Thesencheck: Nur grüner Wasserstoff ist mit den Klimazielen vereinbar

Im Thesencheck erklärt Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen), warum der Kraftwerkstandort Moorburg für die Erzeugung von Wasserstoff aus Wind- und Solarkraft geeignet ist und wie in Hamburg eine echte Wasserstoffwirtschaft entsteht.

Seit 2015 ist Jens Kerstan
Umweltsenator
in Hamburg. (Foto: Florian Besser)

Im Thesencheck der DVZ erklärt Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen), warum der Kraftwerkstandort Moorburg für die Erzeugung von Wasserstoff aus Wind- und Solarkraft geeignet ist und wie in Hamburg eine echte Wasserstoffwirtschaft entsteht.

These: Der Standort des stillgelegten Kraftwerks Moorburg ist für die Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschlands größtem Elektrolyseur ab 2026 optimal geeignet.

Richtig. Die Nachnutzung des Kraftwerkstandortes in Moorburg bietet optimale Voraussetzungen für den geplanten 100-Megawatt Elektrolyseur und eine weitere Skalierung von Elektrolysekapazitäten.

These: Moorburg reicht von der Kapazität nicht aus. Stattdessen soll auf den riesigen Flächen auf der Hohen Schaar an der Süderelbe grüner Wasserstoff hergestellt, weiterverarbeitet und gelagert werden. Auf den Bau der A26 Ost wird verzichtet.

Falsch. Unabhängig von perspektivischen Ausbauplänen in Moorburg und anderen Standorten zur Produktion von grünem Wasserstoff wird die FHH (Freie und Hansestadt Hamburg) auf den Import (per Pipeline und Schiff) angewiesen sein. Zur Zeit gibt es aber keinerlei Überlegungen oder Pläne des Senats auf der Hohen Schaar Wasserstoffwirtschaft zu betreiben.

These: Die Entscheidung des Hamburger Senats, mit Moorburg das modernste deutsche Kohlekraftwerk nach nur sechs Jahren im Betrieb abzuschalten, war falsch, da hier mit 11 Terawattstunden Strom im Jahr fast der ganze Strombedarf Hamburgs erzeugt werden konnte und der Bau 3 Milliarden Euro kostete.

Falsch. Nicht der Hamburger Senat, sondern der Betreiber hat das Kraftwerk Moorburg zur Auktion nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz angemeldet und damit die Stilllegung beschlossen. Richtig ist, dass der Senat entschieden hat, das Kohlekraftwerk Moorburg nicht an die Fernwärme anzuschließen, weil Hamburg bis 2030 den Ausstieg aus der Kohle vollzogen haben will. Die BUKEA (Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft) unterstützt den bundesweiten Kohleausstieg bis 2038, da die längerfristige Kohleverstromung nicht mit den Klimazielen vereinbar ist.

These: Im Jahr 2030 wird der Hamburger Erdgasverbrauch zu einem Drittel durch klimaneutralen Wasserstoff abgelöst werden. Wann 100 Prozent erreicht werden sollen, ist nicht festgelegt, obwohl die Lücke zum neuen 70-Prozent-Klimaziel bei etwa 7 Millionen Tonnen CO2 liegt.

Falsch. Das heutige Erdgas soll und wird nicht einfach 1:1 durch Wasserstoff ersetzt werden. Zusammen mit weiteren Technologien, beispielsweise der Elektrifizierung von Anwendungen, wird Wasserstoff dazu beitragen, den aktuellen Erdgasverbrauch bis 2045 weitestgehend zu ersetzen. Der Anteil des Wasserstoffs am Endenergieverbrauch Hamburgs wird in den kommenden Jahren stetig zunehmen.

Jens Kerstan

Seit 1998 ist der gebürtige Hamburger Mitglied der Grünen, seit 2002 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und seit 2015 Umweltsenator und Präses der Behörde (seit 2020 Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft) sowie stellvertretendes Mitglied des Bundesrats. Von 1995 bis 2011 war er Vorsitzender des Naturschutzverbandes „Gesellschaft für ökologische
Planung e.V.“ (GÖP).

These: Hamburg wird lediglich Erzeuger und Durchleiter von grünem Wasserstoff, eine echte Wasserstoffwirtschaft mit der entsprechenden Wertschöpfung ist nicht in Sicht.

Falsch. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Hamburg ist erklärtes Ziel. Mit der aktuell (November 2022) durch die Bürgerschaft beschlossenen Hamburger Kofinanzierung der acht IPCEI-Projekte (kurz für Important Project of Common European Interest) in Höhe von über 220 Millionen Euro und weiteren rund 520 Millionen Euro durch den Bund werden in Hamburg Projekte im Bereich der Wasserstofferzeugung, der Wasserstoffdistribution und der Wasserstoffnutzung angestoßen und realisiert.

These: Der weitere Import von blauem (fossil erzeugtem) Wasserstoff aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nach der erfolgreichen Testanlandung ist sinnvoll, obwohl dessen Klimabilanz im Vergleich zur Verbrennung von Erdgas und Kohle deutlich schlechter ist.

Richtig. Die Nutzung von blauem Wasserstoff dient der Technologie-Erprobung und dem Test der Wertschöpfungsketten von Wasserstoff allgemein. Pilotprojekte dieser Art sind notwendig, da bisher nur sehr wenig grüner Wasserstoff weltweit verfügbar ist. Mittel- und langfristig ist nur die Nutzung von grünem Wasserstoff mit den Klimazielen vereinbar und daher erklärtes Ziel Hamburgs. (fw)

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