Neugier auf KI-Tools gefragt
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) fristete auf dem Deutschen Logistik-Kongress 2017 noch ein Nischendasein. Im vergangenen Jahr war dann von der Beta-Version von ChatGPT die Rede. Heute kennt jeder die Sprachsoftware, die von der US-Firma Open AI entwickelt wurde. Darauf wies Kerstin Höfle von Körber Supply Chain hin, die gestern eine Sequenz über KI und ChatGPT moderierte.
Mittlerweile gibt es unzählige Tools und Apps, die auf generativer KI basieren – und es werden täglich mehr. Doch was ist eigentlich das Besondere an generativer KI? Für Florian Deter von Microsoft Deutschland ist es neben der einfachen Verfügbarkeit vor allem die Sprache als Benutzeroberfläche. Die großen Sprachmodelle (Large Language Models) sind zum einen die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer und zum anderen die Basis vielfältiger Apps, die jeder nutzen kann. Für Deter kommt dies einer „Demokratisierung von Technologie“ gleich. Dabei könne KI Kreativität und Produktivität steigern. Aber ist KI auch ein Jobkiller? Nein, meint der MicrosoftManager, aber ein Mensch, der KI effizient einsetze, könne einem anderen, der das nicht tue, bald den Job wegnehmen.
An KI führt also kein Weg vorbei, das Thema wird nicht wieder in einer Nische verschwinden. Die Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT sind vielfältig: Produktentwicklung, Brainstorming, Training, Programmierung, Übersetzungen, Wissensmanagement, Zusammenfassungen, Auswertungen oder Chatfunktionen sind nur einige davon.
Entscheidend sei, sagt Ralf Belusa von Hapag-Lloyd, dass „das Verständnis der Manager breiter wird“. Benötigt werde nicht nur die richtige Technologie für die richtigen Produkte. „Man muss sich immer fragen, ob es überhaupt einen Mehrwert für den Kunden gibt“, betont Belusa. Ähnlich sieht es Dirk Hofmann, Mitgründer und CEO von Dain Studios Germany. „Am Anfang steht die Frage, welches Problem ich lösen will. Technologie ist nur relevant, wenn dieses dann konkret angegangen wird.“ In der Logistik kann KI Prozesse und den Umgang mit Ressourcen verbessern. Und sie kann Know-how und Informationen, die in vielen verschiedenen Systemen vorhanden sind, zugänglich machen. Wichtig ist laut Hofmann dabei Neugier auf neue Tools und Anwendungen. Jeder sollte sich fragen: „Wie kann ich die für meine tägliche Arbeit nutzen? – statt sie vorschnell abzutun.“
Die Umsetzung in den Unternehmen ist allerdings mit einigen Hürden verbunden. „Rund 80 Prozent aller KI-Projekte werden abgebrochen, bevor sie in Betrieb gehen, 30 Prozent sogar vor dem Proof of Concept“, sagt Ramin Assadollahi, CEO von ExB, einem Anbieter von Lösungen für die Dokumentenverarbeitung. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg sei die Veränderungsbereitschaft eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter.