Experten fordern gesetzliche Regelung an Rampen

Das Be- und Entladen an der Rampe muss per Gesetz geregelt werden. Diese Ansicht vertraten am Montag mehrere Experten in einer Bundestagsanhörung zum Mangel an Berufskraftfahrern. Dieses Mal lag der Schwerpunkt auf den Arbeitsbedingungen, darunter auch die Lage an den Rampen und auf den Parkplätzen. „Fahrer werden teilweise beschimpft, wenn sie nicht ausladen“, sagte Berthold Richter, Geschäftsführer der Halsped Spedition in Leipzig. Er erzählte von einem Lebensmittelgroßhändler, der die Fahrer teils 17 Stunden warten ließ, ein anderer habe die Ware in seinem Lager vor dem Regal abladen lassen.
Er weiß aber auch von einem großen, ausländischen Lieferdienst, der vorbildlich sei. Der Fahrer könne an der Rampe Pause machen, einen Kaffee trinken und warten, bis er wieder abfahren könne. „Das Be- und Entladen läuft pünktlich ab“, so Richter. So stellt er es sich in Spanien und Portugal vor, wo die Lage an der Rampe besser geregelt ist.
Auch Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik, kann von einem seiner Mitgliedsunternehmen berichten. Es habe einen Fitnessraum für Fahrer, sie könnten in der unternehmenseigenen Kantine essen.
Die Lage an den Autobahnraststätten sei hingegen katastrophal, sagte Andreas Kernke, Berufskraftfahrer aus Emmerthal. An den meisten Raststätten gebe es kein kostenloses Trinkwasser, die Restaurants seien zu teuer und schlössen ab 21 Uhr, genau dann, wenn er Pause machen müsse.
Die hygienischen Bedingungen seien auch nicht tragbar. Duschen und Toiletten seien häufig verdreckt, weil das Personal nach 21 Uhr nicht mehr arbeite. Als vorbildlich nannte Kernke Raststätten in Belgien. Dort seien die Parkplätze überdacht. In Frankreich habe er ein Mautgerät an Bord. Wenn er auf einen bewachten Parkplatz fahre, öffneten sich die Schranken und er müsse nichts bezahlen. Alles werde elektronisch abgerechnet. In Italien dürfe er kostenlos duschen, Schweden baue Raststätten in die Natur und unter Bäume. Da sei dann natürlicher Schatten.
Von dem Raststättenbetreiber Sanifair ist Kernke enttäuscht. Er hat die Brummi-Cart, mit der er in der Corona-Zeit die sanitären Anlagen kostenlos nutzen durfte. Mittlerweile müsse er lange mit dem Personal vor Ort diskutieren, ob das auch jetzt noch möglich sei. Er weiß von Kollegen, die den Euro für die Toilette lieber zahlen, als lange zu streiten. „Mein Tag kostet mich viel Geld“, sagte auch Mark Schneider, Berufskraftfahrer aus Abenberg. Die Dusche koste 3 Euro, die Toilette 1 Euro, allein ein Frühstück 12 Euro. Die Tagessätze von 28 Euro seien dafür zu gering bemessen.
Die Fahrer und auch andere Experten in der Anhörung hatten eine lange Liste von Vorschlägen, wie die Situation der Fahrer verbessert werden könnte. Neben einer gesetzlichen Regelung an der Rampe forderten sie bewachte Parkplätze, die auch etwas kosten sollten, Aufenthaltsräume, Kochmöglichkeiten, Waschmaschinen, saubere Duschen und Toiletten. Schneider regte zudem an, die Fahrerkabine in die Arbeitsstättenverordnung aufzunehmen. Unter anderem beim Passus „Gefährdungsbeurteilung“ müsste der Arbeitgeber dann dafür sorgen, dass die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten nicht beeinträchtigt werden kann.