Airbridgecargo verliert Hubs in Frankfurt am Main und Lüttich

Der russische Carrier ist der erste gewichtige Luftfrachtplayer, den der geschlossene EU-Luftraum hart trifft. Das Abfertigungsunternehmen Frankfurt Cargo Services (FCS) verliert vorerst die Tonnage seines größten Kunden.

Der russische Carrier ist der erste gewichtige Luftfrachtplayer, der harte wirtschaftliche Konsequenzen infolge des geschlossenen EU-Luftraums hinnehmen muss. Das Abfertigungsunternehmen Frankfurt Cargo Services (FCS) verliert vorerst die Tonnage seines größten Kunden. Im vergangenen Jahr transportierte die russische Airline 110.000 Tonnen Fracht von und nach Frankfurt. (Foto: Airbridgecargo)

Die russische Frachtfluggesellschaft Airbridgecargo (ABC) verliert die operativen Zugänge zu ihren beiden europäischen Hubs an den Flughäfen in Frankfurt am Main und Lüttich. „ABC wird für die Dauer der Luftraumsperrungen nicht mehr in Europa operieren können“, so Vertreter aus Luftsicherheitskreisen gegenüber der DVZ.

Der Frachtcarrier ist damit der erste gewichtige Luftfrachtplayer aus Russland, der die im Zuge des Ukraine-Kriegs beschlossenen Sanktionen zu spüren bekommt. Nachdem zunächst eine Reihe von europäischen Staaten ihre jeweiligen Lufträume für Flugzeuge mit russischer Kennung geschlossen hatten, zog auch EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen nach und gab bekannt, dass der kollektive Luftraum sämtlicher EU-Staaten für russische Flugzeuge gesperrt sei. Deutschland hatte, ebenso wie Belgien, die Sperrung seines Luftraums für Flugzeuge mit russischer Kennung bereits zuvor beginnen lassen.

Kollateralschaden Frankfurt Cargo Services

Auf eine Anfrage der DVZ hin sagte ABC-Mutterkonzern Volga-Dnepr Group, er beobachte die Situation und verfolge sowohl die Ereignisse als auch die Reaktionen der Regierungen jener Staaten, in denen die Unternehmensgruppe aktiv sei, um die Verpflichtungen gegenüber Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern gewährleisten zu können.

ABC verfügt mit den Standorten in Frankfurt am Main und Lüttich über zwei große Drehscheiben, über die die Airline interkontinentale Frachtflüge durchführt. Im vergangenen Jahr transportierte der russische Carrier 110.000 Tonnen Fracht von und nach Frankfurt.

Die Frachtfluggesellschaft ist damit die nach Tonnage bedeutendste Airline der Cargocity Süd und gleichzeitig der wichtigste Kunde für das Abfertigungsunternehmen Frankfurt Cargo Services (FCS). Der Abfertiger gerät durch den vorläufigen Wegfall eines großen Teils seiner Tonnage unter Druck.

Der russische Carrier operiert in Europa über die Privilegien der sogenannten 5. Freiheit der Luft. Diese erlaubt es einem Frachtcarrier, Güter zwischen zwei fremden Staaten zu transportieren, wobei entweder Start- oder der Endpunkt der Route im Heimatland liegen muss.

ABC konnte bislang von der Homebase am Flughafen Moskau-Scheremetjewo aus mit einer unbedeutenden Menge Fracht, die etwa für die Destination Chicago vorgesehen war, einen Zwischenstopp in Frankfurt am Main oder Lüttich einlegen, wo der Carrier über eine umfangreiche Infrastruktur verfügt und den absolut größten Teil seiner Tonnage aufnahm. 

Umgehung der Sanktionen kaum denkbar

Die von der DVZ kontaktierten Luftsicherheitskreise verwiesen auf die Möglichkeit, dass die Volga-Dnepr Group versuchen könnte, den Ausschluss aus dem europäischen Luftraum zu umgehen, indem sie die Frachter ihrer drei Airlines (ABC, Atran Airlines, Volga-Dnepr Airlines) umschreiben lassen könnte auf eine der beiden westeuropäischen Carrier Cargologicair mit Sitz im Vereinigten Königreich oder Cargologic Germany mit Sitz am Flughafen Leipzig/Halle.

Dass dies ein gangbarer Weg wäre, darf bezweifelt werden, da die Gewährung der jeweiligen Luftverkehrsbetreiberzeugnisse (sogenannte AOC) nur unter der Bedingung der vollständigen organisatorischen Trennung von der russischen Volga-Dnepr Group erfolgen könnten. Sowohl der deutsche Frachtcarrier Cargologic Germany als auch die britische Cargologicair sind Tochterunternehmen der im Vereinigten Königreich inkorporierten Cargologic Holding.

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