Volta Trucks: Ab in die Mitte

Der Nahverkehr der Zukunft wird emissionslos laufen – und dafür konzipierte, doch klassisch anmutende E-Lkw gibt es einige. Auch der Newcomer Volta Trucks ist dabei und hat seiner Lösung gleich einen optimierten Arbeitsplatz spendiert. Ein Fahrbericht.

Den Nahverkehr der Zukunft übernehmen emissionslose Lkw. Auch der Newcomer Volta Trucks ist dabei und hat seiner Lösung gleich einen optimierten Arbeitsplatz spendiert. (Foto: Moushu Photography/Marlon Cole)

Alles sehr einfach, alles sehr übersichtlich: Der erste Eindruck am Steuer eines Volta Zero überzeugt. Beinahe ebenerdig gelingt der Einstieg denkbar einfach, nur eine Stufe gilt es zu überwinden. Klassische Klapptüren gibt es nicht, sie werden – beidseitig – durch elektrisch betriebene Schiebetüren ersetzt. Wobei es vollkommen gleichgültig ist, ob man den Volta nun von links oder von rechts betritt: Seinen Arbeitsplatz findet der Fahrer mittig in der Kabine. Das ist ausgesprochen ungewöhnlich für ein Straßenfahrzeug.

DVZ-Tester Hans-Jürgen Wildhage (oben) hat sich rasch mit dem Volta Truck vertraut machen können. Und auch an die mittige Sitzposition in der Kabine des für den Nahverkehr entwickelten E-Lkw hat er sich schnell gewöhnt. (Foto: Moushu Photography/Marlon Cole)

Der Vorteil des vollkommen symmetrisch arrangierten Ein- und Ausstiegskonzepts liegt angesichts des designierten Einsatzgebiets des Volta Trucks auf der Hand: Nahverkehr in Ballungsgebieten. Da ist es vielfach sinnvoll, auf der verkehrsabgewandten Seite zunächst aus- und später wieder einsteigen zu können – Paketdienst- und Kurierfahrer kennen die Thematik.

Perfekte Rundumsicht

Vom Fahrersitz aus ist die Rundumsicht dank der großzügigen Verglasung der Kabine sehr gut. Der Hersteller gibt das direkt einsehbare Sichtfeld mit 220 Grad an. Für den Blick nach hinten entlang der Fahrzeugflanken sind Kameras zuständig, die ihr Bild auf Monitore an den beiden A-Säulen liefern. Zusätzlich wird der Bereich unmittelbar hinter dem Lkw überwacht, das Digitalbild erscheint auf einem weiteren Monitor mittig im oberen Bereich der Windschutzscheibe. Darüber hinaus gibt es vier Kameras, die elektronisch zusammengeschaltet eine aus der Pkw-Welt bekannte Totalüberwachung aus der Vogelperspektive möglich machen – im gefahrenen Prototyp-Fahrzeug war diese hilfreiche Funktion allerdings noch nicht in Betrieb.

Klassische Anzeigen erwartet man angesichts dieser Kameraflut natürlich nicht: Drei Digitaldisplays rund um das Lenkrad dienen einerseits der Bedienung des Fahrzeugs, andererseits aber auch als Eingabehilfe für Einstelloptionen. Auf Details einzugehen würde für den allerersten Fahreindruck zu weit führen. Hier stand zuerst einmal das reine Fahrgefühl im Vordergrund.

(Foto: Moushu Photography/Marlon Cole)

Schnell eingewiesen

Die Einweisung für die erste Probefahrt gelingt binnen kürzester Zeit. Die mittige Sitzposition erfordert eine wirklich erstaunlich kurze Eingewöhnungsphase – was gewiss auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Probefahrt nicht in einem verkehrsreichen, öffentlichen Innenstadtbereich stattfand, sondern auf einem abgesperrten Versuchsgelände. Die dort aufgebauten, durchaus dem designierten Einsatzfeld entsprechend eng gesteckten Verkehrsführungen meisterte der Volta-Neuling mit Anstand – und die Vorteile der ungewöhnlichen Sitzposition des Fahrers erschließen sich schnell.

Die deutlich nach vorn verjüngte Kabinenform allerdings verleitete anfangs bisweilen dazu, sich nicht gänzlich der tatsächlichen Fahrzeugbreite von üblichen 2,55 Metern bewusst zu sein. Hier ist zumindest zu Fahrtbeginn ein regelmäßiger und konzentrierter Blick in die digitalen Rückspiegel hilfreich – wir kennen das von klassischen Lkw, die mit schmaler Kabine vor breiten Aufbauten unterwegs sind.

Über die antriebsseitige Geräuschentwicklung in der futuristischen Kabine ist nichts anderes zu berichten als von anderen elektrisch angetriebenen Lastwagen bekannt: Es herrscht Ruhe. Die E-Maschine (200 Kilowatt, Hersteller: Meritor) sitzt mitsamt einem zweistufigen, automatisch geschalteten, ebenfalls von Meritor gelieferten Getriebe weit hinten im Fahrzeugrahmen. In dem Prototypen ist der Übersetzungswechsel bei etwa 40 Stundenkilometern noch deutlich zu spüren und angesichts des leeren Laderaum an sich auch überflüssig. Dem flüssig-eleganten Fahrerlebnis tut diese dem Entwicklungsstand des Volta Zero geschuldete Petitesse gleichwohl keinen Abbruch.

200

Kilometer Reichweite bringt der Volta-Truck mit. Das reicht für die typischen Verteilerrunden im urbanen Gebiet.

Je nach Batterieausstattung (Hersteller: Proterra) und Einsatzbedingungen kann der Nahverkehrs-Lkw praxisgerechte Reichweiten von bis zu 200 Kilometern erreichen. Wobei die gesamte Thematik einer batterieelektrischen Gütermobilität bei Volta – wie auch bei den bereits etablierten Nutzfahrzeuganbietern – ganzheitlich betrachtet wird. Rein technisch gesehen erscheint die Hardware, sprich das Fahrzeug, nach der kurzen Probefahrt weitgehend einsatzbereit.

Zu den Hausaufgaben zählen darüber hinaus aber weit größere Umfänge, wenn es um den Aufbau oder die Umstellung einer ganzen Flotte von Nahverkehrs-Lkw geht. Volta Trucks nennt hier „Truck as a Service“ (TaaS) als einen Lösungsansatz. TaaS soll eine reibungslose Umstellung von Flotten jeder Größe auf Elektrofahrzeuge möglich machen. Heißt: Den Volta Zero und alle Dienstleistungen, die für den Betrieb einer Elektroflotte erforderlich sind, gibt es gegen eine planbare monatliche Gebühr. Alle Kosten, die Flottenbetreibern beim Betrieb einer Elektroflotte normalerweise entstehen, sollen in der monatlichen TaaS-Gebühr enthalten sein, sagt Volta. Das vollumfängliche Sorglospaket soll parallel zum tatsächlichen Markteintritt der ersten Volta-Zero-Lkw im Laufe 2023 verfügbar sein. (ben)

Ihr Feedback
Teilen
Drucken

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen kostenlos testen

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen kostenlos testen

Nach oben