Hellmann-Personalchefin: „Der Arbeitsmarkt ist leergefegt“
Der Fachkräftemangel ist überall zu spüren. Um Lösungen zu finden, diskutierten am vergangenen Freitag Unternehmer und die Politik beim „DVZ Flash - Die digitale Debatte“. Als Lösung sehen die Teilnehmer unter anderem die beschleunigte Qualifizierung von Arbeitnehmern und die Zuwanderung aus dem Ausland, darunter aus Drittstaaten. „Der Arbeitsmarkt ist leergefegt“, sagte Christa Stienen, Global Head HR bei Hellmann Worldwide Logistics. Man wisse schon länger, dass das Thema komme, deshalb müsse man das Problem nun schnell und professionell lösen.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Koordinator für Güterverkehr und Logistik, Oliver Luksic (FDP), sagte, es werde nicht die eine Maßnahme geben, um den Fachkräftemangel abzumildern. Derzeit werde überlegt, Anwerbeabkommen mit Drittstaaten abzuschließen. Auch beim Lkw-Führerschein bewege sich etwas. So sollen Fahrer ihre Prüfungen künftig auch in einer anderen Sprache als Deutsch ablegen können.
Das wäre hilfreich, sagte Christa Stienen. Qualifizierung und Sprachkenntnisse könne man auch „On the Job“ nachholen. Sie beklagt die große Bürokratie. Wenn man jemanden aus dem Ausland anstellen wollte, müsse man viele Formulare teils mehrfach ausfüllen, diese an die Botschaften in Berlin schicken. Am Beispiel der Philippinen schildert sie, dass dann geprüft werden müsse, ob die Qualifikation, die in Deutschland gebraucht werde, von der Person dort überhaupt geleistet werden könne.
300 Tage, um einen Mitarbeiter aus einem Drittstaat zu holen
Stienen weiß von anderen Unternehmern, dass der gesamte Anwerbeprozess 300 Tage gedauert habe, also fast ein ganzes Jahr. Neben der Anwerbung ist für sie besonders wichtig, dass die neuen Mitarbeiter ins Unternehmen und im Land integriert werden. „Das wird unterschätzt“, so Stienen. Manuel Fink, Geschäftsführer des Personaldienstleisters Adecco hält die Lage für ebenso desolat. Seine Firma werde von Kunden derzeit quasi überrannt. Als eine Lösung nennt er die Teilqualifizierung von Arbeitnehmern. Oliver Luksic warnte vor Zuständen wie in Großbritannien. Das könne sich Deutschland nicht erlauben, denn „wir sind Exportland“. Der Peak des Problems komme ja erst noch.
„Wir sind England“, hob René Große-Vehne hervor, Geschäftsführer des Fuhrunternehmen GV Trucknet. Man brauche kurz-, mittel- und langfristige Lösungen, darunter technische. Und wann werde der Führerschein wieder gefördert, fragt der Unternehmer. Er schlägt vor, dass die Ausbildung zum Berufskraftfahrer mit 17 Jahren beginnen sollte.
Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass der Beruf des Berufskraftfahrers schlecht angesehen ist. „Der macht nur das, was wir wollen. Der bringt uns unsere Brötchen“, hob Große-Vehne hervor. Deshalb müsse man für Bedingungen sorgen, so dass der Fahrer wieder gerne fährt.