Verkehr und Logistik: Zwei Drittel suchen vergeblich Personal

Der Sektor ist von massiven Personalengpässen betroffen, was die pünktliche Belieferung von Handel und Industrie zunehmend erschwert. Zu dieser Einschätzung kommt die Deutsche Industrie- und Handelskammer im aktuellen Fachkräftereport.

Der Fachkräftemangel in Deutschland verschärft sich weiter. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Fachkräftereport der DIHK. (Foto: picture alliance/Zoonar/Robert Kneschke)

Die massiven Fachkräfte-Engpässe in der Logistikbranche haben weitreichende Folgen. „Das Fehlen von Fahrern bei den Logistikbetrieben erschwert zunehmend die pünktliche Belieferung mit Endprodukten im Handel, aber auch mit Rohstoffen und Vorleistungen in der Industrie“, sagt Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).

Die DIHK hat am Donnerstag in Berlin ihren neuen Fachkräftereport vorgestellt. Die Umfrage dafür lief im Herbst. Es beteiligten sich knapp 22.000 Unternehmen aus den Sektoren Industrie, Handel, Bau sowie Dienstleistung. Mehr als die Hälfte der Firmen (53 Prozent) können demnach nicht alle offenen Stellen besetzen, weil sie keine geeigneten Fachkräfte finden. Im Vorjahr nannten 51 Prozent dies als Problem. „Wir gehen davon aus, dass in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vakant bleiben“, betont Dercks. „Das entspricht einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro.“

Im Sektor Verkehr und Lagerei suchen der DIHK-Umfrage zufolge sogar 65 Prozent der Unternehmen vergeblich nach Personal. In einer Abfrage des Ifo Instituts im Oktober meldeten 54 Prozent der Betriebe aus dem Landverkehrssektor und 53 Prozent der Firmen im Bereich Lagerei einen Mangel an Fachkräften. In einer repräsentativen Befragung für den Fachkräftemigrationsmonitor der Bertelsmann Stiftung hatten wiederum 66 Prozent der Entscheider der Gruppe Industrie und Logistik angegeben, dass sie in ihrem Unternehmen Fachkräfte-Engpässe haben. Höhere Werte ergaben sich in der deutschen Wirtschaft nur in den Bereichen Kranken- und Altenpflege, im Bau und im Handwerk sowie im Tourismus.

Vor allem Personen mit Ausbildung fehlen

Ein Viertel der Industrie- und Logistikfirmen stellt laut Umfrage der Bertelsmann Stiftung noch keinen Mangel fest. Etwa 9 Prozent wissen es nicht. Vor allem fehlen in der Branchengruppe Industrie und Logistik Personen mit Berufsausbildung (57 Prozent). Engpässe gibt es auch bei Personen mit Hochschulabschluss (21 Prozent) und Personen ohne Berufsausbildung (15 Prozent), wobei Mehrfachantworten möglich waren. Laut der DIHK-Umfrage sind 56 Prozent der Betriebe aus dem Bereich Lagerei und Verkehrsdienstleitungen erfolglos bei der Suche nach Auszubildenden. Dies sei ein im Branchenvergleich hoher Wert.

Laut einer aktuellen DVZ-Umfrage auf Linkedin ist der Kampf um Fachkräfte das wichtigste Thema des ­neuen Jahres. 62 Prozent der fast 900 Teilnehmer sind dieser Meinung. Auf die anderen beiden großen Themen Nachhaltigkeit (15 Prozent) und Lieferkettensicherheit (21 Prozent) entfielen deutlich weniger Stimmen. Trennen lassen sich die drei Aspekte aber nur kaum, wie einige Kommentatoren auf dem sozialen Netzwerk anmerkten.

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