Konjunktur bremst Stellenmarkt
Im ersten Halbjahr 2024 haben Logistikunternehmen berufsgruppenübergreifend rund 132.000 Stellen ausgeschrieben – fast 20 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl geht aus einer Stellenmarktanalyse der Personalmarktforschung Index Research hervor, die der DVZ exklusiv vorliegt.
Während der Corona-Pandemie erreichte die Zahl der ausgeschriebenen Stellen im ersten Halbjahr 2022 noch einen Rekordanstieg um 42,6 Prozent auf gut 154.000. Ein Jahr darauf waren es fast 165.000 ausgeschriebene Stellen (plus 6,9 Prozent). Die aktuellen Zahlen lassen vermuten, dass die schwierige konjunkturelle Lage für den weiteren Rückgang am Personalmarkt verantwortlich ist.
Für die Analyse wurden 197 Printmedien, 297 Onlinebörsen, das Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit sowie 650.000 Firmenwebsites ausgewertet. Berücksichtigt wurden die Teilbranchen Lagerei, Güterbeförderung im Eisenbahnverkehr, im Straßenverkehr, in der See- und Küstenschifffahrt, in der Binnenschifffahrt, in der Luftfahrt und im Raumtransport sowie Postdienste von Universaldienstleistungsanbietern und sonstige Post-, Kurier- und Expressdienste.
Logistikpersonal weiter gefragt
In der Berufsgruppe „Transport, Verkehr, Logistik und Lager“ erfasste die Index-Stellenanzeigen-Datenbank im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 62.400 ausgeschriebene Stellen von über 8.200 Firmen (bezogen auf die Logistikbranche). Das entspricht 7,6 Stellen pro Firma und 2,4 geschalteten Stellenanzeigen je ausgeschriebener Stelle. Ein Jahr zuvor lagen die Werte bei über 72.000 ausgeschriebenen Stellen von fast 9.000 Firmen, das entspricht 8,1 Stellen pro Firma und 2,1 geschalteten Anzeigen je freier Stelle.
Im Vergleich zu anderen in der Datenbank aufgelisteten Berufsgruppen fiel der Rückgang im Bereich „Transport, Verkehr, Logistik und Lager“ jedoch moderat aus. Die Auswertung deutet darauf hin, dass Logistikpersonal trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage weiterhin gesucht wird. Stärkere Rückgänge gab es in Berufsgruppen wie „Consulting/Beratung“ oder „Wissenschaft, Aus-/Weiterbildung“.
Laut Ifo Institut gibt es insbesondere im deutschen Landverkehr derzeit einen Personalmangel. Rund 63 Prozent der Betriebe registrierten demnach im Juni einen Mangel an Fachkräften. Zu Beginn des Jahres sowie im Frühjahr waren es 55 Prozent, vor einem Jahr sogar 67 Prozent. Im Bereich Lagerei bleibt der Anteil bei 47 Prozent nahezu konstant, liegt aber fast 5 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
Im Sektor Verkehr und Lagerei insgesamt nannten rund 50 Prozent (April: 45 Prozent) der Betriebe Probleme bei der Personalsuche. Der bisherige Rekord seit Beginn der Erhebung 2009 wurde mit 53 Prozent im Juli 2023 erreicht. Danach hatte möglicherweise die Nachfrageflaute den Personalmangel etwas abgeschwächt. Grundsätzlich scheint sich das Problem aber unabhängig von der Konjunktur zu verfestigen.
Einbußen im mittleren Management
Ausgewertet nach Hierarchiestufen, gab es die größten Rückgänge im mittleren Management. So wurden im ersten Halbjahr 2024 rund 43 Prozent weniger Bereichs- und Hauptabteilungsleiter gesucht sowie fast 33 Prozent weniger Stellen im Bereich Projektleitung ausgeschrieben als im Vorjahreszeitraum, zeigt die Auswertung von Index Research. Nahezu gleichgeblieben ist die Suche nach Auszubildenden, einen Zuwachs um rund 17 Prozent gab es dagegen auf höchster Hierarchiestufe im Bereich Geschäftsführung und Vorstand.
In den Top Ten der Städte mit den meisten ausgeschriebenen Stellen liegen die Großstädte Berlin (über 7.000 Stellen), Hamburg und Frankfurt am Main wie erwartet auf den Plätzen eins bis drei, dahinter folgt München. Überraschenderweise schaffte es in diesem Jahr allerdings auch die Stadt Karlsruhe mit über 1.700 Stellen in das Ranking und verdrängte Stuttgart damit vom zehnten Platz.
Bundesweit haben Arbeitgeber von Januar bis Juni 2024 laut Index rund 6,7 Millionen Stellen ausgeschrieben. Das entspricht einem Minus von 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Handel schaltete mit etwa 841.000 Positionen die meisten Jobangebote, gefolgt von der Industrie (fast 711.000 Stellen) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (mehr als 614.000 Stellen). Am häufigsten gesucht wurden Handwerker und Bauarbeiter.