Transportunternehmen stoppt Zahlungen an Streikende
Inzwischen mehr als 120 Fahrer streiken an der Raststätte Gräfenhausen für ihre ausstehenden Zahlungen. Sie stammen aus Georgien, Usbekistan, Tadschikistan, Kasachstan, Kirgisien, der Ukraine und von den Philippinen. Nach Gräfenhausen kommen sie als letzte Zuflucht, um überhaupt Unterstützung zu finden bei dem Versuch, doch noch an ihr Geld zu kommen.
„Ein Fahrer ist sogar aus Polen mit dem Bus hergefahren. Er sagt, dass ihm dort im Unternehmen niemand zuhöre“, berichtet Anna Weirich vom DGB-Beratungsnetzwerk Faire Mobilität, die den Fahrern vor Ort zur Seite steht. Auch andere seien nicht mit ihrem zugeteilten Lkw angekommen, das zeige, wie verzweifelt die Fahrer sind.
Gegenleistungen gefordert
Im Vergleich zur Vorwoche ist die Situation am Rastplatz gekippt. Hatten damals noch ankommende Fahrer nach kurzen Verhandlungen ihr Geld bekommen, herrscht nun wieder Arbeitskampf, Gräfenhausen funktioniert nicht mehr wie ein Geldautomat. „Ich weiß noch von keinem Fahrer, der in dieser Woche von einem Zahlungseingang erzählt hätte“, sagt Weirich. Das Unternehmen betone zwar aber weiterhin, eine einvernehmliche Einigung anzustreben, es verlange aber auch Gegenleistungen von den Fahrern.
Diese hätten in den vergangenen Tagen bereits einige Fahrzeuge und dringend benötigte Ladungen an das Transportunternehmen übergeben. „Sie wollen zeigen, dass sie ernstzunehmende Verhandlungspartner sind“, erzählt Weirich. Die Situation werde sich ihrer Meinung nach genauso wie der vorherige Streik erst auflösen, wenn die ausstehenden Gelder bezahlt wurden. Für das polnische Unternehmen mit einer Flotte von rund 900 Fahrzeugen wird die Lage indes mit jedem weiteren Fahrer, der Gräfenhausen ansteuert, immer brisanter.
"Wir sehen v.a. die deutschen Auftraggeber in der Verantwortung, für menschenwürdige Einkommens- und Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette zu sorgen", so @M_Rudolph_KS, Vorsitzender des @DGBHeTh, bei der heutigen PK in #Gräfenhausen. https://t.co/r3p7AfpOtq
— Faire Mobilität (@FaireMobilitaet) July 26, 2023