Augen weit auf bei der Ladungsvergabe!

Der Fahrerstreik im April in Gräfenhausen war kein Einzelfall. Die Fahrer merken, welche Macht ihnen die ihnen anvertraute Ladung gibt. Die Auftraggeber müssen daher viel genauer hinschauen, wem sie ihre Ladung anvertrauen, meint Lutz Lauenroth.

Déjà-vu in Gräfenhausen. Erneut sammeln sich osteuropäische Fahrer auf dem Parkplatz an der A5, um ausstehende Zahlungen zu erstreiken. Im Mittelpunkt steht dasselbe polnische Unternehmen, dessen Geschäftspraktiken dort schon im April angeprangert wurden.

Nur ein Einzelfall? Auf den ersten Blick schon. Aber auch andere osteuropäische Firmen dürften mit allen Mitteln daran arbeiten, die Fahrerkosten möglichst gering zu halten, sei es durch niedrigste Löhne oder schlechte Arbeitsbedingungen. Wenn Fahrer aber künftig die Macht der Ladung auf ihren Lkw nicht nur einsetzen, um das ihnen zustehende Geld einzutreiben, sondern auch, um ihre oft unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu verbessern, dann dürfte Gräfenhausen zu einem Wallfahrtsort für unzufriedene osteuropäische Fahrer werden.

Für die Auftraggeber derartiger Unternehmen birgt die Entwicklung eine Gefahr. Nicht nur, dass Ladung für Tage oder Wochen blockiert wird. Auch ihr Image dürfte leiden, wenn sie trotz anderslautender Bekenntnisse weiter – nur auf Dumpingpreise achtend – solche Dienstleister beauftragen.

Gräfenhausen zeigt: Fahrer setzen sich zur Wehr. Ob die Auftraggeber – Verlader und Spediteure – wollen oder nicht: Sie werden künftig viel genauer hinschauen müssen, wem sie ihre Ladung anvertrauen. Augen weit auf bei der Ladungsvergabe, muss daher ihre Devise werden.

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