Containerboom beim südlichen US-Nachbarn
Wachsende Handelsströme und die Erweiterung des Panamakanals dürften in den kommenden Jahren den Ausbau der mexikanischen Containerhäfen vorantreiben. Das Land hat Nachholbedarf, denn wichtige Hafenprojekte wie der Neubau in Punta Colonet und der Ausbau in Veracruz und Tuxpan sind auf der Strecke geblieben. Diesen Monat beginnt der verspätete Bau eines neuen Terminals im Hafen von Lazaro Cardenas.
Das Containergeschäft in den mexikanischen Häfen hat stark zugelegt. Dabei konzentrierte sich der Boxenumschlag im vergangenen Jahr mit rund 95 Prozent auf vier Häfen: An der Pazifikküste auf Manzanillo im Bundesstaat Colima (42 Prozent aller Container) und Lazaro Cardenas (23 Prozent), an der Golfküste auf Veracruz (17 Prozent) und Altamira (13 Prozent).
Alle vier Standorte haben den Umschlag erhöht. Gleichzeitig hat der Hongkonger Terminalbetreiber Hutchison Port Holdings (HPH) die Kapazitäten im Hafen Lazaro Cardenas stark ausgebaut. Die Modernisierung der mexikanischen Häfen, die zumeist private Betreiber haben, der Bau neuer Terminals und eine bessere multimodale Anbindung ans Hinterland haben die großen Häfen begünstigt.
Mexikos Häfen profitieren vom wachsenden Warenexport und -import. Viele Vorprodukte für die Produktion von Waschmaschinen, Flachbildfernsehern und Handys kommen aus Asien. Gleichzeitig bedingt die Erweiterung des Panamakanals den Ausbau von Hafenanlagen für Post-Panamax-Schiffe.
Kalifornische Konkurrenz. Der Ausbau der Hafeninfrastruktur ist allerdings nicht so vorangekommen, wie von der mexikanischen Regierung geplant und von Verbänden erhofft. Die Vision, Mexiko könnte innerhalb von zehn Jahren zum wichtigsten Logistikstandort Nordamerikas avancieren und den überfüllten US-Häfen Los Angeles und Long Beach in Kalifornien Anteile am Importumschlag von Waren aus Ostasien abringen, hat sich nur teilweise erfüllt.
Lazaro Cardenas hat sich zum wichtigsten Hafen Mexikos entwickelt und spielt im Gütertransport von Ostasien in die USA eine Rolle. Der geplante Hafen Punta Colonet im Bundesstaat Baja California im Nordwesten des Landes wurde indes nicht gebaut. Und die US-amerikanischen Häfen konnten in der Wirtschaftskrise ihre Wettbewerbsfähigkeit zumindest im Handel mit Ostasien stärken.
Die privaten und öffentlichen Investitionen in den mexikanischen Häfen betrugen in den vergangenen sechs Jahren 40 Mrd. MXN (3,1 Mrd. USD), gibt der Generaldirektor für Förderung und Verwaltung der Häfen im Transportministerium, Sergio Vera Diaz, an. Alle Häfen samt Infrastruktur gehören dem Staat, der den Terminalbau und -betrieb meist 50 Jahre privat vergibt.
Veracruz nähert sich auch aufgrund steigender Kfz-Exporte der Kapazitätsgrenze. Ein Präsidentendekret von 1992, das die Korallenriffe vor der Küste zum Naturschutzgebiet erklärt, blockiert die Hafenerweiterung. Das Transportministerium wartet mit der Ausschreibung für die Ingenieursstudien auf eine Verkleinerung des Naturschutzgebietes. Das Erweiterungsprojekt im Wert von rund 3 Mrd. USD ist Vera Diaz zufolge mit einem Hafenneubau vergleichbar. Aufgrund von Protesten von Naturschutzverbänden gilt eine rasche Umsetzung als unwahrscheinlich.
Andere Projekte werden durch Gerichtsverfahren behindert. Nach Aussagen von Branchenexperten dominieren HPH und Impulsora Portuaria Mexicana (IPM), Teil des mexikanischen Konglomerats Pinfra und Altamira Terminal Portuaria, den Containerumschlag an beiden Küsten. Seit Februar 2010 blockiert IPM den Bau eines neuen Containerterminals im wichtigen Erdölhafen Tuxpan. Mit der neuen Infrastruktur könnte Tuxpan mit Veracruz konkurrieren.
Das US-Unternehmen Stevedoring Services will in Tuxpan rund 300 Mio. USD investieren. In einer ersten Phase sollen 560 m Kais und 20 ha Stellflächen gebaut werden. Ebenfalls in Tuxpan errichtet Transportacion Maritima Mexicana für 270 Mio. USD ein neues Flüssiggutterminal für die staatliche Erdölgesellschaft Pemex.
APM Terminals investiert. Vor kurzem hat die Maersk-Tochter APM Terminals mit der Hafenbehörde von Lazaro Cardenas einen Konzessionsvertrag für eine Laufzeit von 32 Jahren unterzeichnet. Die Investitionen betragen nach Unternehmensangaben 900 Mio. USD. Eine erste Phase für 300 Mio. USD soll diesen Monat beginnen und 2015 abgeschlossen sein. Sie sieht den Bau von 650 m Kais und 43 ha Stellflächen vor. APM Terminals plant den Einsatz von zunächst sieben Super-Post-Panamax-Kranen. Die Wassertiefe am Terminal soll 16,5 m erreichen.
Der Ausbau des Panamakanals wird die Häfen auf dem Kontinent zwingen, ihre Infrastruktur für größere Schiffsklassen anzupassen. Der Einstieg großer Betreiber wie APM Terminals in Lazaro Cardenas könnte den Wettbewerb beleben und Mexiko innerhalb Nordamerikas konkurrenzfähiger machen.
Peter Buerstedde, NfA/gtai.
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