Billbrook – ein Quartier erfindet sich neu

Der Hamburger Stadtteil Billbrook – neben dem Hafen das größte ­Industriegebiet der Hansestadt Hamburg – ist im Wandel. In dem ehemals ausschließlich von der Logistik- und Speditionsbranche geprägten Quartier im Osten der Hansestadt entsteht Zukunft.

The place to be: Hamburg-Billbrook
wird eine entscheidende Rolle bei
Produktionsbetrieben einnehmen
und sich bis 2040 zu einem Hightech-Industriestandort entwickeln. (Visualisierung: Goodman)

Aktuell werden Speditionshallen aus den 50er und 60er Jahren im Hamburger Stadtteil Billbrook entweder umfassend und nachhaltig saniert – oder abgerissen und durch neue Immobilienprojekte ersetzt. In bestechender Lage entstehen zentrumsnahe Neubauten mit 24-Stunden-Nutzung, die eine perfekte Anbindung über die B5 sowohl in die City als auch an die Autobahntrassen A1, A25 und A24 bieten.

Das zieht andere, innovativere Nutzer an. Hierzu zählen Unternehmen aus Forschung, Handel, Produktion und Hightech ebenso wie E-Commerce-Lieferdienste für die letzte Meile. Der Masterplan der Stadt Hamburg unterstützt diese Entwicklung. Das kann in anderen deutschen Metropolen zur Blaupause werden.

On-Demand-Zeitfenster

Seit zwei bis drei Jahren geht der Trend der Investoren und Projektentwickler zu Last-Mile- und Citylogistik-Immobilien, mit der Neigung zu zweigeschossigen Logistikbauten. Hintergrund für diese Entwicklung ist die hohe Nachfrage nach Citylogistik-Flächen. E-Commerce-Unternehmen mit Lieferfenstern On Demand, die schnell die Innenstadt erreichen müssen, bilden eine der wichtigsten Nachfragegruppen.

Wie diese in Billbrook ein neues Zuhause finden, zeigt beispielsweise der geplante Neubau des Projektentwicklers Goodman in der Andreas-Meyer-Straße. Das Industriegrundstück, auf dem über Jahrzehnte Stahl verarbeitet und umgeschlagen wurde und welches mit einer großen Stahlbauhalle bebaut war, wurde mittlerweile vom Entwickler Goodman zurückgebaut und soll nun einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Bei Fertigstellung in 2024 könnte das neue Logistikzentrum im Erdgeschoss Flächen für die typische Kontraktlogistik mit 40-Tonnern mit ­circa 16.000 Quadratmeter bieten. Im Obergeschoss könnte über eine Auffahrrampe eine Cross-Dock-Fläche mit rund 6.000 Quadratmetern entstehen. Für Sprinter sind 52 Tore vorgesehen, dazu sind aktuell 117 Stellplätze geplant. Diese Einheit soll prädestiniert sein für KEP-Dienstleister oder Onlinehändler, um die Waren des täglichen Bedarfs On Demand auszuliefern. Die Attraktivität der Neubauimmobilien wird für die Nutzer – und auch die Investoren – durch immer wichtiger werdende ESG-Faktoren wie eine Photovol­taikanlage, ein effizientes Wasser- und Beleuchtungsmanagement sowie eine biodiversitätsfördernde Landschaftsgestaltung gesteigert.

1.000

Euro pro Quadratmeter: So hoch liegt der maximale Einkaufspreis für Grundstücke in Billbrook. In die Höhe zu bauen ist hier angesagt.

Quelle: Realogis

Doppelgeschossige Neubauten

Derzeit rangieren die Grundstückskaufpreise zwischen 700 und 1.000 Euro/Quadratmeter. Aufgrund der hohen Einkaufspreise von Grundstücken in diesen Toplagen – in Billbrook können im Gegensatz zu den Erbpachtgrundstücken im Hafen Entwicklungs- oder Brownfield-Areale als Eigentum erworben werden – und den aktuell hohen Baukosten sind Entwickler quasi gezwungen, in die Höhe zu bauen, um noch eine erstrebenswerte Rendite zu erzielen.

Teil des Hamburger Masterplans

Die Stadt Hamburg hat den Hamburger Osten auf ihre Agenda genommen und plant, umfangreiche Maßnahmen umzusetzen. Hierzu zählen unter anderem neue Industrie- und Gewerbestrukturen in Verbindung von Wasser und Grün, die Verbesserung der Infrastruktur mit Fokus auf der Verbesserung des ÖPNV sowie eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten. Green Thinking mit Fahrradwegen und die Förderung von Green-Building-Maßnahmen wie Photovoltaik sowie Lade­stationen für Autos und Fahrräder runden die Maßnahmen ab. Damit soll auch die Attraktivität der bestehenden und neu entstehenden Arbeitsplätze im jetzt noch grauen Osten vorangebracht werden.

Magnet für moderne 
Industrieunternehmen

Billbrook wird in Zukunft aufgrund der Möglichkeit der Produktionsnutzung (GI/GE) eine entscheidende Rolle bei Produktionsbetrieben einnehmen. Aufgrund des Ukraine-Krieges und der Lieferkettenstörungen holen Unternehmen ihre Produktion wieder nach Deutschland zurück und siedeln sie an den Hotspots, das heißt den führenden deutschen Gewerbe- und Industrie­standorten, an. Billbrook ist für Neubauten dieser Nutzung ideal, da Betriebe dieser Art in dem Gebiet überwiegend erlaubt sind.

Prognose: Billbrook wird zum ­Innovationsstandort

Bis 2040 wird Billbrook zum Hightech-Industriestandort mit innovativen, weltweit agierenden Unternehmen. Der Weg führt weg von der Kalthalle hin zum Innovationsstandort, der durch Last-Mile-Logistik, Produktion, Service, Forschung sowie Produktion und natürlich weiterhin die hochwertige Kontraktlogistik geprägt ist – unabhängig von der aktuellen Energiepreisthematik. (tof)

Jörg Lojewski ist Geschäftsführer bei Realogis Immobilien Hamburg.

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