Deutscher Logistik-Kongress 2021: Networking und Nutzwert

Deutschlands zentrale Veranstaltung der Logistik-Community vom 20. bis 22. Oktober findet nicht nur digital, sondern als hybrides Event statt. Man sieht sich also wieder in Berlin – und auch das Programm kann sich sehen lassen.

Der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Thomas Wimmer und BVL-Vorstandsmitglied Christina Thurner beim Logistik-Kongress im Vorjahr. Sie begleiten die Teilnehmer dieses Jahr durch den Mittwochabend, der traditionell im Zeichen der Verleihung des Deutschen Logistik-Preises steht. (Foto: BVL/Bublitz)

Auf dem Deutschen Logistik-Kongress stehen in diesem Jahr die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung und damit die Transformation des Wirtschaftsbereichs im Mittelpunkt. Zu den zentralen Fragen zählen: Welche Technologien werden die Wertschöpfungsketten beeinflussen? Und wie kann Klimaneutralität erreicht werden?

Das Kongressmotto lautet „Chancen nutzen – Adapt to Lead“. „Die Pandemie bedeutet trotz aller Unkenrufe keine Abkehr von globalisierten Warenströmen. Gleichwohl ändern sich Prozesse und Geschäftsmodelle“, sagt Prof. Thomas Wimmer, der Vorstandsvorsitzende des Veranstalters, der Bundesvereinigung Logistik (BVL).

Welche Chancen das nun sind, und wie künftig die Steuerung der weltweiten Supply Chains angepasst werden muss, um zu den Leadern zu gehören, darüber diskutieren am ersten Tag Jörg Hofmann von der IG Metall, Marianne Janik von Microsoft Deutschland sowie Sebastian Windeck von Metallbau Windeck.

Am zweiten Tag gibt es dann eine Talkrunde zum Megathema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Dabei geht es unter anderem um die Fragen, ob sich Logistik und Supply Chain Management als Vorreiter für glaubwürdige Klimaneutralität positionieren können und wie Europa auf diesem Feld Zeichen setzen und gleichzeitig im globalen Wettbewerb erfolgreich sein kann. Es diskutieren Pietro D’Arpa, von Procter & Gamble, Rolf Habben Jansen von Hapag-Lloyd, Rolf Meyer von Meyer & Meyer, Tim Scharwath von Deutsche Post DHL sowie Meri Stevens von Johnson & Johnson. Interessant dürfte dabei die unterschiedliche Sicht der Industrie und Dienstleister auf klimarelevante Aspekte sein.

Ein drittes Thema, das alle Unternehmen betrifft, über das aber viele nur ungern reden, ist die Cybersicherheit. Jeder Unternehmer, Manager oder Sicherheitsbeauftragte muss sich Gedanken machen, wie die IT-Infrastruktur zu schützen ist. Es ist der Kampf gegen eine unsichtbare Gegenseite, die mit teilweise sehr großer krimineller Energie agiert. Nach seinem Impulsvortrag diskutiert Torsten Boettjer (Oracle) am Donnerstagnachmittag mit Prof. Julia Arlinghaus (Fraunhofer IFF), Alpha Barry (Secida) und Generalleutnant Michael Vetter (Bundesministerium der Verteidigung) zum Beispiel darüber, welche hoheitlichen Aufgaben Deutschland und Europa übernehmen und welche Verantwortung Unternehmen tragen müssen. Außerdem gibt es Rat, welche Schutzmaßnahmen und Services unerlässlich und hilfreich sind oder wie das Wissen zum Thema ausgebaut werden kann.

Aus der Praxis

In den Fachsequenzen werden aktuelle Themen aus Sicht der Praxis diskutiert, analysiert und mit Best-Practice-Beispielen greifbar gemacht. Wie man Ansätze für neue Geschäftsfelder erkennt und bestehende Geschäftsmodelle erfolgreich grundlegend verändert, darüber sprechen am Mittwochnachmittag unter anderem Erik Muttersbach (Forto), Michael Müller (Müller – die lila Logistik) und Johannes Stemmer (Beumer Group). Das Geschäftsmodell Transportlogistik steht dann am Donnerstagmorgen im Fokus. Philipp Ortwein von Instafreight, Carsten Hiemsch von IBM, Nikolja Grabowski vom Ladungsverbund Elvis und weitere Experten reden darüber, wie die Transportlogistik von morgen aussieht, wie sich etablierte Akteure im neuen Umfeld positionieren und was das für die Verlader heißt.

In den weiteren Fachsequenzen geht es um Circular Economy, die Zukunft der Logistik in Afrika, Supply-Chain-Technologien von morgen, Logistik in Städten, Quick Commerce und die Auswirkungen auf urbane Logistikimmobilien, Logistik-Start-ups, Plattformökonomie, Supply Chain 4.0, resiliente und transparente Lieferketten und die Frage, wie sich die integrierte Supply Chain erreichen lässt und welche Faktoren für den Erfolg entscheidend sind.

Hochkarätige Referenten

Zu den prominenten Logistikchefs, die dieses Jahr im Plenum sprechen werden, gehören DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta, Lufthansa-Cargo-Chefin Dorothea von Boxberg, Fiege-CEO Felix Fiege sowie der BLG-Vorstandsvorsitzende Frank Dreeke.

Am Freitagmittag erwartet die Teilnehmer zudem eine hochkarätige Keynote von Norbert Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und Präsident a.D. des Deutschen Bundestags. Er wird darauf eingehen, wie wichtig ein Mindestmaß an Gemeinsamkeiten und die Verteidigung unserer Demokratie für Gesellschaft und funktionierende Wirtschaftsbeziehungen ist.

Und was kommt zum Schluss? Die Corona-Pandemie hat die digitale Transformation der Logistikwirtschaft katalysiert. In den kommenden Jahren erwarten Branchenvertreter und Wissenschaftler einen tiefgreifenden Umbruch. Dabei steht eine weitreichende Vernetzung von Prozessen und technischen Geräten über Plattformen im Mittelpunkt. Es entstehen sich selbst organisierende Strukturen, die autonom Entscheidungen treffen. Vor diesem Hintergrund entsteht derzeit die Open Logistics Foundation, ein Zusammenschluss großer international agierender Dienstleister, die Innovationen gemeinsam vorantreiben wollen. Wer daran teilnimmt und wie die gemeinschaftliche Nutzung von Open Source Soft- und Hardware läuft, erläutern zum Abschluss des Kongresses am Freitag Prof. Michael ten Hompel vom Fraunhofer IML und Rhenus-Vorstand Stephan Peters. Auch hierin zeigt sich, wie sich Chancen künftig nutzen lassen – indem man Kräfte bündelt.

Endlich wieder Netzwerken

Der Deutsche Logistik-Kongress ist in diesem Jahr vom 20. bis 22. Oktober als Hybridveranstaltung geplant. So kann es einen persönlichen Austausch vor Ort in Berlin geben. Zugleich werden fast alle Inhalte live im Internet übertragen. Die digitale Teilnahme ist kostenfrei, bedarf aber einer separaten Anmeldung. Es ist das zweite Mal, dass die Veranstaltung nicht in gewohnter Form wie vor der Pandemie stattfindet.

Doch immerhin wird nun zumindest wieder ein – wenn auch eingeschränktes – Netzwerken möglich sein. Für den sicheren Ablauf hat die BVL als Veranstalter ein Sicherheits- und Hygienekonzept basierend auf den behördlichen Vorgaben entwickelt. So erhalten nur Personen Zutritt zum Kongress, die geimpft, genesen oder aktuell getestet sind.

Somit sollte also dem persönlichen Austausch zumindest in einem gewissen Maß nichts im Wege stehen. Eine Möglichkeit dafür wird die begleitende Ausstellung sein, in diesem Jahr mit einigem Abstand zwischen den Ständen. Außerdem bieten die beiden Kongressabende gute Networking-Gelegenheiten. Der Mittwochabend steht beim Kongress traditionell im Zeichen der Verleihung des Deutschen Logistik-Preises. Anschließend ist Zeit für gute Gespräche in den Foyers und Ausstellungsflächen.

Der zweite Tag endet mit einem „After-Work Hangout“. In lockerer Atmosphäre sind die Teilnehmenden zwischen etwa 18 Uhr und mindestens 21 Uhr am Donnerstag auf die Ausstellungsfläche im Hotel Intercontinental eingeladen. Neben Musik der „Speedos“ locken ein Catering und die Berliner Currywurst.

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