Zurück zur klassischen Messe: Eventlogistik bei DB Schenker nach der Coronapandemie
Zum ersten Mal seit 2019 findet die Leitmesse der Logistikwelt, die transport logistic, wieder in Präsenz in München statt. Auf der Messe blickt Lars Pohlmann, SVP Head of Global Events, Fairs & Special Logistics bei DB Schenker, auf die herausfordernde Zeit während der Pandemie zurück und erzählt, wie dem Unternehmen der erfolgreiche Neustart gelang.
DVZ: Herr Pohlmann, als großer Logistikdienstleister ist DB Schenker natürlich auf der transport togistic vertreten. Am Stand wird sogar ein E-LKW ausgestellt. Haben Sie den Transport durchgeführt?
Lars Pohlmann: Ja, das haben wir natürlich selbst übernommen. DB Schenker ist einer der offiziellen Spediteure der Messe München. Wir haben für über 1.000 Austeller und Standbauer aus mehr als 50 Ländern die Messelogistik auf der transport logistic organisiert. Nach pandemiebedingter Pause freue ich mich sehr, wieder hier zu sein.
Es ist ziemlich genau drei Jahre her, als dem Bereich Messe- und Eventlogistik aufgrund der Coronapandemie von einem Tag auf den anderen das komplette Geschäft weggebrochen ist. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Die große Herausforderung für die gesamte Branche war die Ungewissheit, wann das Messe- und Eventlogistikgeschäft zurückkommt. Als mit den Corona-Maßnahmen Messen und Events abgesagt oder verschoben wurden, haben wir schnell reagiert und neue Aufgabenbereiche gesucht. In der Pandemie haben wir zum Beispiel Corona-Krankenhäuser logistisch unterstützt und bei der Logisitik der Impfstoffverteilung geholfen.
Im laufenden Jahr werden weltweit die allermeisten Veranstaltungen wieder ohne Corona-Einschränkungen stattfinden können. Was werden die großen Themen bei DB Schenker im Jahr 2023 sein?
Das sind zum einen die Leitmessen, die wir logistisch unterstützen. Viele der großen Leitmessen finden in Deutschland statt. Außerdem bereiten wir uns auf die großen Events, die 2024 anstehen, wie die Olympischen Spiele oder die Fußballeuropameisterschaft, vor. Denn die Planung und Akquise findet frühzeitig statt. Ich denke, dass wir bis Mitte 2023 weltweit wieder hundertprozentig aktiv sein werden.
Wie ist die Struktur der Bereiche Messe, Event und Sport bei DB Schenker zu verstehen?
Der Produktbereich heißt "Fairs, Events und Special Logistics". Er ist untergliedert in vier Bereiche: das Messegeschäft, das Sport und Event Geschäft, die Hotellogistik und Specials. Unter Specials fallen zum Beispiel Umzüge, Kunsttransporte und Museumslogistik. In diesem Bereich sind wir seit langer Zeit tätig: Bereits 1889 wurden Transporte von DB Schenker zur Weltausstellung nach Paris transportiert. Für jeden dieser vier Bereiche haben wir einen globalen Produktmanager. Und in den Ländern haben wir zusätzlich eigene operative Teams.
Wie sind die verschiedenen Bereiche gewichtet?
Die Bereiche Messe und Specials sind derzeit führend. Das liegt auch daran, dass Events wie die Fußballweltmeisterschaft oder die Olympischen Spiele in einem Turnus von zwei bis vier Jahren stattfinden. In Jahren wie 2023, in dem keines dieser GIGA-Events stattfindet, fällt das weg.
Was bietet DB Schenker konkret im Bereich der Hotellogistik an?
Wir liefern zum Beispiel die Einrichtung für die Hotels und kümmern uns um den täglichen Bedarf des Hotels - zum Beispiel im Bereich Food und Beverage.
Wie viele Mitarbeiter arbeiten weltweit in der Eventlogistik von DB Schenker?
Wir haben ein Kernteam von rund 650 Mitarbeitenden. Projektbezogen erhöhen wir die Mitarbeiterzahl bei großen Messen oder Großevents, wie zum Beispiel bei den Olympischen Spielen.
Welche finanzielle Bedeutung hätte es für Ihr Geschäft, wenn solche großen Events wie die Olympischen Spiele oder die Fußball-Europameisterschaft wegbrechen oder nicht stattfinden würden?
Ich glaube, wenn Großevents ausfallen, ist keiner glücklich. Wenn sich dadurch Geschäftsvolumen verkleinern, muss man als Dienstleister schauen, wie man sich schnell neu ausrichtet. Corona war eine Lehrschule: Wir haben gelernt, schnell und flexibel zu reagieren.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei DB Schenker in der Messe- und Eventlogistik?
Als Vorreiter von innovativen Logistiklösungen haben wir uns das Ziel gesetzt, die grüne Transformation der Branche ambitioniert mitzugestalten. Nachhaltigkeit ist in der Strategie unseres Unternehmens verankert und DB Schenker bietet viele innovative und digitale Produkten an, die den Service für die Kunden verbessern und die Umwelt und das Klima schonen. An diesem Angebot partizipieren wir natürlich.
Stellen Messen auch mittlerweile klare Forderungen nach einem grüneren logistischen Modell?
Wir haben ein sehr enges Verhältnis mit den Messegesellschaften und wir schauen gemeinsam auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Ein konkretes Beispiel ist die Verkehrsreduzierung beim Auf- und Abbau der Messe.
Können Sie schon belegen, dass der Verkehr rund um Ihre Messen reduziert wurde?
Die Digitalisierung hilft, Fahrten besser zu planen und somit zu reduzieren. Das ist für uns ein wichtiges Thema, für das wir uns stark einsetzen. Verkehrsreduktion ist wichtig für die Nachhaltigkeit, aber natürlich auch für die Anwohner. Deshalb haben wir bereits Pilotprojekte durchgeführt, bei denen wir eine Reduzierung von 20 bis 30 Prozent erreicht haben.
Wie grün kann eine Messelogistik sein? Was können Sie Ihre Abläufe diesbezüglich noch optimieren?
Unser Ziel ist, dass in der Zukunft die logistischen Abläufe auf dem Gelände CO₂-neutral sind. Und dann muss man sich separiert anschauen, was logistisch außerhalb stattfindet. Natürlich können wir das, was in unserer Hand liegt, beeinflussen, aber ein großer Teil liegt nicht in unserer Hand. Da müssen wir schauen, welche Strategie wir zusammen mit allen Stakeholdern fahren können.
Was hat Sie damals gereizt, ausgerechnet in diesem Bereich zu arbeiten? Sie sind seit über 20 Jahren bei DB Schenker tätig.
Der Beruf des Messespediteurs, oder auch „Allround-Spediteurs“, war für mich immer das Nonplusultra. Jeder Tag ist anders. Man kommt morgens ins Büro und weiß noch nicht, was auf einen zukommt. Es geht darum, Herausforderungen zu meistern und Lösungen für den Kunden zu finden. Die Anforderungen haben sich verändert. Natürlich hat sich auch einiges verändert in puncto Digitalisierung - aber nicht die Messe an sich, sondern wie wir die Logistik steuern. Wir werden weiterhin aktiv auf innovative und digitale Produkte setzen und nach vorne gehen. Wenn wir als Spediteure in fünf Jahren die gleichen Produkte und Dienstleistungen anbieten, haben wir etwas falsch gemacht. Ich bin mir sicher: Das wird nicht der Fall sein, zum einen wegen DB Schenkers zukunftsorientierter Ausrichtung und zum anderen dank unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - die machen den Unterschied.