Truck Insider: So schlägt sich der Iveco S-Way als Lowliner
Etwa jede zehnte Sattelzugmaschine, die in Deutschland zugelassen wird, kommt im Volumentransport zum Einsatz. Kein Wunder, dass sich auch Iveco mit dem vor einem Jahr vorgestellten Fernverkehrs-Modell S-Way ein Stück vom Kuchen sichern will. DVZ-Tester Hans-Jürgen Wildhage hat sich die Lowdeck-Version mit 480 PS einmal genauer angesehen.
Also von außen ist der S-Way ja ein komplett neues Auto, jedenfalls sieht es so aus. Wenn ich mich hier so am Arbeitsplatz umschaue muss ich sagen: Ja, hübsch gemacht, aber doch vieles von dem, was ich schon kenne. Das Getriebe bediene ich hier, vorwärts, rückwärts, neutral. Ich habe hier die gute alte Handbremse. Die elektronische Parkbremse hat es in dieses neue Modell noch nicht geschafft. Die Instrumente sind anders gezeichnet, aber im Layout völlig identisch – und die Bedientasten sind neu gestaltet, anders arrangiert.
Und damit zeigt sich, dass die Konstrukteure des S-Way zumindest bei der Innenausstattung einer alten Regel im Automobilbau gefolgt sind: Der Sprung nach vorne ist nicht so groß ausgefallen, dass sich die Nutzer der Vorgängerbaureihe komplett umgewöhnen müssen – zumindest was die Bedienung anbelangt.
Damit aber haben sie auch die Chance verpasst, mit ihrem jüngsten Wurf wirklich dicht an die deutlich digitaleren Modelle anderer LKW-Hersteller heranzurücken.
Insgesamt ist das Cockpit komplett konventionell. Im Vergleich zu einem Mercedes Actros, dem neuen MAN oder dem neuen Volvo FH ist das ein kleines bisschen hinter der Zeit zurückgeblieben. Aber alle Informationen sind vorhanden und man muss ja nicht unbedingt immer den letzten digitalen Schrei in seinem Auto haben.
Aber was wirklich gut gelungen ist: Durch das geänderte Kabinen-Layout zeigen sich der Arbeits- und der Wohnbereich im S-Way spürbar großzügiger als bisher. Gerade für Fahrer, die im internationalen Fernverkehr unterwegs sind, bringt das ein Plus an Komfort.
Also was wirklich neu ist, das ist der gesamte Dachbereich im S-Way. Hier ist mehr Platz gewonnen. Hier gibt es größere Staufächer als bisher. Die Liege ist schön breit, für meinen Geschmack ein bisschen zu weich. Aber ansonsten mangelt es hier an nichts. Kühlschrank haben wir auch, zwei Fächer. Das ist in Ordnung, das gefällt mir.
Nach der Bestandsaufnahme in der Kabine ging es mit dem tiefergelegten S-Way auf die Straßen und Autobahnen rund um Krefeld. Hier zeigte sich der LKW als ausgewogenes Fahrzeug mit mehr als ausreichenden Kraftreserven.
Dieser Wagen ein Lowliner mit Aufsattelhöhe 960 Millimeter ist mit einer 480-PS-Maschine ausgestattet. Das ist eigentlich ein bisschen viel für einen reinen Jumbo. Aber da der 13-Liter-Motor einigermaßen sparsam ist, müsste das gerade noch gehen. Mehr sollte man auf keinen Fall für einen Jumbo kaufen.
Motorauslegung und Leistung stellen den DVZ-Tester also zufrieden. Doch wie ist es um das Fahrverhalten bestellt? Hier müssen die Fahrer von Lowdeck-Sattelzugmaschinen naturgemäß im Vergleich zu einem Standard-Fahrzeug schon ein paar Abstriche hinnehmen.
Hier auf der etwas schlechteren Autobahn 46 merkt man doch, dass man in einem Lowliner sitzt. Vorne breite Reifen, läuft jeder Spurrille nach – und der Federungskomfort ist nicht ganz so, wie bei einer normalen Sattelzugmaschine mit 1150 Millimeter Aufsattelhöhe. Aber: Da ist eine Luftfederung, schlimm ist es auch nicht.
Und so lässt sich nach der Probefahrt tatsächlich ein positives Fazit ziehen. Der Auftritt des S-Way ist auch als Lowdecker optisch gelungen – und die Fahrer können sich über ein deutlich besseres Raumgefühl und viel Stauraum freuen. Wer aber einen digitalen Arbeitsplatz erwartet, wird sich wohl noch einige Zeit gedulden müssen. Vielleicht kommt der ja zum nächsten Facelift. Aber bis dahin kann man dem konventionellen Instrumentarium auch bestens zu Recht kommen.