Carl Petersens sinnstiftender Job in Stockholm

2017 gewann Carl Petersen den Young Freight Forwarder Germany Award. Für den Nachwuchsspediteur war dies die Initialzündung, um eine Laufbahn im Ausland zu starten. Über verschiedene Stationen in Südostasien ging es nach Schweden.

Carl Petersen wollte nach dem Abitur international arbeiten und entschied sich für eine Logistikkarriere. Bis dahin hatte er schon mehr von der Welt gesehen als andere im ganzen Leben. (Foto: Einride)

Mit seinem Namen geht Carl Petersen in Schweden als Einheimischer durch, optisch sowieso. Eine Krawatte wie auf dem offiziellen Foto, das ihn im November 2017 als Gewinner des Nachwuchspreises Spedition und Logistik des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV) und der DVZ zeigt, trägt der gebürtige Bielefelder schon lange nicht mehr. Seit 2020 lebt er in Schweden, wo er an der Jönköping International Business School Globales Management studierte. Seine Masterarbeit brachte ihm nicht nur eine weitere Auszeichnung als Jahrgangsbester ein, sondern auch seinen Traumjob bei dem Scale-up-Unternehmen Einride mit inzwischen etwa 500 Mitarbeitenden, wo alles „etwas lockerer“ zugeht.

Für seine Masterarbeit vernetzte ihn sein Professor mit dem 2016 in Stockholm gegründeten Technologieunternehmen für Gütermobilität. Das damalige Start-up ebnete 2019 durch den Einsatz eines autonomen Elektrofahrzeugs auf einer öffentlichen Straße in Schweden den Weg für ein entsprechendes Güterverkehrsnetz. Petersen untersuchte 2022, wie sich im deutschen Straßengüterverkehr die gleichzeitige Transformation zu autonomem Transport und Elektromobilität bewältigen lassen könnte. Mit seiner Thesis habe er „aktiv zum Markteintritt von Einride in Deutschland beigetragen“. Seit zwei Jahren arbeitet er in dem Unternehmen.

Als Senior Sales & Business Development Manager reist Petersen viel innerhalb Europas – nach Hamburg, Berlin, Belgien, in die Niederlande. Das passt zu einem, der sich nach dem Abitur für eine Logistikkarriere entschied, weil er unbedingt international arbeiten wollte. Als Preisträger des Young Freight Forwarder Germany Award (YFFGA) 2017 gab es für ihn nur ein Ziel: „So schnell wie möglich ins Ausland.“ Der Award habe ihn, der bis dahin schon mehr von der Welt gesehen hatte als andere im ganzen Leben, darin bestätigt. Längere Stationen außerhalb Deutschlands hatte er mit seinen Eltern in der britischen Hauptstadt London und Querétaro (Mexiko), später folgte ein Auslands-Schulhalbjahr im indischen Bundesstaat Tamil Nadu.

Internationales Parkett

Überall kam er „schnell durch“: Mit 5 in Mexiko eingeschult, nach dem Abitur mit 17 bei A. Hartrodt in Hamburg Ausbildungsbeginn zum Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung plus Bachelorstudium Betriebswirtschaft. Er durfte für die Spedition nach Indien reisen, absolvierte ein Auslandspraktikum in Malaysia, Myanmar und Indonesien. Mit 20 hatte Petersen seinen Abschluss als „Hamburger Logistik-Bachelor“, mit 22 wechselte er als Key Account & Customer Service Manager nach Jakarta zur indonesischen Tochtergesellschaft, wo er ein zehnköpfiges Team leitete. Mehr Tempo geht nicht. „Südostasien war immer mein Ziel, in einem Familienunternehmen konnte ich das schnell erreichen“, sagt er.

Erster Schritt für die Karriere in der Logistik

Der Young Freight Forwarder Germany Award zeichnet neben Personen auch die Leistungen der zahlreichen Ausbildungsbetriebe sowie die im internationalen Vergleich hochwertige deutsche duale Berufsausbildung aus. Viele Preisträger schlagen interessante Laufbahnen ein.

Doch dann kam der Corona-Lockdown. Anstatt im Büro mit seinem Team zu arbeiten, saß Petersen im Homeoffice allein vor dem Monitor. „Ich hatte viel Zeit zu reflektieren“, erinnert er sich. Sehr früh sei er „sehr karrierefokussiert“ gewesen, jetzt hatte er eine „anspruchsvolle und tolle Aufgabe“ in einer fantastischen Umgebung. Alles war so, wie er es sich immer gewünscht hatte: „Trotzdem war ich nicht erfüllt.“

In der Pandemie stellte Petersen die Sinnfrage. Einerseits fand er es „extrem wichtig, sich persönlich weiterzubilden“, andererseits wollte er versuchen, „an einer besseren Welt zu arbeiten und die Probleme der Zeit zu lösen“. Wie das funktionieren kann, hatte er schon der YFFGA-Jury mit seinem Lösungsansatz für die gestellte Transportaufgabe gezeigt. Damals visualisierte er Transportwege und konnte auf das Kilogramm genau CO₂-Einsparungen von Seeschiff und Eisenbahn im Vergleich zum Lkw benennen. Wie dramatisch sich die Klimakrise seitdem verschlimmert, erlebte er in Jakarta hautnah mit: Die Megacity versinkt zusehends im Meer und erstickt im Verkehr. Deshalb will Indonesiens Präsident, Joko Widodo, dieses Jahr die neue, klimaneutrale Hauptstadt Nusantara auf Borneo eröffnen.

Praxisnaher Ansatz überzeugte

Einen Traum hatte Petersen in Südostasien noch nicht verwirklicht – schon immer verspürte er „große Lust, mal ein richtiger Student zu sein“. Weil ihm der praxisnahe Ansatz in Schweden gefiel, packte er seine Koffer. Petersen findet es viel sinnvoller, „Energie in Innovationen statt in Limitierungen zu stecken“. Das begegne ihm oft in Schweden, „einem Land, das sich seit langem auf globaler Ebene für die Eindämmung des Klimawandels einsetzt“. In Deutschland stört ihn, dass „viele Gründe aufgezählt werden, warum etwas nicht geht“.

Ihn interessieren Lösungen und Unternehmen, die „innovativ voranschreiten“. Das hat er in Stockholm bei Einride gefunden: „Unsere selbst entwickelten, autonomen Elektro-Lkw und unsere Mobilitätsplattform ermöglichen es Unternehmen wie Mars, Rewe oder Maersk, Güter auf intelligente, umweltfreundliche und kostengünstige Weise von A nach B zu transportieren.“

Persönlich hinterlässt Petersen ebenfalls einen möglichst kleinen CO₂-Fußabdruck. Auf Dienstreisen nutzt er – „wenn möglich“ – den Nachtzug, ins Büro fährt er mit dem Fahrrad: „Ich habe noch nie ein Auto besessen.“ Für seine Work-Life-Balance bevorzugt er emissionsarme Hobbys auf dem Wasser – Schwimmen, Kanu fahren, Segeln. Gerne würde er schwedischen Bekannten einmal Indonesien zeigen, das geht natürlich nur mit dem Flugzeug. Schwedisch spricht er dank seiner Freundin übrigens schon fast so gut wie Indonesisch. (jpn)

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