiten von Industrie und Handel ist der Index für die Geschäftslage allerdings nur minimal zum Vorquartal gestiegen. Die Betriebe schätzen ihre aktuelle Situation also ähnlich ungünstig ein wie im Vorquartal. Da der Ausblick auf die kommenden sechs Monate jetzt aber deutlich weniger negativ ausfällt – von einem weit verbreiteten Optimismus kann noch keine Rede sein –, liegt der Wert der Erwartungskomponente auf Verladerseite nun über dem des Lageindikators. Das gab es zuletzt im ersten Quartal 2021.

„Dass die Erwartungen positiver eingeschätzt werden, untermauert die Trendwende“, sagt Wimmer und fügt hinzu: „Sofern nicht – wie zu Beginn der Corona-Pandemie, als viele mit einer deutlich schnelleren Erholung rechneten – tatsächlich etwas anderes eintritt.“ Doch jetzt gebe es positive Meldungen aus diversen Branchen, die auf eine Erholung hindeuteten. „Auch auf der Beiratssitzung der BVL am vergangenen Donnerstag gab es einige sehr optimistische Stimmen“, sagt der BVL-Chef weiter. Man erwarte einen deutlichen Anzug der Konjunktur im zweiten Halbjahr und fülle gerade die Lager auf, um dann ganz vorn mit dabei sein zu können, berichtet er. „Wenn sich die gestiegenen Erwartungen der Verlader erfüllen, wird traditionell das Geschäft der Dienstleister nachziehen.“

Das Geschäftsklima der Dienstleister hat sich deutlich aufgehellt. Der Indikator notiert auf einem Stand von 84,1 Indexpunkten, nach 80,7 im Vorquartal. Die Stimmung war zuletzt im ersten Jahresviertel 2023 besser. Die Unternehmen sind aber nach wie vor besorgt, die Lage ist überwiegend schlecht. Die Aufwärtsbewegung ist vor allem auf die weniger pessimistischen Geschäftserwartungen zurückzuführen. Die Geschäftslage wird nach wie vor als ungünstig eingeschätzt, wenn auch seltener als zu Beginn des Jahres.

Die Nachfrage war laut Ifo Institut erneut rückläufig, dies aber deutlich weniger häufig als in den vergangenen Quartalen. Auch die Nachfrageerwartung für die kommenden Monate fiel wesentlich weniger schlecht aus. Die Auftragsbestände blieben hingegen weitverbreitet sinkend. Und: Das Beschäftigtenniveau dürfte in den kommenden Monaten in etwa konstant bleiben. (cs)

Logistik-Indikator

Die Basis bilden etwa 4.000 Antworten von Logistik- sowie Industrie- und Handelsunternehmen (Dienstleister: 60 Prozent Güterverkehr/ohne Luftfracht, 40 Prozent Spedition und Logistik; Verlader: 66 Prozent verarbeitendes Gewerbe, jeweils 17 Prozent Großhändler und Einzelhändler). Indexwerte über 100 stehen für eine überdurchschnittlich positive, die Werte darunter für eine eher negative Einschätzung.

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