Fenja Bierwirth will Großes bewegen

Schwertransporte müssen gut geplant sein. Der Aufwand dafür ist hoch. Hierbei unterstützt das neue Unternehmen Feemax um die Gründerin Fenja Bierwirth.

Der Firmenname basiert auf ihrem Spitznamen Fee. Der Rest war der Vorschlag einer Freundin. (Foto: Kristina Heisler/ Nerdhive GmbH)

Klein-Klein interessiert Fenja Bierwirth eher nicht. Das gilt wortwörtlich, denn die 32-Jährige ist schon seit 15 Jahren in der Schwerlastbranche tätig. Aber auch in Bezug auf ihr Start-up Feemax, mit dem sie sich um die Genehmigung und Abwicklung von Großraum- und Schwertransporten kümmert, hat die Bremerin ehrgeizige Pläne. „In 10 bis 15 Jahren möchte ich genügend Geld haben, um fünf Windkraftanlagen zu betreiben und eine eigene Immobilie zu besitzen“, sagt Bierwirth. „Im Büro im ersten Stock sollen dann ein Dutzend Mitarbeiter herumlaufen, und im Erdgeschoss gibt es ein Café, weil ich schon immer eines betreiben wollte.“

Mit ihrem erst im März gegründeten Start-up beschäftigt Bierwirth bereits eine Aushilfe und erhält Unterstützung von ihrer besten Freundin. Zwei Mitarbeiter fangen im Oktober an, eine Person für den kaufmännischen Bereich sucht sie noch. Grund für die rasante Entwicklung: ihr Investor, mit dem sie zufällig in Kontakt kam.

Eigentlich habe sie nur ihren Facebook-Account löschen wollen, erwischte aber versehentlich auch ihren Instagram-Account. Als sie beide reaktivierte, fielen ihr der Beitrag eines BF3-Fahrers (Begleitung von Schwertransporten) auf, der sich selbstständig machen wollte und nach Hilfe suchte, sowie der eines Unternehmers, der Unterstützung anbot. Zwei Wochen lang dachte sie nach, dann kontaktierte sie letzteren und beide trafen sich auf einen Kaffee. „Die Chemie passte und seitdem ist der Unternehmer mein Investor.“ Derzeit arbeiten sie an den Strukturen.

Erfolgreicher Start

Ursprünglich wollte sie erst kommendes Jahr jemanden einstellen, „aber wir werden bereits ab Oktober mehrere Sprinter erhalten, die uns für verkehrslenkende Maßnahmen zur Verfügung stehen“, sagt die Gründerin. „Ab Januar kommen dann noch drei Begleitfahrzeuge der Kategorie-4-Transporte hinzu. Insgesamt sind dies Investitionen in Höhe von 350.000 bis 500.000 Euro.“

Ebenso wenig war ihr Weg in die Branche geplant. Eigentlich wollte sie nach dem Fachabitur Journalismus studieren. Da ihre Mutter sie und ihren Bruder allein großzog und die Finanzierung schwierig war, entschied sie sich für eine Ausbildung. „Bei mehreren Bewerbungen hieß es, ich sei überqualifiziert, erst mit der allerletzten Bewerbung hatte ich Erfolg“, erinnert sie sich.

Ich motiviere Menschen, weil ich meinen Job von ganzem Herzen liebe. Das kann ansteckend sein. Fenja Bierwirth, Feemax

Ein Jahr nach der Ausbildung zur Bürokauffrau bei Megalift, einem auf Krane und Schwertransporte spezialisierten Unternehmen aus Bremen, wechselte sie zu einem anderen Kranunternehmen. Richtig gut gefiel es ihr in einem Autohaus, wohin sie wiederum ein Jahr später wechselte. „Wir waren ein tolles Team, aber als meinem damaligen Chef gekündigt wurde, änderte sich die Stimmung“, berichtet sie. Also ging sie wieder zurück zu Megalift und habe sich nach eineinhalb Jahren gedacht: „Wenn die das können, kann ich das auch.“

Unterstützung holte sie sich im Starthaus Bremen und Bremerhaven, der zentralen Anlaufstelle für Gründungsinteressierte. Für ihren Businessplan erhielt sie einen Mikrokredit der Förderbank für Bremen und Bremerhaven (BAB). Inzwischen sei sie in der Gründerszene der Hansestadt gut vernetzt, auch beim Female Founders Coffee Club des Starthauses, einem Netzwerk für Gründerinnen. Mit vier Frauen ist der Austausch sehr rege und jede unterstütze jede.

Nur eins fehlt: „Leider gibt es in Bremen bisher kaum Logistik-Start-ups“, bedauert die Jungunternehmerin, die nach 15 Jahren in der Branche Logistikerin durch und durch ist. Fragt man sie nach ihrem Alleinstellungsmerkmal stellt sie jedoch etwas anders heraus: „Ich motiviere Menschen, weil ich meinen Job von ganzem Herzen liebe, und das kann ansteckend sein. Feemax ist wie mein Baby und meine Kunden nenne ich Partner.“

Wettbewerber, von denen es in Deutschland etwa 25 bis 50 gebe, scheut sie nicht. Nur wenige Unternehmen bieten wie sie alles aus einer Hand an – also sowohl Genehmigungen als auch Transportbegleitung. „Ich kenne niemanden, der jünger ist als ich, und auch niemanden, der so wie ich Soziale Medien nutzt.“Dass ihr Vertrieb so viel Spaß bringen könnte, ist eine neue Erfahrung, die sich Bierwirth so erklärt: „Ein guter Verkäufer liebt, was er verkauft.“ Wie erfolgreich sie dabei ist, zeigen die sieben Kunden, für die sie bereits arbeitet. 60 bis 70 Genehmigungen habe sie derzeit pro Woche. Damit sei sie gut ausgelastet, habe aber auch noch etwas Kapazität.

Sie will Kunden persönlich kennen

Ihre Kritik an den Genehmigungsbehörden beschränkt sich auf die Ferienzeit, in der besonders viele Baustellen eingerichtet sind: „Dann muss viel umgeplant werden, und es fehlen urlaubsbedingt die Bearbeiter. Das ist in einigen Regionen ein Riesenproblem, weil die Behörden dort unterbesetzt sind“, bemängelt sie. Es lohne sich aber nicht, sich darüber zu ärgern, ihre Energie setze sie lieber für Positives ein.

Für etwas Ausgleich sorgt sie auch. So ist der Sonntag frei, und auch für Familie, Freunde und Spaziergänge mit ihrem Hund nimmt sie sich Zeit. Außerdem liest sie gern und verbringt Zeit im Garten. Wenn alles klappt, möchte sie ihre Mutter von dem mit Feemax verdienten Geld zu einem Urlaub einladen. Außerdem probiert sie gerade aus, remote zu arbeiten, wodurch ebenfalls neue Freiheiten entstehen könnten.

Mit ihrem Start-up will sie zeigen, was gute Qualität in Deutschland bedeutet. Dafür ist es ihr wichtig, jeden Kunden persönlich kennenzulernen. Deshalb fokussiert Sie sich auf Unternehmen, die nicht weiter als zwei Stunden von Bremen entfernt sind. Während bislang Partner die Begleitung der Schwertransporte übernehmen, sollen das künftig eigene Mitarbeiten abdecken. Etwa 20 bis 30 Fahrzeuge hätte sie gern, am besten mit nachhaltigem Antrieb, aber: „Noch kommen E-Fahrzeuge aufgrund der geringen Reichweite, der langen Ladezeiten und der fehlenden Ladeinfrastruktur leider nicht in Betracht.“ Zu schnell möchte sie jedoch nicht wachsen. „Ich will vernünftige Systeme aufbauen und muss ja selbst mitwachsen.“

Eine Herausforderung dabei ist die Finanzierung: „Kleinere Banken kennen sich mit Sprintern nicht aus und größere erwarten ein mindestens zwei Jahre altes Unternehmen.“ Gerade bewirbt sie sich für einen Risikokapitalfonds, mit dem 20 Millionen Euro für 15 Start-ups aus der Luft- und Raumfahrtbranche, Logistik und dem Bereich künstliche Intelligenz finanzieren wollen. Bei ihrem ersten Banktermin habe sie sich große Sorgen gemacht und mit mindestens 20 weiteren Terminen gerechnet, aber es klappte gleich beim ersten Mal. (alb)

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