Kay Schiebur: „Rückschläge sind gut“
Drei Punkte sind für Kay Schiebur, Vorstand Services der Otto Group, beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) entscheidend: Erstens sei KI ein Gamechanger, zweitens müsse man jetzt damit anfangen und drittens müsse man vor allem die Menschen mitnehmen. „KI wird bleiben, wir stehen erst am Anfang einer exponentiellen Entwicklung“, sagte Schiebur am Donnerstag auf dem Deutschen Logistik-Kongress.
Die Otto Group ist in diesem Jahr strategische Partnerschaften mit den beiden US-Roboterherstellern Covariant und Boston Dynamics eingegangen. Dabei gehe es um mehr als die Einführung einer neuen Technologie. „Wir suchen keinen Partner für eine Lösung, sondern sind an einer mittelfristigen Perspektive interessiert.“ Dazu gehöre auch die Erforschung und Entwicklung neuer Anwendungen.
Die Maschinen von Covariant können dreidimensionale Objekte erfassen und deren Eigenschaften erkennen. Das Besondere: Die mit KI ausgestatteten Roboter lernen, wie sie die Objekte je nach Beschaffenheit am besten greifen. Diese Fähigkeit wird dann sofort auf alle anderen Roboter übertragen, unabhängig von deren Standort. Eine Programmierung entfällt. Diese standortübergreifende Skalierbarkeit ist laut Schiebur einer der größten Vorteile der KI-gestützten Technik.
Die vierbeinigen, mobilen Roboter des Herstellers Boston Dynamics hat wohl jeder schon einmal in einem Video gesehen. Ein Exemplar hatte der Otto-Vorstand zur Demonstration mitgebracht. Das Modell heißt „Spot“ und ist mit verschiedenen Sensoren ausgestattet. Es soll unter anderem bei Tunnelinspektionen und vorbeugenden Wartungsarbeiten helfen und Daten für maschinelles Lernen sammeln.
Mit dem Einsatz reagiert der Hamburger Versandhändler auch auf den Fachkräftemangel, denn Anlagentechniker sind schwer zu finden. „Spot“ ist mit 64 Mikrofonen ausgestattet und kann anhand von Geräuschen Unregelmäßigkeiten in automatisierten Anlagen erkennen.
Auch das Aufspüren von Gaslecks ist mit entsprechenden Sensoren möglich. Ein zweites Modell des US-amerikanischen Herstellers heißt „Stretch“. Dabei handelt es sich um einen Transportroboter, der zum Entladen von Containern eingesetzt wird.
Entscheidend bei der Einführung derartiger Technik ist laut Schiebur die Akzeptanz der Mitarbeiter. Um diese zu fördern, sei es durchaus ratsam, „einen solchen Roboter zum Beispiel mal mit in die Kantine zu nehmen“, sagt der Manager. Außerdem sei ein Qualifizierungsprogramm nötig, um den Mitarbeitenden zu zeigen, wie sich ihr Berufsbild verändert. Dabei müsse man auch auf die Ängste der Menschen eingehen.
Die Otto Group testet den Einsatz von Robotik in vielen Anwendungsfällen: „Wichtig ist, dass wir jetzt lernen, mit KI-gestützter Technik umzugehen“, betont Schiebur und weiß: „Dabei wird es Rückschläge geben, und das ist gut so. Denn sonst wären wir viel zu spät dran.“