Das China-Dilemma belastet

Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten von der Entwicklung in China profitiert. Das kehrt sich gerade um – und verändert die Art, wie westliche Verlader und Logistiker Geschäfte machen.

DVZ-Chefredakteur Sebastian Reimann (r.) diskutierte mit (v.l.) Benoit Robinot-Bertrand, Matthias Magnor und Susanne Lehmann. (Foto: Dierk Kruse)

Parallel zum Treffen der Logistiker und Lieferkettenmanager auf der Supply Chain CX in Berlin kamen im russischen Kasan bis zum Donnerstag die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten zusammen. Das ist auch BLG-COO Matthias Magnor nicht entgangen. Deshalb fragte der COO und künftige CEO der BLG Logistics Group in einer Diskussionsrunde mit DVZ-Chefredakteur Sebastian Reimann: „Wer entkoppelt sich eigentlich von wem?“ Denn in Kasan werde nichts anderes als die Entkopplung vom Westen diskutiert.

BRICS steht für die Anfangsbuchstaben der Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. „Im Moment erleben wir einen Kampf der Titanen um die Weltmacht“, sagte Magnor. Damit meinte er China und die USA. Das habe einen erheblichen Effekt auf die Logistik insgesamt. Und welche Rolle spielt Europa dabei? „Nun, um diese Frage diplomatisch zu beantworten: Wir sind ein Zuschauer“, sagte Magnor.

Den COO beschäftigen derzeit vor allem die Entwicklungen in der Autoindustrie, schließlich ist die BLG stark abhängig von dem Segment. China drängt mit deutlich günstigeren E-Autos auf immer mehr Märkte, auch nach Europa. Ab November könnten deshalb Zusatzzölle in Kraft treten. Das liegt aktuell in der Hand der EU-Kommission. „Damit schießen wir uns in Europa selbst ins Knie“, sagte Magnor. Denn dann werde China Vergeltung üben. Die BLG selbst ist dabei, ihre Bemühungen in China zu intensivieren. Derzeit seien nur 5 Prozent des Kundenstamms chinesische OEMs. „Wir gehen aber davon aus, dass dieser Anteil in den nächsten Jahren deutlich steigen wird.“

Für Susanne Lehmann, Geschäftsführerin von Volkswagen in Malaysia, ist die geopolitische Blockbildung ebenfalls eine Herausforderung. Letztlich sei es auch eine Frage, welche Standards sich durchsetzten: chinesische oder westliche. Zudem drängten Chinas Autobauer auch auf den ASEAN-Markt. Sollten die Zusatzzölle der EU wirklich kommen, dürfte sich dieser Trend noch verstärken.

Und wie reagiert der Onlinehändler Amazon auf Plattformen wie Temu und Shein? Hier wich Benoit Robinot-Bertrand, Director EU Surface Transportation, aus: „Es ist nicht so, dass wir die Konkurrenz nicht im Blick hätten, aber wir richten unsere Strategie wirklich auf den Kunden aus.“ Er verwies zudem auf den Vorsprung beim Aufbau des Logistiknetzes in Europa, das bestimmte Services überhaupt erst ermögliche.

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