Brandsatz-Paket von Leipzig: Mutmaßlich von Russland initiiert

Im Bundestag berichten die Chefs der Nachrichtendienste von Aktivitäten russischer Geheimdienste. Ein besonders gefährlicher Sabotagefall war demnach der Sprengsatz in einem Luftfrachtpaket. Die Justiz ist aktiv.

Kamen am Montag zur öffentlichen Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags (von links): BND-Präsident Bruno Kahl, Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang und Martina Rosenberg, Präsidentin des Militärischen Abschirmdienstes (MAD). (Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka)

Bei einem womöglich von Russland initiierten Brand eines Luftfrachtpakets ist Deutschland im Juli nach Einschätzung des Verfassungsschutzes nur knapp an einem Flugzeugabsturz vorbeigeschrammt. Es sei nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass das Paket damals noch am Boden im DHL-Logistikzentrum Leipzig und nicht während des Fluges in Brand geraten sei, sagte Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang bei einer öffentlichen Befragung der deutschen Geheimdienste im Bundestag. Sonst wäre es zu einem Absturz gekommen. In Sicherheitskreisen wird davon ausgegangen, dass der Vorfall im Zusammenhang mit russischer Sabotage steht.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bestand der glückliche Zufall darin, dass der Weiterflug des aus dem Baltikum stammenden Frachtpakets sich in Leipzig verzögerte. Das Paket hatte einen Brandsatz enthalten, der dort zündete und einen Frachtcontainer in Brand setzte.

Bundesanwaltschaft ermittelt

Im dem Fall ermittelt nach einem Medienbericht inzwischen die Bundesanwaltschaft. Ein Sprecher der Karlsruher Behörde sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Die Bundesanwaltschaft führt Ermittlungen zu Paketsendungen, die im Juli während ihres Transports über das DHL-Frachtzentrum in Leipzig in Brand geraten sind.“ Der Generalbundesanwalt wird unter anderem aktiv, wenn Straftaten sich gegen die Bundesrepublik richten.

Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) des Bundestages, Konstantin von Notz (Grüne), sagte dem RND: „Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass es sich hier um eine gezielte Sabotageaktion handelt, dann haben wir es mit einem hochdramatischen und gravierenden Vorfall zu tun. Ich erwarte von allen Sicherheitsbehörden und der Justiz, dass die Hintergründe mit Hochdruck vollumfänglich aufgeklärt werden.“

Das Spitzenpersonal der Geheimdienste warnte bei der Sitzung des PKGr die Bevölkerung vor Naivität. Putin habe Deutschland längst zum Feind erklärt, betonten die Präsidenten der drei Nachrichtendienste. Ein Absturz des Flugzeugs über bewohntem Gebiet hätte nach Haldenwangs Worten womöglich auch Menschen getroffen, die „mit (Russlands Präsident Wladimir) Putin und seinen Zielen sympathisieren“.

„Wir beobachten ein aggressives Agieren der russischen Nachrichtendienste“, sagte Haldenwang. Besonders Spionage und Sabotage durch russische Akteure hätten in Deutschland zugenommen – und zwar „sowohl quantitativ als auch qualitativ“.

BND-Chef: Russland spätestens 2030 fähig zu Angriff auf den Westen

Der Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, erklärte: „Der Kreml sieht den Westen und damit auch Deutschland als Gegner.“ Russland werde spätestens ab Ende des Jahrzehnts personell und materiell in der Lage sein zu einem Angriff auf den Westen. „Putin wird rote Linien des Westens austesten“, sagt der BND-Chef. Daher seien Geschlossenheit und Verteidigungsfähigkeit wichtig. Es sei zu erwarten, dass Moskau vor einer offenen militärischen Auseinandersetzung noch versuchen werde, die Nato zu spalten. (dpa/cs)

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