Mehr neue Aufträge durch digitale Vernetzung

In der globalisierten Welt erscheinen Transportketten ohne elektronischen Datenaustausch undenkbar. Digitale Ökosysteme und Plattformen für eine beschleunigte Zusammenarbeit ersetzen punktuelle Schnittstellen.

In digitalen Ökosysteme können Dienstleister effizienter agieren und schneller neue Kunden und Partner finden. (Illustration: iStock [M])

In einer vollständig vernetzten Welt wird elektronischer Datenaustausch zur Schlüsselkompetenz, um Aufträge größerer Unternehmen zu erhalten. Diese These vertritt Niko Hossain, Geschäftsführer der Lobster Logistics Cloud. Effizientes Auftragsmanagement, digitale Prozesse, präzise Produktionsplanung und die Verknüpfung aller relevanten Akteure sind dabei die Grundvoraussetzungen für sämtliche Warenbewegungen im Gütertransport.

„Heute geht es darum, Transporte so exakt zu steuern, dass sie die Produktions- und Angebotsplanung von Industrie und Handel ermöglichen“, betont der Chef des auf Informationsaustausch spezialisierten IT-Unternehmens. Daten annehmen und verarbeiten zu können, sei entscheidend dafür, die Wertschöpfungskette zu schließen. „Dazu gehören auch der Ablieferbeleg mit Dokumentation des Gefahrenübergangs, Abrechnungsinformationen als Grundlage für eine automatische Rechnungsprüfung und die Bereitstellung von Emissionsdaten für das Nachhaltigkeitsreporting“, führt Hossain aus.

Über Lobster

■ 2002 gegründet
■ 300 Mitarbeitende
■ 5 Standorte
■ Geschäftsführung: Svenja Fischer, Rolf Henrich, Niko Hossain
■ seit 2023 im Mehrheitsbesitz des norwegischen Investors FSN Capital

Dafür komme es darauf an, Datensilos aufzulösen und auf Eins-zu-eins-Verbindungen über punktuelle Schnittstellen zu verzichten. „Die Anforderungen einer globalisierten Welt sind nur noch vernetzt zu erfüllen“, betont er. Neue Geschäftspartner könnten über eine Cloud-Plattform mit deutlich höherer Geschwindigkeit zusammenarbeiten, es müsse auch nicht immer wieder dieselbe Verbindungsarbeit geleistet werden, die Anwender profitierten vom Netzwerkeffekt.

Ökosysteme statt Schnittstellen

„Die Einrichtung einer klassischen Schnittstelle konnte bis zu sechs Monate dauern und an die 60.000 Euro kosten“, blickt Hossain zurück und unterstreicht: „Stattdessen nutzen wir heute digitale Ökosysteme für den Datenaustausch, die auch das ERP (Enterprise Ressource Planning) von Industrieunternehmen und Handel mit dem Transport Management System (TMS) der Logistikdienstleister verbinden.“ Zum Vorteil für die großen Unternehmen seien zahlreiche Logistikdienstleister bereits an solche Plattformen angeschlossen. „Darüber können sie ihre Erwartungen daran, regelmäßig über den Transportverlauf informiert zu werden, mühelos erfüllen“, erklärt Hossain.

Dabei sei es nicht nur unnötig, die Sendungen transparent zu machen, sondern auch organisatorisch hinderlich; lediglich ihr Status sei relevant, müsse ausgewertet und regelmäßig geteilt werden. „Um solche Informationen auszutauschen, ist es nicht erforderlich, die Datenhoheit des Besitzers zu verletzen“, verdeutlicht der Experte. Informationen könnten auf der Basis enger Berechtigungskonzepte gezielt und restriktiv geteilt werden. „Selbstbestimmte Entscheidungen müssen dabei oberste Priorität besitzen“, fordert Hossain.

Gleichzeitig seien die Potenziale einer vertieften Datenauswertung längst offensichtlich geworden. So ermöglichten beispielsweise Avisierungsprozesse eine wesentlich genauere Kapazitätsplanung bei Speditionen; wer die Abholmengen kenne, könne seinen Fuhrpark gezielt einsetzen, Fahrzeuge besser auslasten und die operativen Kosten senken. Auch der Abgleich von Transportrouten schaffe neue Möglichkeiten, die Einsatzzeiten der Fahrzeuge durch die Aufnahme von Begegnungsverkehren zu verlängern. Für Hossain ist dabei klar, dass „der eigene Vorteil überwiegt, denn wer Informationen über freie Kapazitäten teilt, kann zusätzliche Aufträge finden“.

Ein ähnlich hohes Optimierungspotenzial sieht der CEO der Lobster Logistics Cloud beim Datenaustausch von Handel und Industrie mit ihren Kontraktlogistikern: „Wer frühzeitig weiß, wann welche Gütermengen ein- und auszulagern sind, wird bei seiner Personaleinsatzplanung wesentlich genauer.“ Durch eine präzise Steuerung verbessere sich die Effizienz erheblich. Ebenso sinnvoll sei es auch, frühzeitig planen zu können, wann Ware ausgelagert werden solle und wohin sie versendet werde. „Auch die Warehouse Management Systeme der Kontraktlogistiker sollten für diese Koordination unbedingt mit den TMS der Transporteure verknüpft sein“, verdeutlicht Hossain.

Datensouveränität als Schlüssel

Logistikdienstleister sollten ihren Datenschatz selbst nutzen, um Innovation zu gestalten, wie sie beispielsweise Kommissionierroboter und autonome Transportsysteme ermöglichten. Gleichzeitig sei es essenziell, die Nutzung spezifischer Plattformen zu vermeiden, auf denen eine Abhängigkeit entstehe; neutrale Lösungen eigneten sich besonders gut als vertrauenswürdige Datenbasen, die Verbindungen zu diesen Systemen bedienten. „Vorsicht ist bei Lösungen angezeigt, die von Wettbewerbern aus derselben Branche mitbetrieben werden“, lautet der Expertenrat.

„Datensouveränität ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Digitalisierung“, formuliert der Lobster-Geschäftsführer seine Überzeugung. Dafür brauche es sichere Dataspaces mit etablierten und akzeptierten Regeln. Für wenig sinnvoll hält er dagegen Versuche, sich in den geschlossenen Datenraum einer (Teil-)Branche zurückzuziehen, weil damit zwangsläufig Synergiepotenziale verlorengingen.

Kleinen und mittelständischen Transportunternehmen legt Hossain die Nutzung einer Datenaustausch-Cloud ans Herz. Diese versetze sie in die Lage, mühelos mit großen Dienstleistern zusammenzuarbeiten, neue Geschäftschancen zu erschließen und Zugang zu einer höherwertigen Auftragskategorie zu gewinnen. Darüber hinaus sei absehbar, dass Ad-hoc-Geschäfte schon bald ausschließlich digitalisiert abgeschlossen und gesteuert würden.

Die Plattformen seien darüber hinaus ein vergleichsweise einfacher Weg, auch als nicht berichtspflichtiges Unternehmen das Datenmaterial für die Nachhaltigkeitsreports großer Verlader bereitzustellen: „An unsere Logistics Cloud sind bereits mehrere Treibhausgasrechner angeschlossen, die wir mühelos mit den Telematikdaten aus den Lkw versorgen können“, verrät er, mahnt allerdings: „Wer im Januar seinen Kunden die Emissionswerte liefern muss, sollte sich sofort darum kümmern, denn es dauert in der Regel gut einen Monat vom ersten Gespräch bis zur Liveschaltung.“

Ihr Feedback
Teilen
Drucken

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ, DVZ-Brief oder DVZ plus 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt 4 Wochen kostenlos testen

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ, DVZ-Brief oder DVZ plus 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt 4 Wochen kostenlos testen

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben