Studie: CO2-reduzierende Maßnahmen senken Unternehmenskosten
Nachhaltigkeitsbestrebungen senken Unternehmenskosten und die Coronapandemie hat die Anstrengungen der Transport- und Logistikbranche in puncto Nachhaltigkeit nicht geschwächt. Das sind die zentralen Ergebnisse einer im September 2020 durchgeführten, qualitativen Onlineumfrage von der Hamburger Kühne Logistics University und des European Freight and Logistics Leaders’ Forum (F&L). Dazu wurden 92 Führungskräfte befragt, die am Management europäischer Logistiksysteme beteiligt sind.
Logistikdienstleister sind besser als Verlader
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen hat bereits eine nachhaltige Logistikstrategie oder ist dabei, eine solche einzuführen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen über eine nachhaltige Logistikstrategie verfügt, hängt zum Teil von der Unternehmensgröße ab. Bei Unternehmen mit über 1 Milliarde Euro Umsatz ist die Wahrscheinlichkeit für eine solche Strategie doppelt so hoch wie bei Unternehmen mit unter 50 Millionen Euro Jahresumsatz.
Auch hatten deutlich mehr Logistikdienstleister eine nachhaltige Logistikstrategie als Verlader – vermutlich, weil Logistik ihr Kerngeschäft ist. Das schätzen die Studienanalysten. Verlader würden häufig einen Großteil oder die gesamte Logistik an Logistikdienstleister auslagern und relativ wenige logistische Logistikaktivitäten selbst durchführen. Ergo hätten sie ein geringeres Bedürfnis, eine solche Strategie zu entwickeln. Sie könnten jedoch die Umweltkompetenz als Auswahlkriterium bei der Auswahl ihrer Logistikdienstleister einbeziehen, raten die Experten.
30 Prozent der befragten Unternehmen wurden in der Studie in die Kategorie „führend" für nachhaltige Logistik eingestuft: Sie verfügen bereits über entsprechende Strategien, haben sich absolute CO2-Reduktionsziele für ihren Logistikbetrieb gesetzt und sind in der Lage, die damit verbundenen CO2-Emissionen differenziert zu messen. Am anderen Ende der Skala stehen 15 Prozent der Unternehmen, die ihre Logistikemissionen derzeit nicht messen. Ein Drittel hat sich noch keine Ziele zur Reduzierung der Emissionen gesetzt.
Kosteneffizienteste Wege zur Dekarbonisierung
Rund 40 Prozent der Befragten (60 Prozent der Befragten in führenden Unternehmen) gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte der CO2-reduzierenden Maßnahmen auch die Kosten senkt. Die drei kosteneffizientesten Wege zur Dekarbonisierung seien die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene, die Verbesserung der Fahrzeugauslastung und die Umstellung von Transporten auf erneuerbare Energien.
Eine besonders wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung des Sektors kommt dabei der Digitalisierung zu. Drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass sie in den nächsten fünf Jahren einen transformativen Einfluss auf die Logistik haben wird. Verbesserungen der Transparenz in der Lieferkette, Fortschritte, Transportmanagementsysteme, Innovationen in der Fahrzeugführung und Online-Logistikplattformen sollen voraussichtlich den größten IT-Beitrag zur Dekarbonisierung der Logistik leisten.
Die Coronapandemie hat die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Unternehmen nicht eingeschränkt, darüber ist sich ein Großteil (70 Prozent) einig. Im Gegenteil: Manche glauben, dass sie sogar positive Auswirkungen auf die Bemühungen zur Dekarbonisierung der Logistik haben wird.
Emissionsmessung als Kernkompetenz
Transparenz in der Lieferkette und das damit verbundene Messen von emittierten Treibhausgasen sind Grundlagen für die Ausarbeitung nachhaltiger Strategien. 85 Prozent der befragten Unternehmen erheben ihre CO2-Emissionen, der Rest nicht. Ein Viertel der gesamten Stichprobe und mehr als 40 Prozent der führenden Unternehmen können sowohl die Emissionsdaten disaggregieren als auch für die externe Nutzung zur Verfügung stellen. Dabei schneiden Logistikdienstleister deutlich besser ab als Verlader. Das kann daran liegen, dass sie immer häufiger kunden- und sogar sendungsspezifische Emissionsdaten liefern müssen, was die Emissionsmessung zu einer Kernkompetenz macht.
Was die Transparenz und Kooperation untereinander betrifft, sind die befragten Unternehmen jedoch eher zurückhaltend. Obwohl es für eine Netto-Null-Logistik eine viel stärkere gemeinsame Nutzung von Logistikanlagen bräuchte, berichteten die Befragten von vielen Einschränkungen der logistischen Zusammenarbeit. Dazu gehören Wettbewerbsdruck, Datenschutz, Datenschutzbedenken, die Managementkultur und mangelndes Vertrauen.
Die Stichprobe
Ein Großteil der Befragten sind Verlader und Spediteure und haben einen Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Euro. Die Zusammensetzung der Stichprobe ist nicht repräsentativ für die gesamte EU-Industrie. Die Studie beleuchtet zudem Best Practise Beispiele von Procter & Gamble, Stora Enso, Kuehne + Nagel, Vlantana, Tata Steel, Saint-Gobain Isover, Transporeon, Bertschi und LKW Walter.