Digitale Optimierung der Intralogistik: Effizienz statt Chaos
Schnelle Smartphone-Kommunikation, zeitunabhängiger TV-Genuss per Streaming oder das Hightech-Heizungsthermostat, mit dem wir die Temperatur in unserer Wohnung bequem von unterwegs aus steuern können – diese Errungenschaften der Digitalisierung nutzen wir im privaten Alltag gern. Doch wie sieht es im beruflichen Umfeld aus? Wer im Büro arbeitet, nutzt einen PC und nimmt vielleicht hin und wieder an einem Videomeeting teil, aber wie steht es mit den Kollegen in der Produktionshalle, in Distributionszentren oder Warenlagern?
Die fahren wie bisher kreuz und quer auf ihren Staplern durch die Hochregalgänge, nehmen Teile mit oder beliefern eine Produktionsstelle. Sie sind häufig zu spät oder gestresst, weil sie Aufträge nicht erreichen oder das Zettelwirrwarr zu groß wird. Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach dem Warum. Denn im Zuge der Digitalisierung gibt es auch für die Intralogistik ausgereifte Lösungen. Aber: Die zunehmende Verquickung der physischen Intralogistik mit IT-Systemen wird den Arbeitsalltag verändern.
Keine Alternative zur Digitalisierung
Ohne Digitalisierung geht es nicht mehr. Das ist keine leere Phrase, sondern spätestens in ein paar Jahren Realität. Die Ansprüche der Konsumenten steigen, die Durchflusszeiten von Materialien durch Lager und Produktion bis zur Auslieferung werden kürzer. Schlagworte wie Losgröße 1 und Same-Day-Delivery werden zum Standard in immer mehr Branchen. Wer da weiterhin mit Zettel, Stift und Telefon planen will, braucht großes Organisationstalent, am besten mehrere Köpfe und mindestens ein Dutzend Arme und Beine. Denn das Ziel lautet, die richtigen Materialien immer zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu schaffen – unter der Voraussetzung, dass sich diese zuvor im bestandsoptimierten Lager befinden. Mit einer zunehmenden Individualisierung der Produkte und einem schnelleren Herstellungsprozess sowie einem hohen Anspruch an Qualität und Liefertreue ist das ohne IT-Unterstützung nahezu unmöglich.
Es gibt viele Ansatzpunkte, intralogistische Abläufe zu optimieren. Doch wie ist es um die Bereitschaft der Unternehmen bestellt, aktiv zu werden? Tatsächlich haben einige Betriebe bereits auf digitale Prozesse umgestellt. Viele andere scheuen sich aber noch, die Thematik anzugehen, denn es bedarf Zeit und Ressourcen, sich mit den Systemen auseinanderzusetzen und die eigenen Prozesse infrage zu stellen. Doch an dieser Aufgabe kommt man nicht vorbei, da die ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) nicht mehr ausreichen. Statt einer reinen Verwaltung der Bestände ist eine intelligente Optimierung der Datennutzung notwendig. Ein Ansatz, der sich lohnt, da Lagerhaltungs- und Transportkosten sinken, während gleichzeitig mehr Lieferungen pünktlich beim Kunden ankommen.
Ein weiterer Grund, der Unternehmen davon abhält, ihre Logistik zu digitalisieren, ist der Aufwand, den große IT-Projekte mit sich bringen. Besonders dann, wenn es keine eigene schlagkräftige IT-Abteilung gibt. Doch auch hier gibt es Abhilfe: Cloud-Varianten einer Software sind praktisch sofort einsetzbar. Aber hier muss bereits im Vorfeld Vertrauen in die neuen Möglichkeiten aufgebaut werden. Eine gute Portion Innovationsgeist und ein Quäntchen Mut, das Projekt anzustoßen, schaden ebenfalls nicht.
Keine Deadline verpassen
In der Intralogistik bietet es sich vor allem an, die Prozesssteuerung zu digitalisieren – Bedarfsmeldungen und eine termingerechte Zuweisung von Aufträgen kommen dank IT dann in der sinnvollsten Reihenfolge bei den jeweils zuständigen Personen an. So sind diese in der Lage, ihre Aufgaben effizient und sorgsam auszuführen. Sie müssen nicht befürchten, etwas vergessen zu haben oder eine wichtige Deadline zu verpassen. Auch die Transporte selbst können durch digitale Lösungen optimiert werden: So nehmen heute bereits fahrerlose Transportsysteme selbstständig Aufträge an und liefern beispielsweise Teile ganz ohne menschliches Eingreifen an das Produktionsband. Die Kapazitäten der bisher für diese Aufgabe eingesetzten Mitarbeiter können dann in anderen Bereichen des Logistikzentrums genutzt werden.
Zudem gewährt eine IT-gestützte Steuerung und Überwachung von Transporten und Prozessen breite Analysemöglichkeiten. Denn wer auf Basis eines großen und fundierten Datenpools Prognosen erstellen kann, profitiert beispielsweise auch bei der logistischen Bauplanung.
Logistik optimiert sich eigenständig
Doch keine Frage: Neue Abläufe müssen sich erst einmal einspielen. Die Mitarbeiter müssen dabei von Anfang an in den Veränderungsprozess eingebunden werden. Sie müssen letztlich mit den neuen Systemen arbeiten und sich mit einem anderen Arbeitsalltag arrangieren. Anfänglich wird die Skepsis groß sein, wenn plötzlich die IT vorgibt, was zu tun ist. Sobald aber die Startschwierigkeiten behoben sind, werden die Mitarbeiter feststellen, dass das Arbeiten wesentlich entspannter ist. Sie können Aufgaben erledigen, ohne gestört zu werden, und merken, dass sie effizienter und weniger gestresst sind. Smartphone und App sowie die Ablösung von Routinetätigkeiten werten ihre Arbeit nicht zuletzt deutlich auf. Statt Hektik und Chaos ziehen Ordnung und Effizienz in die Lagerhalle ein. Die Zufriedenheit steigt.
Ein optimierter Lagerbestand, kurze, gut geplante Wege, Just-in-Time-Lieferungen und ein hervorragendes Zeitmanagement – mit Hilfe der Digitalisierung ist dies auch in Zeiten der Individualisierung kein Wunschtraum mehr. (ben)