Der Fahrer-Flüsterer
Des einen Leid ist des andern Freud – diesen Satz würde Danilo Smoczynski bezogen auf sein Unternehmen mit Sicherheit nicht unterschreiben. Und doch umschreibt er ganz gut, was sich hinter der Geschäftsidee des 55-Jährigen verbirgt. Denn mit seiner Anfang dieses Jahres gegründeten Firma Prevamo verdient er Geld, weil seine Kunden aus der Transport- und Logistikbranche Schäden erleiden – vorwiegend an ihren Lkw. Smoczynski hat sich im Kern drei Dingen verschrieben: Risiko-, Schaden- und Notfallmanagement. Er hilft also Unternehmen, mit Unfällen professionell umzugehen, die richtigen Lehren daraus zu ziehen und sie – im Idealfall – zu vermeiden.
Smoczynski verbindet bei Prevamo seine jahrzehntelange Erfahrung in Transport und Logistik mit seiner Begeisterung für Pädagogik und klassische Betriebswirtschaftslehre. Wer sich mit ihm unterhält, merkt schnell: Da ist einer, der für sein Thema brennt, der gerne mit Menschen umgeht, der erklärt und aufklärt, nur zu gerne Prozesse und Organisationen analysiert und neu strukturiert. „Die wichtigste Person ist dabei immer der Fahrer. Denn er ist es, der die Schäden schlussendlich verursacht und der sie entsprechend auch vermeiden kann.“
Angefangen hat es bei der Bundeswehr. Dort war er mehr als ein Jahrzehnt lang Logistikoffizier. An der Helmut-Schmidt-Universität studierte er Pädagogik und anschließend im Fernstudium noch BWL, um sich dann zur Jahrtausendwende in der Privatwirtschaft zu versuchen. Erste Station war die Leitung der Aus- und Weiterbildung bei Electronic Partner, es folgten elf Jahre als Prokurist und Qualitätsmanager bei Schenk Tanktransport und bis Ende 2023 vier Jahre als Risikomanager bei dem niederländischen Versicherer TVM.
„Fahrer verursachen Schäden, können sie aber auch vermeiden.“ Danilo Smoczynski, Prevamo
Ohne Risikomanagement geht es heute in der Spedition kaum noch, das merkte er bei seiner letzten Station mehr als deutlich. Denn Kunden müssen es in jedem Fall vorweisen, um bei TVM eine Deckung zu bekommen. Bei anderen Versicherern ist es ähnlich. Zumindest wird es in der Branche mittlerweile überall gerne gesehen, wenn die Kunden versuchen, ihre Risiken zu minimieren.
Der Bedarf ist also hoch; das Angebot an Akteuren, die Unternehmen bei dem Thema beraten können, allerdings überschaubar. Für Smoczynski eine klare Marktlücke.
Um diese zu besetzen, hat er sich mit Nils Rathmann zusammengetan, Inhaber der Rathmann Logistik aus Braak bei Hamburg. Der Chef von 150 Mitarbeitern, davon 120 Fahrer, ist Miteigner von Prevamo und Kunde der ersten Stunde. Die beiden kennen sich schon von Smoczynskis vorheriger beruflicher Station, und Rathmann weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig Risikomanagement ist und wann es auch etwas bringt. „Man muss kontinuierlich daran arbeiten“, betont er. „Nur einmal im Jahr eine Schulung zu machen, das bringt wenig.“
Smoczynski ist daher ständig im gesamten Bundesgebiet unterwegs. Ausgestattet mit einem mobilen Anhänger bietet er Safety Days an, berät Disponenten und Fahrer vor Ort und schult Trainer in den Unternehmen. Mittels digitaler Dashboards können die Unternehmen zudem ihre Schadenentwicklung im Zeitverlauf überwachen, und in einem Wohnmobil bietet er gezielte Führungskräfteschulungen an.
„Die ersten Monate waren schon einmal recht vielversprechend“, sagt Smoczynski. Nun gehe es darum, weitere Kunden zu gewinnen. Die Chancen dürften nicht so schlecht stehen. Denn immerhin nahm der Schadenaufwand beim Branchenführer Kravag im vergangenen Jahr um 3,7 Prozent zu – auch weil jeder Schaden angesichts der Inflation immer teurer wird. Schadenvermeidung und Risikomanagement lohnen sich also umso mehr.