Supply-Chain-Steuerung: Datennutzung kann viel bewirken
Aus welch verschiedenen Perspektiven sich das Management von Lieferketten betrachten lässt, zeigte am Mittwoch eine Vortragsveranstaltung der Logistics Alliance Germany. Ein Punkt ist die Nutzung von Daten. „Nur eine von zehn Supply Chains in Deutschland ist wirklich digital“, sagte Andreas Schmitz, Vorstandsvorsitzender von Schmitz Cargobull. Das liege unter anderen daran, dass das Teilen von Daten komplex ist. „Es gibt dafür keinen Standard“, stellte Schmitz fest.
Der Fahrzeughersteller stellt seinen Kunden die Daten zur Verfügung, die beispielsweise ein Trailer mittels zahlreicher Sensoren erzeugt. Das Datenmanagement läuft über die Microsoft-Cloud Azure. „Nur die Kunden sollen entscheiden, mit wem Sie ihre Daten teilen“, betonte Schmitz. „Wir werden die Daten niemals verkaufen.“
Für Steven van Cauteren, Vertriebsverantwortlicher bei der Frachtenbörse Timocom, ist Real Time Visibility – also Daten-Echtzeittransparenz – ein entscheidender Faktor für das Lieferkettenmanagement. Dies könne beispielsweise dazu beitragen, die Prozesse an den Rampen von Industrie und Handel zu verbessern. Durch Echtzeit-Informationen ergeben sich van Cauteren zufolge Vorteile für Verlader dadurch, dass telefonische Nachfragen, bilaterale Schnittstellen und Pönalen durch Wartezeiten reduzieren. Zudem ließen sich Schichtpläne optimieren. Auf der anderen Seite könnten Frachtführer Kundenanforderungen besser bedienen und sie würden auf mehr Verständnis für Abweichungen im Transportverlauf stoßen.
Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe, betont die Bedeutung der Infrastruktur für funktionierende Lieferketten. Die in Häfen tätigen Unternehmen sind „die Garanten der Wirtschaftskraft für Deutschland in Europa“. Hosseus forderte mehr Unterstützung durch die Politik: „Der Bund muss mehr Geld in die Hafeninfrastruktur stecken.“
Wirtschaftlich ist die Lage bei den Betrieben derzeit angespannt. Im ersten Quartal ist der Umschlag an den deutschen Seehafenstandorten um bis zu 25 Prozent zurückgegangen. (rok)