So steht es um den Arbeitskräfteengpass in der Logistik
Die Grafik zur Ifo-Konjunkturumfrage (siehe unten) zeigt den Anteil der Betriebe mit einem Mangel an Fachkräften (Zeitraum Q1/2009 bis Q2/2024) in Prozent. Demnach gaben im zweiten Quartal 2024 rund 56 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Bereich Landverkehr (Personen- und Güterbeförderung) an, dass ihre Geschäftstätigkeit durch einen Fachkräftemangel behindert wird. Dies sind etwas weniger als ein Jahr zuvor, im Vergleich zum ersten Quartal 2024 ist der Wert jedoch leicht angestiegen. Zu Beginn der Erhebung 2009 lagen die Werte in allen Bereichen noch unter 10 Prozent, vergleichbare Werte gab es zuletzt während der Pandemie in Q2/2020.
Engpassanalyse
Die Bundesagentur für Arbeit bewertet einmal jährlich die Fachkräftesituation auf dem Arbeitsmarkt. Um zu entscheiden, ob ein Beruf ein Engpassberuf ist oder nicht, werden sechs Indikatoren verwendet, um einen Punktewert (zwischen 0 und maximal 3) zu ermitteln. Ist der Wert größer oder gleich 2,0, handelt es sich um einen Engpassberuf. Nach den Ergebnissen von 2023 zählen demnach sowohl die Speditions- und Logistikkaufleute als auch die Berufskraftfahrenden zu den Engpassberufen. Liegt der Punktwert unter 1,5, so ist es kein Engpassberuf. Berufe mit Werten zwischen 1,5 und 2,0 werden weiter beobachtet.
Wachstum
Die Grafik beschreibt die anteilige Veränderung bestimmter Berufsgruppen gegenüber allen Beschäftigten* zwischen 2013 und 2023. Insgesamt verzeichnet die Branche* einen Anstieg der Beschäftigten um 22,5 Prozent. Das größte Wachstum liegt im Anteil ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, dieser wuchs um 18,4 Prozentpunkte. Insgesamt ist festzustellen, dass die Arbeitnehmerschaft altert. Der Anteil an Beschäftigten über 60 Jahre stieg um 5 Prozentpunkte. Mit zeitgleich sinkenden Auszubildenden-Zahlen (minus 0,7 Prozentpunkte im genannten Zeitraum) fehlt der Branche der Nachwuchs, um das zu kompensieren.
Angebot und Nachfrage
Die Arbeitsuchenden-Stellen-Relation beschreibt das verfügbare Angebot im Verhältnis zur Nachfrage nach Arbeitskräften. Je weniger geeignete Fachkräfte mit der geforderten Berufsausbildung es gibt, desto schwieriger dürfte sich der Suchprozess gestalten. Somit könnte eine geringe Arbeitsuchenden-Stellen-Relation ein Signal für einen Fachkräfteengpass sein. Die Grafik zeigt den Jahresdurchschnitt in ausgewählten Berufsgruppen 2023. Bei den Speditions- und Logistikkaufleuten kamen rechnerisch demnach 1,6 arbeitsuchende Bewerber auf eine gemeldete Arbeitsstelle. Im Bereich Güter- und Warenumschlag waren es 5,1.
Leerlauf
Die abgeschlossene Vakanzzeit beschreibt den Zeitraum vom gewünschten Besetzungstermin bis zur Abmeldung einer gemeldeten Arbeitsstelle bei der Bundesagentur für Arbeit in Tagen. Je länger die Vakanzzeit, desto schwieriger dürfte die Suche wahrscheinlich gewesen sein. Ein Grund dafür könnte die geringe Zahl an verfügbaren Fachkräften gewesen sein. Somit kann eine hohe Vakanzzeit als Hinweis auf einen Fachkräfteengpass interpretiert werden. 2023 lag die Vakanzzeit bei den Berufskraftfahrern in Deutschland bei 109 Tagen. Im Durchschnitt dauerte es also 109 Tage, bis eine gemeldete Stelle besetzt werden konnte.
Integration
Arbeitgeber, die im Inland nur noch bedingt geeignete Fachkräfte finden, weiten ihre Rekrutierungsaktivitäten häufig auf das Ausland aus. Somit dürfte in Berufen mit einem Fachkräfteengpass der Anteil der ausländischen Beschäftigten besonders kräftig steigen. Die Grafik zeigt die Veränderung des Anteils sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung von Ausländern zwischen Juni 2020 und Juni 2023 in Prozentpunkten. Im Bereich Post- und Zustelldienste stieg der Wert im genannten Zeitraum um 7,3 Prozentpunkte, gefolgt von den Berufskraftfahrern mit einem Wert von 6,2. Bei den Speditions- und Logistikkaufleuten waren es 2,8 Punkte.
Lohnsteigerung
In der ökonomischen Theorie ist der Preis einer Ware, einer Dienstleistung oder einer Arbeitskraft ein Indiz dafür, ob es sich um ein knappes Gut handelt. Dementsprechend haben gut qualifizierte und seltene Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt eine gute Verhandlungsposition beim Entgelt. So dürften ihre Entgelte vergleichsweise stärker steigen als in Berufen, in denen es keinen Fachkräfteengpass gibt. Die Grafik zeigt die Veränderung der Entgelte von Dezember 2019 bis Dezember 2022 in ausgewählten Berufsgruppen in Prozent. Demnach stieg der Lohn bei den Berufskraftfahrern im genannten Zeitraum besonders stark um 9,5 Prozent.