Wibke Mellwig: Häfen sind ihr Metier

Die neue Abteilungsleiterin für Wasserstraßen und Schifffahrt im BMDV kennt die maritime Branche und Arbeit in der Behörde aus dem Effeff. Für sie leistet die Verwaltung einen wichtigen Beitrag zur Demokratie. Ein Porträt.

Wibke Mellwig bei der Generalversammlung der IMO in London im Dezember 2023. (Foto: privat)

Berlin, Bonn, Hamburg und immer mal wieder Binnen- und Seehäfen: Das sind die Orte, an denen Wibke Mellwig derzeit regelmäßig unterwegs ist. Seit Mitte November leitet sie die Abteilung Wasserstraßen und Schifffahrt im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), deren Dienstsitze sich auf die ehemalige und heutige Hauptstadt verteilen. Mit ihrer Familie lebt die gebürtige Westfälin in Hamburg. „Ich versuche, die Standorte unter der Woche möglichst nicht zu wechseln, dafür sind die Wege zu weit“, sagt Mellwig und freut sich gleichzeitig über die thematische und geografische Abwechslung.

In der Rolle der Abteilungsleiterin ist die 49-Jährige mit ihren rund 120 Mitarbeitenden im Ministerium zuständig für die Umsetzung der politischen Ziele, die sich aus dem Koalitionsvertrag ergeben. Das Themenspektrum reicht dabei vom Management der Wasserstraßen in ganz Deutschland bis hin zu rechtlichen Aspekten der internationalen Seeverkehrspolitik. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen zudem die nachgelagerten Behörden wie die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung oder das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.

Aktuell spielen die Nationale Hafenstrategie und die daraus folgende Finanzierung der Maßnahmen eine wichtige Rolle in ihrem Job. Aber nicht nur, macht Mellwig deutlich und betont, wie wichtig neben operativen Verbesserungen der Infrastruktur auch übergeordnete Projekte sind: „Wir müssen unbedingt am Image der Binnenschifffahrt arbeiten.“ Dieser Verkehrsträger biete sehr viel Potenzial und dessen Vorteile lägen auf der Hand. Aber bislang sei es nicht gelungen, den Anteil am Verkehrsmix zu steigern. „Wir müssen dafür mehr werben und die Möglichkeiten der Branche und des Berufsbilds in der Gesellschaft besser darstellen.“

Kein Kapitän in der Familie

Während Mellwig noch dabei ist, die vielen neuen Kollegen und Themen kennenzulernen, sind ihr die Abläufe in der Verwaltung bestens vertraut. 20 Jahre hat sie zuvor bei der Stadt Hamburg in verschiedenen Positionen gearbeitet. Und die Sorgen, Nöte und Themen der maritimen Branche kennt sie. Auch wenn sie privat nicht maritim vorgeprägt ist – „es gibt keine Kapitäne in meiner Familie“ –, hatte sie früh Berührungspunkte mit der Branche, die sie seitdem schätzen gelernt hat.

Nachdem sie 2004 das Nachwuchsführungskräfteprogramm in der Hamburger Verwaltung beendet hatte, führte sie ihre erste „Planstelle“ in die Wirtschaftsbehörde der Hansestadt. Dort arbeitete sie an den von der EU vorgeschlagenen und umstrittenen Port Packages, die aufgrund großer Gegenwehr schlussendlich verworfen wurden. In dieser Zeit hatte sie die ersten Kontakte zu maritimen Verbänden und ihrem heutigen Arbeitgeber, dem Bundesverkehrsministerium.

Anschließend beschäftigte sie sich sowohl beruflich als auch in ihrer Doktorarbeit mit der Infrastrukturfinanzierung der Häfen und dem europäischen Beihilferecht. „Von da an hat mich dieser Bereich nicht mehr losgelassen“, erinnert sich Mellwig.

Mellwig kennt die Schifffahrt

So kommt es auch, dass eine der ersten Reaktionen aus der Branche auf ihre Berufung – mit etwas Augenzwinkern – lautete: „Das ist eine gute Nachricht für uns, denn Wibke Mellwig hat schon mal ein Schiff gesehen und weiß, wie Häfen funktionieren.“

Sie schätzt die vergleichsweise kleine Welt der Schifffahrt, in der jeder jeden kennt und die Kooperation mit allen Akteuren sehr angenehm und vernünftig sei. Die Zusammenarbeit mit den Lobbyverbänden sieht sie sehr pragmatisch. Es gebe etablierte Formate und gute Arbeitsbeziehungen. Zwar seien die Interessen der Verbände manchmal andere als die des Bundes, dafür finde man aber immer Kompromisse, wie es in einer Demokratie üblich sei. Gleichzeitig gebe es auch genügend Beispiele, bei denen man gegenüber anderen Ministerien oder der Gesellschaft gemeinsam für „die gute Sache“ werben könne. „Das ist der besonders angenehme Teil an der gemeinsamen Arbeit.“

Gefragt, warum sie bei aller Begeisterung für die maritime Branche, die ja durchaus internationales Karrierepotenzial bietet, den öffentlichen Dienst vorzieht, zögert Mellwig keine Sekunde: „An der Verwaltung reizt mich, dass ich Dinge für die Gesellschaft gestalten kann, und ich bin überzeugt, dass sie einen ganz wesentlichen Beitrag zur Demokratie leistet.“ Zudem habe sie in den 20 Jahren ihrer bisherigen Behördenlaufbahn immer Tätigkeiten gehabt, bei denen sie Gestaltungsspielräume und gute Vorgesetzte hatte.

In der aktuellen Zeit der multiplen Herausforderungen – seien es die Transformation und Finanzierung der Häfen, der Erhalt und Ausbau maroder Infrastruktur oder der Fachkräftemangel – plädiert sie für transparente Kommunikation. „Es gibt Gruppen in der Gesellschaft, die einfache Lösungen proklamieren. Die gibt es aber nicht, denn dafür sind die Herausforderungen einfach zu groß“, ist sich Mellwig sicher: „Das müssen wir immer wieder erklären und als Bund die drängendsten Probleme als Erstes angehen.“

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