Blockabfertigung: Fahrer Andreas Koller reicht Petition beim EU-Parlament ein

Hunderte Male im Endlosstau auf der Inntalautobahn haben seinen Kampfgeist geweckt. Andreas Koller will etwas bewegen und die nervenaufreibenden Zustände beenden. Deshalb hat er nicht nur eine Initiative bei Facebook gegründet, sondern auch eine offizielle Petition beim Parlament in Brüssel eingereicht.

Hofft auf Einsicht aus der Politik: Kraftfahrer Andreas Koller fordert mit einer Petition beim Europäischen Parlament das Aus für die Blockabfertigung. (Foto: Andreas Koller)

Die „Aufhebung der Blockabfertigung zur Einreise nach Österreich für den Lkw-Verkehr“ hat Andreas Koller offiziell beim EU-Parlament gefordert. Der 49-jährige Fahrer aus Teisendorf im Chiemgau ist mit seinem 510 PS starken 40-Tonner für eine Spedition im deutsch-österreichischen Grenzgebiet unterwegs und kommt bei seinen Einsätzen regelmäßig in den Rückstaus auf der Inntalautobahn vor Kufstein zum Stehen.

An der Dosierregelung, mit der das Bundesland Tirol die Zufahrt an der Grenze auf 100 bis 300 Fahrzeuge pro Stunde begrenzt, stört ihn jedoch nicht sein persönliches Schicksal. Er kritisiert die Umweltaspekte der oftmals 30 Kilometer langen Fahrzeugschlange. „In diesem künstlich erzeugten Stau laufen den ganzen Tag lang die Motoren der Lkw, wir verbrennen Diesel wirkungslos, erzeugen Feinstaub und CO₂-Emissionen“, sagt er. Gefährlich sei es obendrein. Auffahrunfälle seien normal und beinahe unvermeidlich. Immer wieder hätten sich dort aber auch schwere Unfälle ereignet, wenn die Pkw mit fast normalem Tempo an den Lastwagen im Stop-and-Go vorbeifahren.

Gefährlicher Weg zum Straßenrand

Besonders heikel und unangenehm werde es, wenn einer der wartenden Fahrer auf Toilette muss. „Auf dem gesamten Weg vom Inntaldreieck bis zur Grenze gibt es nur einen einzigen Parkplatz“, berichtet Andreas Koller. Dazwischen bleibe nur der Weg zum Straßenrand, der mit Aussteigen bei laufendem Verkehr verbunden ist. Zustände, die den engagierten Kraftfahrer nicht zur Ruhe kommen lassen.

Andreas Koller will etwas verändern. Deshalb hat er vor einem Jahr die Initiative „European Truck Society“ gegründet, die sich für das Ende der Blockabfertigung einsetzt. Eine eigene Website, Facebook-Seite und Facebook-Gruppe trägt der Oberbayer selbst und wendet dafür monatlich rund 15 Stunden Zeit sowie fast 100 Euro für die laufenden Kosten auf. Dabei kann er sich auf Freunde und Unterstützer verlassen, die mit ihm zusammen die Inhalte erstellen und außerdem noch Spenden für in Not geratene Fahrer sammeln.

Weil er mit dieser Arbeit auch nach über einem Jahr noch keine Fortschritte erzielt hat, recherchierte Andreas Koller im Winter wochenlang, welche anderen Maßnahmen er noch ergreifen kann. Briefe an die Regierungen auf Bundes- und Landesebene auf beiden Seiten der Grenze waren wirkungslos geblieben. Deshalb war der 49-Jährige froh, bei seiner Suche auf die Möglichkeit der Petition zu stoßen. Nun hat er sein Anliegen direkt beim Petitionsausschuss im Europäischen Parlament eingebracht, der die Aufgabe hat, EU-Rechtsvorschriften im Hinblick auf die Belange der Bürger zu überprüfen.

Die Petition soll helfen

Dafür hat er sich durch einen Fragenkatalog zur Begründung seines Anliegens gearbeitet und schließlich seine Forderung zur Abschaffung des Dosiersystems eingereicht. „Ich musste einfach etwas tun, wovon ich glaube, dass es wirklich etwas bewirkt“, sagt Koller. Die Eingangsbestätigung hat er sorgsam abgespeichert und an den Europaabgeordneten Markus Ferber geschickt, der für die CSU im Verkehrsausschuss des Parlaments sitzt. Ferber, der selbst seit langem gegen die Blockabfertigung protestiert, dankte ihm in einer E-Mail-Nachricht für seine Initiative und die Petition „zu diesem wichtigen Thema“.

Davon motiviert, hat der Kraftfahrer die Petition gleich auch noch an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags gesandt, der sich wie das Brüsseler Pendant um die Anliegen deutscher Bürger im Inland kümmert. Nun hofft Koller auf weitere Rückmeldung aus dem Politikbetrieb. „Mindestens einen weiteren Parkplatz an der A93 mit ausreichend sanitären Anlagen sollten wir bekommen“, sagt er und fügt hinzu: „Noch besser wären die Aufhebung des Feiertagsfahrverbots in Tirol, um den Verkehr zu entzerren, und vor allem der Blockabfertigung selbst.“

European Truck Society

Andreas Koller und seine Mitstreiter setzen sich für die Belange von Lkw-Fahrern ein:

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