Fahrermangel: Von Ursachen, Wirkungen und dem Elefanten, den keiner sehen will
Der Mangel nimmt bedrohliche Ausmaße an: Laut der aktuellen Studie „Begegnung von Kapazitätsengpässen in der Logistik mit Schwerpunkt Fahrpersonal“ werden der Transport- und Logistikbranche in diesem Jahr 70.000 Lkw-Fahrer fehlen – und Jahr für Jahr soll sich diese Zahl um 20.000 Fahrer erhöhen.
Doch natürlich haben die Forscher es nicht darauf beruhen lassen, sie haben auch akribisch die Ursachen für den Fahrermangel durchleuchtet und wenig Überraschendes festgestellt. Die Arbeitsbedingungen, das Arbeitsumfeld und das miese Image in den Augen der Öffentlichkeit machen den Job am Steuer wenig attraktiv. Doch es gibt Hoffnung: Diejenigen, die sich dennoch für den Beruf entschieden haben, sind laut der Studie tatsächlich zufrieden.
Und natürlich hat sich das Team eingehend damit beschäftigt, Wege aus dem Dilemma zu untersuchen. Hier durften 10.000 Fahrer ihre Wünsche und Vorstellungen mit einbringen. Richtig neue Erkenntnisse förderte das zwar nicht zutage, doch der Ansatz ist lobenswert.
Bleibt eigentlich nur ein Kritikpunkt: Über den Elefanten im Raum – das Thema Entlohnung – findet sich nichts in der Studie. Die dünne Argumentation: Aussagen dazu wären erwartbar, deshalb habe man darauf verzichtet.
Doch genau das ist einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte, denn – zumindest in Deutschland – wird die Berufswahl maßgeblich davon beeinflusst, wie gut es sich von dem Einkommen leben lässt. Eine angemessene Einkommensperspektive ist Grundvoraussetzung für ein attraktives Berufsbild. Doch solange die Angst vor der günstig fahrenden Konkurrenz aus Osteuropa den Blick darauf versperrt, dass gut ausgebildetes und zuverlässiges Fahrpersonal nicht nur seinen Preis hat, sondern auch ein sehr gutes Argument in den Verhandlungen mit den Auftraggebern ist, wird sich wohl wenig ändern.