Aufbruch bei Zech Logistics

Nach der Integration von zwei Zukäufen will sich die Tochter der Baugruppe Zech nun am Schwergutmarkt etablieren. Ziel ist ein „sinnvolles“ Wachstum, wie es der neue Geschäftsführer Michael Guttrof formuliert.

Ein breiter und zu erheblichen Teilen
eigener Fuhrpark hilft Zech Logistics,
verstärkt auf die Profitabilität achten
zu können. (Foto: Zech)

Schon länger hatte der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech ein Transportunternehmen im Schwergutbereich gesucht. Dabei ging es ihm vorrangig erst einmal um Versorgungssicherheit für seine Baustellen, die mit Betonfertigteilen beliefert werden müssen. Als die Gelegenheit kam, schlug er gleich zweimal zu. Erst übernahm die Zech-Gruppe Ende 2019 die insolvente Schwergutspedition W & F Franke in Bremen, wenige Monate später die ebenfalls insolvente Spedition Mahlstedt aus dem benachbarten Delmenhorst. Beide Unternehmen wurden in der heutigen Zech Logistics GmbH zusammengeführt.

Die Integration der beiden Zukäufe ist inzwischen weitgehend abgeschlossen, urteilt der neue Geschäftsführer Michael Guttrof, der per 1. Juni dieses Jahres zum Unternehmen gestoßen ist. „Wir haben ein homogenes Konstrukt unter einem gemeinsamen Dach.“

Bis es dazu kam, waren aber einige Hürden zu nehmen, berichtet Angel Bercedo, Mitglied der Geschäftsleitung und dort für den Fuhrpark, das operative Schwergut- und konventionelle Geschäft sowie den Projektbereich zuständig. Es musste nach den Insolvenzen nicht nur bei den Mitarbeitern der beiden früheren Unternehmen Vertrauen zurückgewonnen werden, sondern auch bei den beschäftigten Transportdienstleistern sowie den Kunden. „Das haben wir inzwischen geschafft“, urteilt er. Ein Zeichen des Aufbruchs ist dabei der einheitlich mit Zech Logistics gebrandete Fuhrpark.

Der Blick geht nun nach vorn. „Wir wollen in den kommenden Jahren deutlich, aber sinnvoll wachsen. Mittelfristig streben wir mindestens 12 bis 15 Prozent pro Jahr beim Umsatz an“, gibt Guttrof vor und ist sich bewusst, dass dies allein aufgrund der steigenden Kosten auch notwendig ist.

Breites Spektrum an Auftraggebern

Dass die aktuelle Situation mit Corona, den Folgen des Ukraine-Kriegs und der Inflation einen Strich durch die Rechnung machen könnte, glauben die beiden Zech-Logistics-Manager nicht. Die Auftragslage sei sehr gut, die Nachfrage vor allem in den Bereichen Maschinenbau, Militärtransporte, Windkraft und Bauwirtschaft stark. „Wir haben keine Anzeichen dafür und auch keine Angst davor, dass dies in den kommenden zwei, drei Jahren abreißt“, urteilt Bercedo, auch aufgrund des breiten Spektrums an Auftraggebern.

So ist Zech Logistics mit einem Fuhrpark von derzeit 86 Sattelzugmaschinen vor allem in drei Segmenten unterwegs: dem Transport von Schwergut mit bis zu 73 Tonnen Gewicht – zum Teil auch unter Plane –, dem Containertransport sowie dem konventionellen Ladungsverkehr. Etwa 50 Prozent des Fuhrparks wird dabei im Schwergutbereich eingesetzt. Auf den Jahresumsatz von kalkulierten knapp 40 Millionen Euro in 2022 (Guttrof: „Ich bin zuversichtlich, dass wir den Plan sogar übertreffen.“) entfällt ein Viertel auf das Schwergutgeschäft, der Rest verteilt sich auf Containertransporte, den konventionellen Verkehr sowie logistische Tätigkeiten. Dafür sorgen knapp 170 Mitarbeiter, davon 115 Berufskraftfahrer.

Ein wichtiger Kunde ist zwangsläufig die Zech-Gruppe mit den Betonfertigteilen, etwa 25 Prozent des Auftragsvolumens stammt von den zahlreichen Zech-Unternehmen, schätzt Bercedo. Die übrigen 75 Prozent aber verteilen sich auf einen breit gefächerten Kundenstamm vor allem aus den Bereichen Automotive/Landmaschinen, Maschinenbau, Bauwirtschaft und etwas Windkraftindustrie.

Das Unternehmen

Zech Logistics, entstanden aus den übernommenen Firmen W & F Franke sowie Mahlstedt, ist in Delmenhorst und Bremen mit rund 165 Beschäftigten tätig. Der eigene Fuhrpark besteht aus 86 Sattelzugmaschinen mit zwei, drei oder vier Achsen sowie etwa 250 Aufliegern und Containerchassis. Geschäftsfelder sind der Schwergut- und Containertransport, konventionelle Verkehre sowie Logistikdienstleistungen. 2022 soll der Jahresumsatz von zuvor 28 auf knapp 40 Millionen Euro steigen.

Inzwischen verzeichnet Zech Logistics wieder verstärkt Anfragen von ehemaligen Kunden von Mahlstedt und W & F Franke. Hier spielten zum einen natürlich persönliche Kontakte eine Rolle, aber angesichts der knappen Kapazitäten auch der eigene Fuhrpark. Diese Entwicklung und die gute Auftragssituation versetze das Unternehmen in die komfortable Lage, verstärkt auf die Profitabilität der Aufträge achten zu können, ergänzt Guttrof. Zudem gibt es seit geraumer Zeit eine Projektabteilung für größere Aufträge.

Stichwort Windkraft: Während W & F Franke zu 90 Prozent für die Windenergiebranche auch mit den langen Windflügeln unterwegs war, geht es derzeit eher um Antriebsaggregate wie Motoren. „Aufgrund des Rückgangs im Bereich Windkraft Ende der Zehner-Jahre, der auch letztlich zur Franke-Insolvenz geführt hat, wurde das Spezialequipment verkauft“, erläutert Bercedo. Zwar sei angesichts der aktuellen Energiekrise die Windkraft wieder in aller politischer Munde, „doch angelaufen ist noch nichts“. Deshalb will Zech Logistics auch erst einmal abwarten, wie sich das entwickelt – denn das Spezialequipment ist teuer. „Aber wir schließen Investitionen nicht aus, denn durch die übernommenen früheren Franke-Mitarbeiter habe wir das entsprechende Know-how“, weiß Guttrof.

In den Fuhrpark wird investiert

Auf jeden Fall wird Zech Logistics aber in den eigenen Fuhrpark investieren, der erneuert und ausgebaut werden soll. Derzeit sind 35 neue Fahrzeuge mit Auslieferung im Jahr 2023 bestellt, weitere 19 Einheiten sind derzeit ausgeschrieben und sollen 2024 hinzukommen, vorbehaltlich der tatsächlichen Liefermöglichkeiten. In der ersten Tranche sind mehr als die Hälfte der Fahrzeuge mit drei Achsen für den Schwertransport vorgesehen. Ferner denkt Guttrof daran, den derzeitigen Bestand von drei Begleitfahrzeugen der Klasse 3 (BF3) aufzustocken, wobei er auch BF4-Fahrzeuge in Erwägung zieht. „Die Breite des Fuhrparks ist unsere Stärke. Wenn es im Winter in der Bauwirtschaft etwas ruhiger ist, dann fahren wir mehr Container.“

Zudem wird das Unternehmen in absehbarer Zeit umziehen. Derzeit ist Zech Logistics – mit Ausnahme eines Logistiklagers in Bremen, wo klassische Ent- und Beladung von Containern sowie Konfektionierung stattfindet – am früheren Mahlstedt-Standort in Delmenhorst angesiedelt. Zwar ist noch nicht klar, wann und wohin, doch die Zech-Gruppe verfüge in der Region Bremen durchaus über einige geeignete Grundstücke. Am neuen Standort soll dann der gesamte Fuhrpark stationiert sein, was in Delmenhorst nicht möglich ist. Zudem soll eine Halle vorhanden sein, die nicht nur Cross-Docking-Möglichkeiten zum Ein- und Auslagern containerisierter Ware bietet, sondern auch über Umschlag- und Lagerkapazitäten für Schwergut verfügt.

Die Vergangenheit ist bewältigt. Nun will Zech Logistics durchstarten. Mit Hilfe der guten Auftragslage, einem neuen Standort und einem erweiterten Fuhrpark soll das gelingen.

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