Wo bleibt der Fachkräfte-Doppelwumms?
Die Transport- und Logistikbranche hat derzeit mit so vielen gewaltigen Herausforderungen zu kämpfen, dass der vielleicht wichtigste Aspekt, der Fachkräftemangel, ein wenig aus dem Fokus geraten scheint. Doch das heißt nicht, dass es nicht höchste Zeit ist, etwas zu unternehmen, bevor in den Betrieben mangels Mitarbeitern das Licht ausgeht.
Den nötigen Warnschuss hat das Jobportal Indeed jetzt abgegeben: Dessen Experten haben die Entwicklung des Logistik-Stellenmarkts in den letzten zweieinhalb Jahren untersucht, und das Ergebnis lässt darauf schließen, dass die kurz- bis mittelfristigen Aussichten finster sind. Nicht nur, dass Stellenanzeigen monatelang im Netz stehen, ohne dass etwas passiert, es sind auch immer mehr Positionen zu besetzen.
Besonders erschreckend dabei ist, dass sich die Zahl der Stellenanzeigen in der kurzen Zeit fast verdoppelt hat. Das darf und muss als Gradmesser für die Verzweiflung der Branche stehen.
Was aber ist zu tun? Alle Bemühungen der Branchenakteure, die Jobs in der Logistik als cool, sinnvoll und auch karrieremäßig attraktiv darzustellen, scheinen nicht auszureichen. Und die einfache Forderung „Dann zahlt halt mehr Geld“ kann auch nicht die allein seligmachende Formel zur Lösung des Dilemmas sein. Die Problematik ist deutlich vielschichtiger.
Im Grunde genommen ist jetzt die Ampelkoalition gefragt, die Rahmenbedingungen rasch und vor allem ohne große Bürokratie-Hemmnisse anzupassen. Die Eintrittshürden in den deutschen Arbeitsmarkt müssen erheblich gesenkt werden, und die Anerkennung ausländischer Diplome und Ausbildungszertifikate muss einfacher werden. Möglicherweise nutzt das der eine oder andere aus, aber für die Mehrzahl potenzieller Arbeitskräfte würde der deutsche Arbeitsmarkt erheblich attraktiver. Und was das Sprachproblem anbelangt: Mittlerweile gibt es so viele digitale Möglichkeiten, fremdsprachige Mitarbeiter einzubinden, dass das Problem keines mehr wäre.
Nur: Der Doppelwumms muss jetzt kommen. Hubertus Heil, übernehmen Sie!