„Viele Start-ups von heute werden 2050 große Unternehmen sein“

Die Ideen und Konzepte der Gründerszene zeigen immer wieder aufs Neue, wie in der Logistikbranche schneller, digitalisierter und nachhaltiger agiert werden könnte. Es ist daher gut möglich, dass sich die Jungunternehmen im Jahr 2050 zu ernsthaften Wettbewerbern entwickelt haben werden. 

Start-ups werden in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. (Foto: Cecilie_Arcurs/iStock)

Kaum eine Szene ist so dynamisch wie die der Start-ups. Der Pioniergeist der Gründerinnen und Gründer zeigt immer wieder aufs Neue, wie in der Logistikbranche künftig schneller, digitalisierter und nachhaltiger agiert werden kann. Umso schwieriger ist es, eine realistische Prognose darüber abzugeben, wie die Start-up-Szene im Jahr 2050 wohl aussehen könnte – und ob es sie in der Form überhaupt noch geben wird?

„Der Begriff Start-up wird eventuell irgendwann verschwinden. Es werden aber weiterhin junge und frische Ideen auf den Markt kommen und die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen wird in Zukunft noch selbstverständlicher sein“, vermutet Thomas Hagemann, Gründer von Seven Senders, einer Delivery-Plattform für europäische Pakettransporte. Aber auch das Gegenteil ist für den Jungunternehmer denkbar. „Viele junge Unternehmen möchten auch ein Stück vom Kuchen abbekommen. Es wird einen gesunden Wettbewerb geben.“ Auch heute ist bereits zu beobachten, wie Jungunternehmen den „großen Riesen“ auf dem Markt den Kampf ansagen.

„Viele der Start-ups, die heute noch nach Definition Start-ups sind, werden 2050 große Unternehmen sein. Sie werden sich im Markt etabliert und die klassische Industrie aufgebrochen haben“, meint auch Johannes Franke, einer der Geschäftsführer der Innovationsplattform Startport, Tochterunternehmen der Duisburger Hafen AG. „Wo heute Start-ups noch nicht in allen B2B-Industrien angekommen sind, werden sie in der Zukunft in allen Bereichen zu finden sein.“

Viele Start-ups werden 2050 große Unternehmen sein und sich im Markt etabliert haben. Johannes Franke, Geschäftsführer von Startport

Nachhaltigkeit wird Pflicht

Blickt man auf das laufende Jahr 2022, so sind es vor allem zwei Themenbereiche, die den Markt dominieren: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Eine Entwicklung, die sich in den kommenden 28 Jahren noch weiter manifestieren wird.

„Es ist davon auszugehen, dass digitale Lösungen sich bis 2050 so weiterentwickelt und durchgesetzt haben, dass es die Kundinnen und Kunden als gegebenen Standard erwarten, Entscheidungen auf Datengrundlage treffen zu können. Künstliche Intelligenz wird ganz selbstverständlich zum Einsatz kommen, um viele Prozessschritte zu automatisieren“, vermuten Michael Wax und Erik Muttersbach, Gründer der digitalen Spedition Forto. Nur so kann dem Fachkräftemangel am Ende die Stirn geboten werden. Anders als heute werden im Jahr 2050 endlich alle Unternehmen vollends im digitalen Zeitalter angekommen sein.

Aber auch auf finanzieller Ebene werden die beiden Mega-Themen eine immer größere Rolle spielen. „Auch Investoren werden zukünftig ihre Investments stark auf nachhaltige Geschäftsmodelle ausrichten, so dass Start-ups zwangsläufig das Thema Nachhaltigkeit adressieren müssen, um Wachstumskapital zu bekommen“, prognostiziert Alexander Garbar, ebenfalls Startport-Geschäftsführer.

Start-ups als wichtiger Arbeitgeber

Auch dem Arbeitsmarkt steht mit der Generation Z und allem, was danach kommt, ein grundlegender Wandel bevor. In Zukunft werden es vor allem Start-ups sein, die neben der Erkundung neuer Technologiefelder auch für einen Großteil der Arbeitsplätze und damit der Wirtschaftskraft verantwortlich sind, meint Johannes Berg, Geschäftsführer des Digital Hub Logistics Hamburg.

„2050 ist es schon lange kein ,Risiko‘ mehr, in einem Start-up mit unsicherer Zukunft zu arbeiten, weil die ehemaligen Großkonzerne dermaßen digitalisiert und automatisiert sind, dass es dort kaum mehr Arbeitsplätze für qualifizierte Menschen gibt“, prognostiziert Berg. Aber auch die Politik muss die Innovationskraft der Start-ups in Zukunft stärker fördern und ihnen mehr Aufmerksamkeit widmen. Etwa durch ein eigenes Start-up- und Zukunftsministerium, überlegt Berg.

2050 ist es kein Risiko mehr, in einem Start-up mit unsicherer Zukunft zu arbeiten. Johannes Berg, Geschäftsführer Digital Hub Logistics Hamburg

Fest steht: Die Start-up-Szene wird in den kommenden Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Die Jungunternehmer von heute stehen bereits für eine neue Generation von Logistikern, geprägt von dem Fokus auf vollends digitale und nachhaltige Geschäftsmodelle. Eine Aussicht, die angesichts des immer weiter fortschreitenden Klimawandels Hoffnung spendet – auch für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens.

Die konkreten Fragestellungen, mit denen sich die Branche auseinandersetzen muss, werden im Jahr 2050 sicherlich andere sein. Doch das primäre Ziel muss dasselbe bleiben: den Kampf gegen den Klimawandel nicht zu verlieren. Und dafür müssen am Ende sowohl Start-ups als auch Großkonzerne am selben Strang ziehen.

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