Erfolgreicher Seitenwechsel vom grünen Rasen zur Logistik

Über den Fußball ist der diesjährige DSLV-/DVZ-Nachwuchspreisträger Nils von Salzen zur Spedition gekommen. Bereut hat er es nicht.

Nils von Salzen (Foto: Martin Haag)

Gibt man den Namen Nils von Salzen in die Suchmaschine Google ein, dann liefern die ersten vier Treffer Verweise auf die fußballerischen Fähigkeiten des Gewinners des Young Freight Forwarder Germany Awards, der jährlich vom DSLV Bundesverband Spedition und Logistik und der DVZ ausgeschrieben wird. „Stimmt“, sagt der 23-Jährige mit einem Lachen. „Ich habe auf verschiedenen Leistungsebenen gespielt und es bis in die U19-Mannschaft des FC St. Pauli geschafft.“

Am Ende hat von Salzen dann aber doch dem zur damaligen Zeit (2017/2018) in Aussicht stehenden beruflichen Erfolg den Vorrang vor dem sportlichen Weiterkommen eingeräumt. „Ich hatte auch die Chance, weiterhin höherklassig Fußball zu spielen. Aber das Risiko, sich zu verletzen und dann ohne einen erlernten Beruf dazustehen, war mir zu groß“, sagt der noch immer aktive Innenverteidiger, der jetzt in der Kreisliga für den Deinster SV kickt. Die Anforderungen dort ließen sich besser mit den beruflichen Verpflichtungen vereinbaren, so der hochgewachsene gebürtige Buxtehuder. Zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn gab er auch Kurse für Stand-up-Paddling in Stade.

Über den Fußball kam von Salzen zu seinem Ausbildungsbetrieb und derzeitigen Arbeitgeber, AMA Freight Agency in Hamburg. Zunächst jedoch, nach dem Abitur 2017 am Gymnasium Athenaeum in Stade mit dem naturwissenschaftlichen Profil Mathematik und Physik, folgte zunächst ein Praktikum beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Daran schloss sich ein weiteres beim Maschinenbau- und Industrieservice Stade an. „Ich habe aber festgestellt, dass mir der kaufmännische Beruf letztlich doch näherliegt“, begründet von Salzen die Wahl der Speditionsausbildung.

Spedition statt Flugzeugbau

Davon überzeugte ihn auch Jörg Fock, Inhaber von AMA Freight. „Jörg organisierte noch zu meiner Schulzeit in unserer Region Fußballturniere, und so kamen wir in Kontakt“, erinnert sich von Salzen. Der blieb auch während des Aufstiegs in der Fußball-Leistungsklasse erhalten. Als für von Salzen feststand, dass Naturwissenschaft und Co. nichts für ihn sind, fragte er Fock, ob er nicht bei AMA Freight eine Ausbildung machen könnte. Für Focks Bereitschaft dazu und die Förderung der fußballerischen Karriere ist von Salzen ihm sehr dankbar. Fun Fact am Rande: „Ich bin als Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung übrigens etwas aus der Art geschlagen. Meine Familie ist stark von Airbus geprägt.“

Bei AMA Freight, einem inhabergeführten mittelständischen Speditionsunternehmen, arbeitet von Salzen in einem Team aus acht Personen als Sachbearbeiter Import. „Ich organisiere unter anderem für einen Automobilhersteller aus Süddeutschland das Lagergeschäft und wickle vollumfänglich Importe für FCL und LCL und in Teilen Cross-Trades ab“, berichtet von Salzen über sein Tätigkeitsfeld. Was dem Werder-Bremen-Fan an seinem Job besonders gefällt, ist die Abwechslung. „In der momentanen Situation mit zahlreichen Schiffsverspätungen muss man flexibel sein und sich jeden Tag einer neuen Herausforderung stellen.“

Die Teilnahme am deutschlandweiten Wettbewerb um den Young Freight Forwarder Germany Award sicherte sich von Salzen mit den guten Noten seines Abschlusszeugnisses der Berufsschule und der Prüfung vor der Handelskammer Hamburg in seinem Ausbildungsberuf.

Die Aufgabe, die ihm und weiteren Teilnehmern bei der Endausscheidung gestellt wurde, betraf ein Abfallsammel-Boot, das von Norddeutschland nach Serbien und wieder zurückgebracht werden sollte. Nachhaltig sollte es sein und ein Start-up einbezogen werde. Die Lösung, die von Salzen präsentierte, gefiel der Jury am besten.

Der frisch gebackene Champion darf sich über einen Gutschein für berufliche Weiterbildungsmaßnahmen freuen. „Ich möchte damit mein Englisch verbessern.“ Für die Europa-Ausscheidung des Wettbwerbs der Weltspediteurorganisation Fiata ist von Salzen jetzt automatisch qualifiziert. Wenn er auch hier gewinnt, kann er sich 2023 global mit anderen Regionalsiegern messen.

Bachelor-Abschluss angestrebt

„Für mich ist die Auszeichnung eine tolle Bestätigung für den Aufwand, den ich in den letzten Jahren investiert habe.“ Denn parallel zu seinem Tagesgeschäft arbeitet von Salzen auch noch an seinem Hamburger Logistik-Bachelor, ein Abschluss, den die Hamburger Fern-Hochschule (HFH) in Kooperation mit dem Verein Hamburger Spediteure, der Akademie Hamburger Verkehrswirtschaft und der Beruflichen Schule für Logistik, Schifffahrt und Touristik anbietet.

Im November soll die Arbeit, die einem BWL-Studium entspricht, abgeschlossen sein. „Mit dem Abschluss und der Ausbildung habe ich ein gutes Rüstzeug, um mich weiterzuentwickeln, denn auf Dauer will ich nicht Sachbearbeiter bleiben“, sagt von Salzen.

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