Staatssekretär hält Keynote: Viele Bälle in der Luft
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Der Deutsche Logistik-Kongress startet ohne Volker Wissing (FDP). Der Bundesverkehrsminister hat seine Teilnahme eine knappe Woche vor Beginn des Branchenevents abgesagt. Wissing schickt häufig seinen agilen Verkehrsstaatssekretär Oliver Luksic (FDP) – so auch dieses Mal. Als Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik ist er ein passender Ersatz. Trotzdem ist die Zeitplanung des Ministeriums suboptimal. Der Kongress ist der wichtigste Branchentreff – und das Thema Lieferketten war wohl nie präsenter.
Erst Corona, dann der Krieg Russlands gegen die Ukraine: Die Folgen spürt die Logistikbranche besonders. Dabei darf niemand den Klimaschutz, die Transformation der Wirtschaft und die Umstellung auf alternative Antriebe aus den Augen verlieren.
Ende Dezember warnten Branchenverbände vor steigenden Treibstoffkosten für Diesel und das Flüssigerdgas LNG. Die Rufe nach Hilfe wurden immer lauter, vor allem von den Unternehmen, die auf LNG-Lkw als Alternative gesetzt hatten. Das Ministerium und Luksic waren von Anfang an im Bilde. Hilfen gibt es bis heute nicht.
Als Nächstes rückte die Frage nach der Energieversorgung in diesem Winter in den Vordergrund. Die daraufhin folgende Sonderregelung für den Vorrang von Bahntransporten für Öl, Kohle und Großtransformatoren beschäftigte das Ministerium. Denn unklar war und ist, ob die Deutsche Bahn überhaupt in der Lage ist und die Kapazität hat, um zusätzliche Transporte anzubieten, und ob es nicht zu sehr in das Gefüge des Gütertransports greift, wenn die DB ihren Kunden sogar zugesprochene Trassenslots aberkennen muss, um die Energietransporte zu gewährleisten.
Fachkräfte sind wichtiges Thema
Neben Energie ist auch der Fachkräftemangel ein Thema, um das sich Luksic kümmern muss. Noch vor der Fachkräftestrategie der Bundesregierung, die das Kabinett vorige Woche verabschiedet hat, hatte das Verkehrsministerium zu einem Branchendialog eingeladen. Es geht schon lange nicht mehr nur um fehlende Lkw-Fahrer, sondern auch um Personal in der Bauwirtschaft. Ohne eine funktionierende Infrastruktur kann auch der Logistikweltmeister Deutschland nicht bestehen.
Bei der Deutschen Bahn sind für das Ministerium die dicksten Bretter zu bohren. Statt eines tadellosen Netzes fand der Minister offenbar Chaos vor. Im Juni 2022 stellte sich Wissing mit Bahnchef Richard Lutz vor die Presse und teilte mit, dass 225 Güterzüge stillstehen. „Das Schienennetz braucht eine Generalsanierung.“ Und diese sei Chefsache, kündigte Wissing an und rief eine Steuerungsgruppe ins Leben, die die Aktivitäten der Deutschen Bahn beobachten und hinterfragen soll. Im Organigramm ist sie bereits angelegt, die Stellen der Projektgruppen „Steuerung Infrastruktur“ und „Aufbau Infrastrukturgesellschaft“ sind allerdings noch nicht besetzt. Ebenfalls im Bahnsektor wurde unter Federführung von Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer (FDP) die Beschleunigungskommission Schiene gegründet.
Ähnliche Probleme fand Wissing beim Zustand der Brücken vor. Nun will er mit Hilfe der Bauindustrie die Sanierung vorantreiben und bis 2030 auf jährlich 400 sanierte Brücken kommen. Luksic ist zuversichtlich, dass das zu schaffen ist.