Start-ups to watch 2022
Immer mehr Logistik-Start-ups setzen auf das Thema Nachhaltigkeit. Diese 14 Jungunternehmen sollten Sie 2022 im Auge behalten.
Johannes Berg: „Lösungen für eine ganze Reihe von Problemen“
CO2OPT bietet eine KI-basierte Webplattform, auf der Transportunternehmen potenzielle Einsparungen bei Kraftstoffkosten und CO2-Emissionen durch optimierte Reifenmanagementverträge aufgezeigt bekommen und diese direkt abschließen können. „So lassen sich bis zu 7 Prozent Kraftstoffkosten und somit auch signifikante CO2-Emissionen einsparen. Sobald die ausgewählten Reifen montiert sind, werden die Einsparungen direkt ,eingefahren‘, wodurch die jeweilige Spedition einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leistet“, erklärt Berg.
Das Hamburger Start-up Kiezbringer betreibt einen digitalen Marktplatz mit nachhaltigem Lieferdienst. Die Produkte aus lokalen Geschäften werden nach virtueller Bestellung per App mit dem Lastenrad zu den Kunden nach Hause transportiert. Anders als andere Lieferdienste beschränkt sich Kiezbringer nicht nur auf Lebensmittel, sondern bietet Produkte aus sämtlichen Branchen an, die es in der jeweiligen Nachbarschaft gibt. „Kiezbringer erweckt den Kiez der Zukunft zum Leben – nachhaltig und mit sozialer Verantwortung. Sie bieten eine vollumfassende Erlebnisplattform für das physisch-virtuelle Shopping des lokalen Handels und nachhaltigen Lieferservice“, erklärt Berg. Aktuell ist der Service des Start-ups allerdings nur in ausgewählten Stadtteilen von Hamburg verfügbar.
Das luxemburgische Start-up Waves betreibt eine Nachhaltigkeits-Management-Plattform, um die CO2-Bilanz von Transporten und Produktionsstandorten zu messen und so für die Führungskräfte in Unternehmen sichtbar zu machen. Die übermittelten Daten sollen anschließend helfen, das eigene Unternehmen nachhaltiger auszurichten. „Die Klimakrise ist aber nicht nur ein Problem, sondern eine ganze Reihe von Problemen, und wir brauchen viele innovative digitale Lösungen, um unsere Welt zu verbessern“, so Berg.
Eine jener Lösungen sieht er in den datengesteuerten Dekarbonisierungs-Tools von Tracks,die Methoden zur Messung und Reduzierung von Emissionen anbieten.
Alexander Garbar: „Eine echte Alternative für vernetzte Mobilität“
Breeze Technologies ist ein Anbieter von modernen Luftqualitätssensoren, -daten und -analysen. Das Unternehmen wurde unter anderem vom Bundespräsidenten im „Land der Ideen“ ausgezeichnet. „Die Reduzierung von Emissionen ist ein zentraler Baustein, um die Logistikbranche zukunftsfähig aufzustellen. Dafür benötigen wir das Wissen über den Status quo. Das liefert Breeze Technologies“, erklärt Garbar.
Everimpact hilft Städten und Industrien, ihre Treibhausgasemissionen mit IoT-Software zu messen. Sie kombiniert Satelliten-, Bodensensoren und KI-Daten. Emissionen werden so reduziert und monetarisiert. „Ein starkes Gründerteam, bestehend aus ehemaligen Mitarbeitern der UN, EU und der Gates Foundation, überzeugt auch durch die Erfolgsgeschichten, wie der Zusammenarbeit mit Shell“, meint Garbar.
Liefergrün ermöglicht nachhaltige Same-Day-Lieferungen. Dabei fokussiert sich das Start-up auf die nachhaltige Zustellung durch Fahrräder, Lastenräder und E-Autos. „Uns überzeugt bei Liefergrün das Wachstum: Bereits in 17 der 25 größten deutschen Städte sind die Kuriere auf der Straße und setzen die Vision der emissionsfreien letzten Meile um“, hebt der Startport-Geschäftsführer hervor.
AFTS hilft Unternehmen, ihre Lieferketten transparent nachzuvollziehen und Produkte bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgen zu können. „Mitte Juni 2021 wurde das Lieferkettengesetz verabschiedet. AFTS ermöglicht es nun, die Produkte über die gesamte Lieferkette zu verfolgen, um die nachhaltigen Eigenschaften von Produkten zu überprüfen. Ein smarter Ansatz, um Unternehmen in der Logistikbranche bei der Einhaltung des neuen Gesetzes zu unterstützen“, unterstreicht Garbar.
Upbus ist eine einheitliche Lösung für ein fließendes Verkehrssystem. Ein multimodaler Ansatz, der mehrere Verkehrsmittel kombiniert. „Die Lösung von Upbus ist vielseitig und auch für den Güterverkehr (Container) geeignet. Wir sehen in der Idee eine echte Alternative für eine nahtlos vernetzte und nachhaltigere Mobilität. Denn: Kommt es beispielsweise zum Stau kann der Upbus sich mit einer Seilbahn verbinden und dem Stau entgehen“, so Garbar.
DVZ: „Verbrauch, Kosten und Emissionen senken“
Horizer schafft mit solarer Mobilität eine nachhaltige Antriebsalternative zum klassischen Diesel. Das 2020 gegründete Jungunternehmen produziert Solarmodule, Energieerzeugungs- und Speichersysteme, die mit jedem Fahrzeug kompatibel sind. Ultradünne Solarfolien werden auf dem Fahrzeugdach angebracht und mit der Batterie verbunden. So sollen Kraftstoffverbrauch, Kosten und CO2-Emissionen deutlich gesenkt werden.
Fairsenden hat sich zum Ziel gesetzt, die letzte Meile in den wichtigsten Städten Deutschlands emissionsfrei zu organisieren. In Berlin und München steuert das Unternehmen bereits eigene E-Cargo-Bikes und Elektro-Van-Flotten. Die Routenplanung erfolgt mit Hilfe künstlicher Intelligenz. In einer ersten Finanzierungsrunde konnte sich das Jungunternehmen 4 Millionen Euro frisches Kapitel sichern.
Plastikmüll gehört zu den größten Bedrohungen für die Umwelt. Im Sinne der zirkulären Wertschöpfung hat das niedersächsische Start-up Papair die erste Luftpolsterfolie aus recyceltem Papier hergestellt. Dies soll Unternehmen künftig in die Lage versetzen, ihre Ware kosteneffizient, volumensparend und nachhaltig zu verpacken. So werden im gesamten Lebenszyklus des Produktes um die 75 Prozent CO2-Emissionen eingespart.
Cargokite hat sich zum Ziel gesetzt, die Schifffahrt in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Dabei setzen die jungen Gründer aus München auf die Kraft des Windes. Seit wenigen Wochen wird Cargokite auch vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Demnächst soll das MVP, das „minimum viable product“, vorgestellt werden. Das Schiff mit Ladekapazität für 16 Container, also das geplante Serienprodukt, soll bis Ende 2025 auf den Weg gebracht werden.
Alexander Piutti will mit SPRK.global Überschussprobleme der Lieferkette und Lebensmittelindustrie nachhaltig lösen. Dafür soll das bestehende Logistiknetzwerk genutzt werden. „Das Netzwerk haben wir schon, aber noch zu wenig Transparenz“, meint Piutti. SPRK soll die Plattform sein, um dieses Logistiknetzwerk transparent zu gestalten und so Leerfahrten und Lebensmittelverschwendung möglichst zu vermeiden.
Amelie Bauer und Frederic Witt beschäftigen sich bei der DVZ gemeinsam intensiv mit den Themen nachhaltige Logistik und Start-ups. Für die Jahresauftakt-Ausgabe haben sie ihre Favoriten zusammengestellt.