Fachkräftemangel: Die Branche muss sich selbst helfen
Der Fachkräftemangel setzt Speditionen und Logistikunternehmen zunehmend unter Druck – und verursacht schon jetzt gewaltige Kosten. Gerade beim Fahrpersonal „brennt der Kittel am stärksten“, betonte Prof. Christian Kille im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster. Allein im Jahr 2022 habe der Mangel an qualifiziertem Fahrpersonal die Branche um die 10 Milliarden Euro gekostet. Währenddessen schreitet der demografische Wandel erbarmungslos voran, die Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung, ihr Personalmanagement zu professionalisieren und die Widerstandsfähigkeit gegen Personalengpässe zu erhöhen.
Kille appellierte dabei an die Eigenverantwortung und den Willen der Branche. Möglichkeiten wie Weiterbildungsmaßnahmen oder die Schaffung einer positiven Unternehmenskultur gebe es reichlich: „Es liegt an uns als Logistikwirtschaft, dieses Problem zu lösen.“ Eine Einschätzung, die auch Steffen Küpper, Chief People & Culture Officer bei Leschaco, teilte. Die Logistik müsse ihre Hausaufgaben machen und trete am Arbeitsmarkt und in der Außendarstellung noch sehr zurückhaltend auf.
Entscheidende Stellschrauben seien sowohl die Mitarbeiterbindung als auch das Thema Recruiting, erklärte Fabienne Theis, Strategische HR-Business-Partnerin bei Zufall Logistics, und verwies dabei auf „neue Wege“ wie Social Media, die Weiterbildung von Quereinsteigern oder Recruiting von Fachkräften aus Drittstaaten. Letzteres müsse auf bürokratischer Ebene, beispielsweise mit Blick auf Anerkennungsverfahren, dringend von der Politik beschleunigt werden.
Für die jungen Nachwuchskräfte seien vor allem die Persönlichkeit und ein hohes Maß an Kreativität entscheidend – und nicht allein der Bildungsgrad, betonte Sven Eisfeld, Geschäftsführer von Hellmann Worldwide Logistics. Die Grundlagen hierfür: Freiraum und eine offene Fehlerkultur.
Auf der anderen Seite könne aber durch ein Mehr an Automatisierung und Digitalisierung eine höhere Effizienz erreicht werden, argumentierte Kille. Zu guter Letzt appellierte er an die Verantwortung der Führungskräfte von heute. Diese sollten als eine Art „Boje für die Orientierung“ von jungen Nachwuchskräften fungieren. (ab)