BVL-Chef: „Wir wollen uns künftig auch politisch stärker positionieren“

Kai Althoff, Vorsitzender des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik, über das neue Kongress- und Ausstellungsformat, Top-Themen der Zeit und die künftige Ausrichtung der BVL.

Neuer Vorstandsvorsitzender der BVL: Kai Althoff, der kürzlich die Nachfolge von Prof. Thomas Wimmer angetreten hat. (Foto: 4flow)

DVZ: Wie zufrieden sind Sie mit der Resonanz auf das neue Format Supply Chain CX?

Kai Althoff: Ich freue mich sehr, dass das neue Format der BVL Supply Chain CX so regen Anklang findet. Im Rahmen des neuen Formats verbinden wir das Bewährte mit dem Neuen. Wir haben ein Programm auf die Beine gestellt, das umfassender ist als je zuvor und schaffen so Raum für noch mehr relevante Zukunftsthemen und Innovationen. In Masterclasses, Workshops und weiteren Talkformaten möchten wir aufzeigen und diskutieren, wie sich aktuell relevante Themen operativ umsetzen lassen. Zudem bieten wir mit der BVL Supply Chain CX noch mehr Möglichkeiten zum gezielten Netzwerken.

Wie wollen Sie die BVL als Netzwerkplattform für Logistiker und Supply Chain Experten weiterentwickeln?

Die BVL ist global das größte aktiv gelebte Netzwerk von Logistikern und Supply Chain Professionals. Die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, stellen einen echten Wettbewerbsvorteil für den Standort Deutschland dar. Um das so gut wie möglich zu nutzen, müssen wir die BVL genauso schnell weiterentwickeln, wie sich unsere gesamte Branche weiterentwickelt. Wir waren auch in der Vergangenheit ein Ort, an dem sich die Vordenker der Logistik getroffen haben, das wollen wir festigen und dabei neue Beteiligte an der Logistik einbinden. Nachholbedarf haben wir in den Punkten Internationalität und Verjüngung sowie bei der Einbeziehung der politischen Szene.

Welche kurz- und langfristigen Ziele haben Sie sich als neuer Vorstandsvorsitzender der BVL gesetzt?

Das Oberziel ist klar, eine erfolgreiche Weiterentwicklung der BVL. Es gibt sehr viel Gutes und Bewährtes, das möchte ich mit in die Zukunft nehmen und ergänzen. Wir sind das größte organisierte Netzwerk der Logistik und deswegen muss es auch unser Anspruch sein, ein etablierter Interessenvertreter für die Logistik gegenüber der Politik zu sein. Darüber hinaus müssen wir die BVL Supply Chain CX erfolgreich machen, so dass sie führend im Inhalt und unersetzlich im Netzwerk wird. Auch das ist eine Aufgabe von mehr als einem Jahr. Persönlich mag ich es allerdings auch sehr, wenn man Erfolg messen kann. Der Bereich Logistik wächst in der absoluten Größe und auch was die Teilnehmer in unserem Segment angeht. In den letzten schwierigen vier Jahren konnte es nicht gelingen, die Mitgliederzahl der BVL signifikant positiv zu entwickeln. Das sollte aber unser Ziel sein und spiegelt dann auch unser engagiertes und motiviertes Vereinsleben wider.

Wird sich die BVL künftig stärker politisch positionieren?

Es ist unser Ziel, uns als BVL künftig auch politisch stärker zu positionieren. Wir wollen ein etablierter Vertreter der Logistik gegenüber der Politik werden. Dabei legen wir höchsten Wert darauf, die gesamte Branche zu vertreten, also das Abbild der Anliegen und Notwendigkeiten unserer Mitglieder zu sein. Wir als Logistik sind der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland. Wir wollen sehr erfolgreich sein und den Standort stärken, dafür brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen. Einige davon müssen von der Politik geschaffen werden. Da wollen wir inhaltlich unterstützen und die Aufmerksamkeit erhöhen. 

„Nachholbedarf haben wir in den Punkten Internationalität und Verjüngung sowie bei der Einbeziehung der politischen Szene.“ Kai Althoff, Vorstandsvorsitzender BVL

Wie wollen Sie die BVL-Veranstaltungen für jüngere Generationen und digitale Innovatoren attraktiver machen?

Zum einen durch ein noch breiteres Angebot an gezielten Formaten zum Austausch vor Ort. Zum anderen auch durch neue und teilweise vergünstigte Ticketformate, beispielsweise für Studierende und Young Professionals. Die Digitalisierung der Supply Chain ist eines der sieben Top-Themen, zu dem wir in diesem Jahr, aber auch in den kommenden Jahren eine ganze Reihe von Inhalten, Formaten und Sessions anbieten werden. So ist es ein großes Ziel der neu geschaffenen BVL Supply Chain CX, unter anderem vermehrt auch junge Supply-Chain-Fachkräfte und -Interessierte anzusprechen. 

Welche Themenfelder werden in den nächsten Jahren bei den Veranstaltungen der BVL eine zentrale Rolle spielen?

Das Themenfeld der Digitalisierung ist heute nicht mehr wegzudenken. Weitere zentrale Themen für die Logistikbranche und damit auch für unsere aktuellen und in den nächsten Jahren geplanten Veranstaltungen sind Innovationen in Logistiktechnologien, KI und Machine Learning, Nachhaltigkeit, Resilienz und Agilität, Transformation in der Logistikdienstleistung sowie die Zukunft von Mensch und Organisation. 

Wie sehen Sie persönlich die zukünftige Rolle von Logistik und Supply Chain Management in einer global vernetzten und zunehmend digitalisierten Welt?

Ich sehe die Logistik als wesentlichen Gestalter zur Vernetzung von Unternehmen mit ihrem Umfeld, Kunden und Lieferanten in der vor- und nachgelagerten Lieferkette über Branchen- und Ländergrenzen hinweg. Das große Thema, dass ohne uns in Logistik und Supply Chain Management nicht umsetzbar ist, heißt Flexibilität und Agilität, auf die es in der heutigen Zeit mehr ankommt denn je. Effiziente, agile Lieferketten sind zunehmend entscheidend für Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Logistik und Supply Chain Management sind in unserer komplexen Weltwirtschaft daher zentrale Komponenten für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand. 

Nicht nur Putins Großmachtfantasien, sondern auch eine aggressive Außen- und Subventionspolitik Chinas haben das Denken über wirtschaftliche Abhängigkeiten verändert. Zudem stellt sich die Frage, wer überhaupt noch ein verlässlicher Partner ist. Sind die Zeiten des China-Sourcings bald vorbei?

China ist mit großem Abstand die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Land ist lange über den Status einer reinen Sourcing-Region hinaus. Der chinesische Markt ist für sehr viele deutsche Unternehmen interessant und für viele seit langer Zeit sehr wichtig sowie, wenn überhaupt, nur schwer ersetzbar. Es ist wichtig, dass unsere Interessen in China durch die deutsche Politik wieder erfolgreicher vertreten werden. Persönlich denke ich, dass wir auf unserer Welt daran arbeiten sollten, Spannungen abzubauen. Dazu können alle beitragen und auch ein funktionierender Handel spielt hierbei eine wichtige Rolle. 

Welche Risiken sehen Sie für die globalen Lieferketten im Falle einer Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten?

Im Falle einer Wahl Donald Trumps ist von weiteren protektionistischen und konfrontativen Maßnahmen auszugehen, die erhebliche Auswirkungen auf die internationalen Handelsbeziehungen hätten. Ein Beispiel ist Trumps geplanter Basiszoll von 10 bis 20 Prozent auf alle importierten Waren. Bei einer Einführung von Zöllen von mindestens 60 Prozent auf chinesische Importe ist zudem ein starker Rückgang des Handelsvolumens zwischen den USA und China zu erwarten. Diese Maßnahme würde darüber hinaus auch internationale Partnerländer wie Deutschland treffen, die in diese Handelsbeziehungen involviert sind und/oder auf kostengünstige Rohstoffe und Komponenten aus dem Ausland setzen. Ein weiteres Risiko besteht in der möglichen Destabilisierung globaler Lieferketten durch unvorhersehbare politische Entscheidungen und Handelskonflikte. Es ist daher zunehmend essenzieller, dass Unternehmen sich agil aufstellen und in der Lage sind, ihre Strategien und Supply Chains bei Bedarf flexibel und umgehend an neue Gegebenheiten anzupassen, um potenzielle Störungen abzufedern.

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