Ein Experiment von Deutschland nach Kanada
Wie digital sind eigentlich die Lieferketten heutzutage? Dieser Frage ist der Digitalverband Bitkom nachgegangen und hat seine Ergebnisse bei der transport logistic Online Konferenz präsentiert. Im Rahmen eines Supply Chain Experiments wurde eine Sendung mit einem GPS-Tracker versehen und von Deutschland nach Kanada versendet.
Durch digitale Lieferketten gewinnen Logistikunternehmen Planungssicherheit und können ihre Prozesse anpassen. Empfänger werden in Echtzeit über den Standort der Sendung und eventuelle Verspätungen informiert. Der Dokumentenaustausch mit Behörden kann schneller und unkomplizierter erfolgen. „Insgesamt profitieren alle Akteure“, CIO der Reederei MSC.
Hinderlich ist allerdings, dass Behörden oftmals nicht auf digitale Prozesse vorbereitet sind. Zudem fehlen einheitliche Normen und Regularien, international gibt es keine einheitlichen Standards in der Logistik. Zudem gibt es in der Praxis das Problem, dass eine ununterbrochene Datenübertragung mitunter nicht möglich ist, beispielsweise wenn sich eine Sendung in einem Container auf hoher See befindet. Um das zu lösen, müsste das Sendungstracking mit dem Containertracking – sofern vorhanden – verknüpft werden.
In dem Supply-Chain-Experiment wurden nun alle Schritte eines Sendungstransports von Deutschland nach Kanada nachvollzogen und analysiert. Dazu gehörten der Versand der Ware mit einem GPS-Tracker, landseitiger Transport in Deutschland, Ausfuhranmeldung beim Zoll, Umschlag in Hamburg, Seetransport über den Atlantik, Umschlag in Portugal, erneuter Seetransport, Umschlag in Vancouver, sowie landseitiger Transport und Ankunft am Ziel in Kanada. Während dieses Prozesses wurde festgehalten, wem zu welchem Zeitpunkt welche Daten vorliegen. Ebenso wurde festgehalten wo welche Daten erzeugt werden, wie diese getauscht werden können und wer gegebenenfalls die zugehörigen Dokumente hat.
Mehr branchenübergreifende Standards sind notwendig
Im Verlauf des Transports wurden zehn Dokumente getauscht, darunter Buchungsbestätigungen, Transportaufträge, Ausfuhranmeldung, Eingangs- und Ausgangsbestätigung, Seefrachtbrief, Wiegezertifikat und Frachtliste. Sechs davon waren maschinenlesbar. Lediglich papierbasiert lagen Buchungsbestätigung, landseitiger Transportauftrag, Lieferschein und Ausfuhranmeldung vor.
Erkenntnis aus dem Experiment ist, dass eine weitere horizontale und vertikale Vernetzung der Lieferkette notwendig ist. „Dafür müssen branchenübergreifende Standards definiert werden, um Interoperabilität zwischen den Transportbeteiligten zu erreichen“, sagt Thorsten Sickenberger von dem Beratungsunternehmen D-Fine, das das Experiment begleitet hat. Zusammen mit anderen Containerreedereien engagiert sich MSC dafür in der Digital Container Shipping Association (DCSA). Darüber hinaus müssen Technologien miteinander verknüpft werden, um ein durchgängiges Tracking und Tracing zu gewährleisten. Dokumente ließen sich digital und sicher per Blockchain übermitteln. (rok)