Helrom: Expansion trotz Flaute
Helrom sorgt mit seinen neuen Zügen und vor allem mit seiner Verladetechnik und dem dahinterstehenden Service für Aufsehen. 2018 ist das Unternehmen gegründet worden. 2020 gab es bereits die erste Zugverbindung zwischen Düsseldorf und Wien. Am 24. Oktober dieses Jahres hat das Unternehmen mit der Relation Regensburg–Verona die sechste Relation aufgenommen.
„Auf dieser Route sind Alternativen zur Straße unbedingt notwendig“, sagt Roman Noack, CEO von Helrom. Die Sanierung der Luegbrücke verbunden mit der Sperrung von Fahrspuren werde zu großen Engpässen auf dieser Route führen. „Die Lkw, die heute über den Brenner auf der Straße fahren, sind mehr als auf allen anderen Alpentransitstrecken zusammen“, schildert Noack die hohe Belastung auf der Strecke.
Alles unter eigener Kontrolle
Er will den Speditionen mit den Helrom-Zügen eine Alternative anbieten. Ein Vorteil: Dank der Umschlagtechnik müssen die Trailer nicht KV-fähig sein. Ein zweiter Vorteil: Helrom versucht, so viele Abläufe wie nur möglich unter eigener Kontrolle zu behalten. So kann der Dienstleister schneller auf Probleme reagieren und die Kunden umgehend informieren.
Daher setzt Helrom auch auf eigenes Equipment. Eigene Loks, eigene Lokführer, eigene Waggons und eigenes Verladepersonal lautet die Devise. Bei der Verbindung zwischen Regensburg und Verona weicht Helrom insofern davon ab, als dass die Traktion in Italien ein anderes Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) übernimmt. „Wir haben aktuell noch keine Sicherheitsbescheinigung für Italien. Aber wegen der angespannten Verkehrslage auf der Luegbrücke ist jetzt der richtige Zeitpunkt zu starten. Daher haben wir uns mit der italienischen Privatbahn EVM Rail den passenden Partner gesucht“, sagt Noack. „Das Unternehmen agiert nach den gleichen Prinzipien wie wir. Sicherheit und Pünktlichkeit wird über alles geschätzt, und das EVU ist klein, agil und flexibel.“ Die ersten Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Verkehre stabil und zuverlässig laufen.
Helrom legt deshalb so viel Wert auf die Kontrolle der Logistikkette, weil das Unternehmen potenzielle Interessenten mit einer hohen Pünktlichkeitsquote überzeugen will. „Wie bei unseren anderen Relationen streben wir auch beim Zug Regensburg–Verona eine Pünktlichkeit zwischen 95 und 98 Prozent an“, sagt Noack. Das sei eine große Herausforderung, gerade auf der Brennerstrecke, auf der auch mal äußere Einflüsse wie Schnee oder Murenabgänge zu Sperrungen und damit zu Verzögerungen führen können. „Mein Appell an die Infrastrukturbetreiber ist, immer eine Ausweichstrecke parat zu haben, damit solche Hindernisse dann umfahren werden können“, so der Helrom-Chef.
Auf der Route Regensburg–Verona bietet Helrom aktuell vier Abfahrten pro Woche in jede Richtung auf der 560 Kilometer langen Strecke an. In Regensburg ist Abfahrt am späteren Abend und Bereitstellung am nächsten Tag in Verona gegen Mittag. Verona verlässt der Zug am Nachmittag und ist dann am nächsten Morgen in Regensburg.
Zur derzeitigen Auslastung will Noack keine Zahl nennen: „Die Nachfrage ist da. Wir sind gut gebucht, aber es ist noch Platz verfügbar.“ Er gibt zu bedenken, dass es auf der Brenner-Autobahn ein Nachtfahrverbot gibt und auch deshalb der Transport per Bahn attraktiv ist. Und auch die Umweltbilanz fällt positiv aus: Laut Helrom sinken die CO2-Emissionen im Vergleich zum Lkw um 90 Prozent.
Vor allem kleinere Speditionen tun sich jedoch schwer mit dem Kombinierten Verkehr (KV): zum einen, weil sie kein KV-fähiges Equipment haben. Dieses Handicap spielt mit der Helrom-Verladetechnik keine Rolle mehr. Ein weiteres Problem ist die Übergabe der Sendung an ein Partnerunternehmen. Hier gibt es Vorbehalte, den eigenen Trailer einem Fremden zu überlassen. Helrom bietet an, kleinere Unternehmen beim Nehmen dieser Hürden zu unterstützen – und hat potenzielle Partner parat, die auf der letzten Meile unterstützen könnten. „Am schnellsten springen natürlich große und mittelgroße Speditionen auf den Zug auf. Aber es sind auch ein, zwei kleinere dabei. Denen versuchen wir zu helfen, wo es eben geht“, sagt Noack.
Ausweitung des Angebotes 2025
Schon jetzt laufen die Planungen für den Ausbau des Angebotes auf der Brennerstrecke. Bereits im ersten Quartal 2025 soll es an sechs Tagen die Woche jeweils eine Abfahrt geben. Damit nicht genug: Helrom will neben den sechs bestehenden Routen im kommenden Jahr weitere Verbindungen ins Leben rufen. Auf welchen Destinationen, dazu wollte sich der ehemalige DB-Cargo-Manager Noack nicht äußern. Aber bereits Ende des ersten Quartals 2025 soll es soweit sein.
Die Expansion von Helrom wird durch verschiedene Finanzierungsquellen unterstützt. 2022 konnte Helrom mit Swiss Life Asset Managers einen Ankerinvestor gewinnen. 2023 folgte ein Darlehen von der Deutschen Anlagen-Leasing (DAL) und der Société Générale. Zusätzlich erhielt Helrom eine Förderung vom Bundesverkehrsministerium im Rahmen des Programms „Zukunft Schienengüterverkehr“.