Alles dreht sich um die Lieferketten

Supply Chains matter!“ lautet das Motto des Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin. Das Themenspektrum reicht von Nachhaltigkeit über Digitalisierung bis zu Berufsbildern. Zudem gibt es neue inhaltliche Formate.

Foto: I-Stock

Wem würde beim Stichwort Nachhaltigkeit auf Anhieb die Formel 1 einfallen? Wohl nur wenigen. Doch es gibt eine Verbindung, und zwar in Person von Nico Rosberg. Der Weltmeister der Rennsaison 2016 arbeitet heute als Unternehmer und Investor. Dabei hat er das Themenfeld Nachhaltigkeit für sich entdeckt. Sein Zugang ist die Technologie. Das liegt nah, denn die Formel 1 ist ein Hightech-Zirkus, und dort ist Rosberg über zehn Jahre lang mit Hochtechnologie in Berührung gekommen.

In diesem Jahr ist der ehemalige Formel-1-Champion Gastredner auf dem Deutschen Logistik-Kongress (DLK), der vom 19. bis 21. Oktober in Berlin stattfindet. Rosberg wird am Freitag erläutern, welche Rolle Technologie bei Nachhaltigkeitsstrategien einnimmt. Dabei spielen Start-ups sowie kleine und mittelständische Unternehmen eine wichtige Rolle.

Das Motto der Veranstaltung lautet diesmal: „Supply Chains matter“. Der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr sowie Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, Oliver Luksic (FDP), hält dazu Mittwochmittag eine Keynote. Die Lieferketten stehen unter Druck, und selbst wenn sie sich in letzter Zeit etwas entspannt haben, ist es eine der wichtigsten Aufgaben der Wirtschaft, ihre Wertschöpfungsnetze widerstandsfähig zu machen. Logistik ist dabei nicht nur das Rückgrat der Wirtschaft, sondern der Gesellschaft insgesamt, wie es Prof. Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), ausdrückt.

Der Slogan „Supply Chains matter!“ soll verdeutlichen, dass die derzeitigen Krisen wie die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine nicht die letzten sein werden. Es werden vielmehr immer neue Herausforderungen auf Wirtschaft und Gesellschaft durch neue Krisen zukommen. Das ist der neue Normalzustand.

Eine dieser Herausforderungen ist die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Prof. Katja Windt, Mitglied der Geschäftsleitung der SMS Group und Vorstandsmitglied der BVL, wird erläutern, wie sich industrielle Wertschöpfungsketten durch Dekarbonisierungstechnologien umbauen lassen. Dabei ist auch die Steuerung des Energieverbrauchs von entscheidender Bedeutung. Ein Schlagwort in diesem Zusammenhang ist die „industrielle Photosynthese“.

Nachhaltigkeit ist mittlerweile ebenso in der Automobilindustrie ein strategischer Grundpfeiler. Die Branche erlebt gerade eine Transformation, getriggert durch alternative Antriebe. Barbara Frenkel wird in ihrem Vortrag am Mittwochmorgen darlegen, wie sich der Automobilhersteller Porsche angesichts des Änderungsdrucks strategisch aufstellt. Die Vorständin Beschaffung sieht eine Verantwortung der Hersteller für Gesellschaft und Umwelt. Diese muss künftig mit der Faszination für Sportwagen im Einklang liegen.

Preise für besondere Leistungen

Das Motto des Kongresses steht dann am ersten Tag auch bei der Podiumsdiskussion im Fokus. Vor dem Hintergrund einiger großer Einflüsse wie Digitalisierung, Automatisierung, Klimawandel, Pandemie, Energiekrise und geopolitische Spannungen stehen globale Lieferketten derzeit auf dem Prüfstand. Single Sourcing versus Dual Sourcing und Deglobalisierung versus Regionalisierung, sind Pole, die derzeit den öffentlichen Diskurs bestimmen. Welche Konsequenzen aus den Erfahrungen der vergangenen gut zweieinhalb Jahre zu ziehen sind, darüber sprechen: Klaus Buchwald (Infineon Technologies), Armin Köller (Metro Logistics), Christine McKechnie (Coupa Software), Marie Niehaus-Langer (EOS Electro Optical Systems) sowie Hans Thalbauer (Google Cloud).

Traditionell wird auf dem DLK der Deutsche Logistik-Preis verliehen. Mittwochabend ist es wieder so weit. Die Feier findet im Kongresshotel Interconti statt. Am Mittwoch stellen außerdem die Finalistinnen und Finalisten um den Wissenschaftspreis ihre Arbeiten vor. Es geht um Güterverkehrsmanagement, Robotik und Nachfragesteuerung. Es ist mit intelligenten neuen methodischen Ansätzen zu rechnen. Die Prämierung folgt dann am Donnerstag.

Am zweiten Kongresstag stehen konkrete Strategien für Supply-Chain-Resilienz, der Einkauf von Logistikdienstleistungen, Lieferkettensorgfaltspflichten und die Zukunft von Hafenstandorten im Mittelpunkt. Weiterer Themenschwerpunkt ist der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der Logistik. KI hat das Potenzial, einige Bereiche der Logistik grundlegend zu verändern – vor allem dort, wo sehr viele Berechnungen gleichzeitig anzustellen sind. Die Steuerung autonomer Transportsysteme ist ein Beispiel. Der DLK wird zeigen, wo KI bereits in der Logistik eingesetzt wird.

Trotz aller Technisierung und Automatisierung bleibt in der Logistik der Mensch wichtig. Daher widmet sich eine Sequenz der Frage, wie der Wirtschaftsbereich seine Berufsbilder fit für die Zukunft machen kann. Fragen bezüglich angemessener Wertschätzung, Attraktivität der Berufe und Kulturwandel in Unternehmen werden in Form einer Fishbowl diskutiert.

Neue Formate auf dem Kongress bilden im Übrigen die Masterclasses und Innovation Pitches. In den Masterclasses können die Teilnehmer in 45-minütigen Session die Inhalte eigenverantwortlich gestalten. Bei den Innovation Pitches präsentieren die Teilnehmer in 10-minütigen Kurzvorträgen ihre Ideen und Lösungen.

Thematische Vielfalt in unterschiedlichen Formaten mit Experten aus vielen Wirtschaftsbereichen: Es sollte an Abwechslung in diesem Jahr auf dem Deutschen Logistik-Kongress nicht mangeln.

Das vollständige Programm des Deutschen Logistik-Kongresses finden Sie hier.

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