Fraport plant massiven Stellenabbau
Die Fraport AG plant infolge der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie einen umfangreichen Stellenabbau. Nach Aussagen von mit den Vorgängen vertrauten Personen sollen bis zu rund 3.000 Stellen wegfallen. Das entspricht knapp 14 Prozent der Gesamtbeschäftigten in Höhe von derzeit rund 22.000 Menschen. Fraport wollte gegenüber der DVZ keine konkreten Angaben machen, räumte jedoch ein, die Personalaufwendungen künftig reduzieren und „die Personalmengen an das prognostizierte geringere jährliche Verkehrsvolumen anpassen zu müssen“.
Nach Informationen der DVZ hat die Konzernführung den Betriebsrat am 28. Mai über ihre Pläne in Kenntnis gesetzt. Am selben Tag informierte Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Flughafenbetreiberin, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des im MDax notierten Konzerns per Videobotschaft. „Wir erwarten im Jahr 2023 – sprich post-corona – ein Verkehrsvolumen, das etwa 15 bis 20 Prozent niedriger liegen dürfte als im Jahr 2019“, so Schulte laut schriftlicher Fassung der Videobotschaft, die der DVZ vorliegt. Diese Entwicklung des Verkehrsvolumens bedeute, „dass wir unsere Sach- und Materialaufwendungen, aber eben auch die Personalaufwendungen entsprechend reduzieren müssen“.
Jobs der Bodenverkehrsdienste auf der Streichliste
Laut Schulte wird daher in den sogenannten direkt verkehrsabhängigen Bereichen entsprechend des erwarteten Rückgangs des Verkehrsvolumens ein Personalabbau von 15 bis 20 Prozent angestrebt. Diese Maßnahmen betreffen in erster Linie das Konzernsegment Ground Handling, in dem laut Geschäftsbericht 2019 9.236 Menschen beschäftigt sind. Es könnten allein in diesem Bereich somit gut 1.800 Stellen wegfallen.
Ground Handling ist eines der vier zentralen Segmente des Konzerns. Es umfasst die Bodenverkehrsdienste, die von Lade-, Gepäck- und Passagierservices über Post- und Gepäcktransporte bis zur Frachtabfertigung am Flughafen Frankfurt reichen. Zum Segment Ground Handling gehören zudem die Bereitstellung der zentralen Infrastruktur, insbesondere der Gepäckförderanlage, sowie unter anderem die Konzerngesellschaften FraGround und FraCareS.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Segment Ground Handling einen Umsatz von 707 Mio. EUR. Die Personalkosten des Unternehmensbereichs belaufen sich auf 468 Mio. EUR, die Kosten des Materialaufwandes auf 58 Mio. EUR, zusammengerechnet liegt der Kostenanteil somit bei fast 75 Prozent.
Laut Schulte wird der Personalabbau in allen anderen Bereichen, die nicht unmittelbar verkehrsabhängig sind, bei 30 Prozent liegen. Dies betrifft Stellen in der Verwaltung des Konzerns sowie in logistischen und unterstützenden Funktionen.
Als Gründe für den dort prozentual ungleich stärkeren Personalabbau führte Schulte Fixkosten an wie Abschreibungen und Zinsen, die nicht verkehrsabhängig sänken, sondern, etwa wegen der gestiegenen Verschuldung, deutlich in die Höhe gehen würden. Ziel sei es, so Schulte, Fraport langfristig überlebensfähig zu halten und einen wettbewerbsfähigen Flughafen Frankfurt aufzubauen.
Frankfurter Flughafen hat schwere Jahre vor sich
Im laufenden Jahr rechnet Schulte mit 30 bis 40 Prozent des Verkehrsvolumens im Vergleich zu Zeiten vor Ausbruch der Pandemie. Für das kommende Jahr erwartet der Vorstandsvorsitzende der Flughafenbetreiberin „auch nicht viel mehr als 50 Prozent des Verkehrs“. Es gehe also nun um die Phase, die der Flughafen überbrücken müsse, bis die Pandemie einmal vorüber sei, so Schulte.
Hinzu komme die Frage, wie der Konzern nach dem Ende der Gesundheitskrise aufgestellt sein müsse. Der Fraport-CEO glaubt nicht, dass der Luftverkehr an Vor-Corona-Zeiten anknüpfen werde.
„Ein Teil der Geschäftskunden wird in virtuellen Konferenzen bleiben; ein Teil der Privatkunden wird sich Reisen nicht leisten können, denn wir werden weniger Airlines haben, wir werden höhere Ticketpreise haben. Wir werden einen wesentlich intensiveren Wettbewerb haben“, so Schulte.
Auf dieses Geschäftsumfeld müsse sich Fraport heute einstellen, so Schulte gegenüber den Fraport-Mitarbeitern. Deshalb gehe es um die Frage „welche Strukturen brauchen wir danach, wo wir natürlich wieder von einem Wachstum ausgehen, aber nicht dauerhaft 15 oder 20 Prozent zu viel Aufwendungen haben können“, so Schulte. „Aus diesem Grund haben wir die Beratungen mit dem Betriebsrat aufgenommen und haben ihn informiert.“