Erst Schneemassen, nun Streik: Chaos auf der Schiene

Nach den witterungsbedingten Problemen jetzt auch noch Warnstreiks: Für 28 Stunden bestreikt die Gewerkschaft GDL den Güterverkehr auf der Schiene, für 24 Stunden zudem den Personenverkehr. Die Chaostage im Überblick. 

Tausende Zugausfälle, Hunderte wartende Güterzüge: Mit einem bundesweiten Warnstreik legt die GDL seit Donnerstagabend weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland lahm (Symbolbild). (Foto: picture alliance/dpa | Johannes Neudecker)
  •  Langer Rückstau im Güterverkehr erwartet

Donnerstag, 7. Dezember, 18.35 Uhr
Der zweite Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen hat am Donnerstag begonnen. Ab 18 Uhr legten Beschäftigte im Güterverkehr wie angekündigt die Arbeit nieder, wie ein Bahn-Sprecher bestätigte. Ab 22 Uhr soll auch im Personenverkehr gestreikt werden. Der Ausstand soll am Freitagabend 22 Uhr enden.

Während der Personenverkehr aller Voraussicht nach am Samstag wieder weitgehend normal ablaufen wird, dürften die Auswirkungen im Güterverkehr noch über das Wochenende hinaus zu spüren sein. Schon in den Tagen vor dem Warnstreik stauten sich aufgrund des heftigen Schneefalls in Bayern Hunderte Güterzüge, wie die Bahn am Donnerstag mitteilte. Der Arbeitskampf dürfte das Chaos vergrößern.

„Vor dem Hintergrund der noch bestehenden Beeinträchtigungen aufgrund des Wintereinbruchs in Süddeutschland gehen wir im Falle der Arbeitsniederlegung von starken Einschränkungen im Schienengüterverkehr aus“, hatte der maritime Operateur TFG Transfracht bereits am Vormittag mitgeteilt. Man werde alle Anstrengungen unternehmen, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Das Unternehmen der Deutschen Bahn wies zudem darauf hin, dass es für sämtliche hieraus eventuell resultierenden Mehrkosten keine Haftung übernehme. (cs/dpa)

  • Spedition Dettendorfer: Treibstoffzug trotz Schneechaos eingetroffen

Donnerstag, 7. Dezember, 15.06 Uhr
Die Spedition Dettendorfer in Nußdorf am Inn unweit von Rosenheim war an ihrem Stammsitz vom heftigen Schneefall am Freitag und Samstag betroffen. „Zwei Mannschaften haben am Wochenende durchgearbeitet. Mit Räumfahrzeugen haben wir die Wege freigemacht und die Dächer von den Aufliegern befreit“, teilt Georg Dettendorfer, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Dettendorfer, der DVZ mit. So konnten dann alle Lkw am Montag starten.

Sorgen bereitete ihm der Treibstoffzug, der zweimal die Woche von Hamburg aus nach Kiefersfelden fährt, um die betriebseigenen Tanklager zu befüllen. Der Diesel, Biodiesel und das Heizöl ist zum einen für den eigenen Bedarf, geht aber auch an Autohöfe und Mineralölhändler in Bayern und Österreich. „Eigentlich kommt der Zug am Montag. Wir hatten schon die Befürchtung, er fällt ganz aus. Dann ist er aber am Mittwoch eingetroffen“, zeigt sich Dettendorfer erleichtert.

Nicht verladen konnte das Unternehmen die Auflieger im KV. Der Brenner-Transit sei stark betroffen gewesen. „Im schlimmsten Fall routen wir dann schon mal um. Aber wir können auch nicht mal eben alle Auflieger per Lkw befördern,“ sagt Dettendorfer. Vorsichtige Kritik übt er an der Deutschen Bahn, was die Räumung der Strecken betrifft. „Unsere südlichen Nachbarn können mit den Schneemassen besser umgehen“, so der Spediteur. Aber er zeigt auch Verständnis: „Die sind das auch gewohnt und haben mehr Übung.“ (cd)

  • Streik der GDL: Weitere Verzögerungen über das Wochenende hinaus

Donnerstag, 7. Dezember, 13.10 Uhr
Der für heute Abend angekündigte, 24-stündige Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) verschärft die Lage im Schienengüterverkehr wieder. „Die GDL streikt gegen die deutsche Wirtschaft“, sagte eine DB-Sprecherin. Noch immer seien durch den Wintereinbruch Hunderte von Zügen im Rückstau. „Der Streik wird jetzt zusätzliche Lieferverzögerungen weit über das Wochenende hinaus nach sich ziehen“, schilderte die Sprecherin die Konsequenzen.

Auch bei der Transfracht stellt man sich auf Verzögerungen ein. „Vor dem Hintergrund der noch bestehenden Beeinträchtigungen aufgrund des Wintereinbruchs in Süddeutschland gehen wir im Falle der Arbeitsniederlegung von starken Einschränkungen im Schienengüterverkehr aus“, teilt das Unternehmen mit. (cd)

  • Strecke Richtung Brenner fast komplett frei

Donnerstag, 7. Dezember, 09.00 Uhr
Die schwierige Lage im Zugverkehr nach den heftigen Schneefällen in Oberbayern normalisiert sich immer mehr. Eine Sprecherin der DB bestätigte der DVZ, dass seit Dienstag, 14:00, wieder erste Züge auf der Strecke München – Rosenheim fahren und somit auch der Brenner angebunden sei – jedoch zunächst nur eingleisig. Seit Mittwoch, 6.00 Uhr ist auch wieder ein zweigleisiger Betrieb möglich. Allerdings seien in einzelnen Überholgleisen noch Güterzüge abgestellt, sodass die Kapazität teilweise nicht vollständig zur Verfügung stehe. Gleiches gelte für die Zugbehandlungsanlagen. Dort würden noch nicht in allen Betriebsstellen alle Gleise zur Verfügung stehen.

Das KV-Terminal München Riem ist seit dem 5. Dezember wieder anfahrbar. Wie viele Güterzüge in München Riem während der Sperre nicht abgefertigt werden konnten, dazu wollte die Sprecherin mit Hinweis auf die geschützten Betriebsdaten der Netzkunden keine Angaben machen. Mit der gleichen Begründung gab sie keine Zahlen bekannt zu den ausgefallenen Güterzügen zum und vom Brenner. (cd)

  • RCG muss 300 Züge stornieren

Mittwoch, 6. Dezember, 15.45 Uhr
Die ÖBB hat gegenüber der DVZ jetzt nochmal konkretisiert, wie lange die Brenner-Strecke aufgrund starker Schneefälle in Bayern nicht erreichbar war. Demnach war der Streckenabschnitt Rosenheim–München ab Samstag, 2. Dezember um 1 Uhr, nicht mehr befahrbar. Seit gestern, 5. Dezember 14 Uhr, sei wieder ein eingeschränkter Betrieb möglich. Derzeit seien etwa wieder 75 Prozent der Infrastruktur-Kapazitäten im Großraum München nutzbar.

Für die internationalen Züge seien keine Umleitungen möglich gewesen, da es an Alternativen gemangelt habe. Allerdings wurden in Österreich diverse nationalen Umleitungen eingerichtet. Insgesamt hat RCG hat seit dem 1. Dezember aufgrund des Wintereinbruchs etwa 300 Züge storniert.

Auch in Österreich hat starker Schneefall den Schienenverkehr behindert. Die meisten Probleme gab es laut einer RCG-Sprecherin auf der West- und der Südstrecke. Hier kam der Zugverkehr zwischenzeitlich komplett zum Erliegen. Auch diverse regionale Strecken waren durch die Schneemassen, umgestürzte Bäume in den Oberleitungen und auf den Gleisen sowie einen Felssturz mehrere Stunden nicht befahrbar. (cd)

  • Terminals in München und Salzburg wieder anfahrbereit

Mittwoch, 6. Dezember, 13.50 Uhr
„Die betriebliche Lage in Bayern und Baden-Württemberg bleibt aufgrund der Schneemengen und beschädigter Oberleitungen weiterhin angespannt“, teil der maritime Operateur Transfracht mit. Die Terminals in München und Salzburg seien wieder anfahrbar. „Allerdings sind die Zulaufstrecken teilweise nur eingleisig befahrbar, sodass der Betrieb nur mit Verzögerungen wieder aufgenommen werden kann“, heißt in einer Mitteilung des Unternehmens.
 
Ferner weist Transfracht darauf hin, dass die Hamburger Hafenterminals aufgrund des Schneefalls und der gestrigen Betriebsversammlung am CTB zum Teil deutlich hinter Slotplan arbeiten. Das Container Terminal Burchardkai (CTB) würde aktuell mit 26 Stunden Verzug arbeiten, das Container Terminal Tollerort (CTT), Container Terminal Altenwerder (CTA) und Eurogate (EKOM) mit jeweils 3 bis 5 Stunden. (cd)

  • TX Logistik: Brenner-Strecke fast vier Tag geschlossen

Mittwoch, 6. Dezember, 09.20 Uhr
Auch das Bahnunternehmen TX Logistik ist von der aktuellen Wetterlage in Südbayern stark betroffen. Seit Freitag bis Dienstag Mittag (12 Uhr) konnte nach Angaben des Unternehmens kein einziger Zug über den Brenner fahren. „Dies hat zur Folge, dass auf beiden Seiten die Züge stehen“, teilt TX Logistik mit. Seit Dienstag Mittag fahren wieder Züge zwischen München und Rosenheim, dem Zubringer zum Brenner. Aber nur wenige, da die Strecke nur eingleisig befahrbar ist.

Durch den massiven Rückstau konnten auch keine weiteren Züge von TX Logistik angefahren werden. Aufgrund der anhaltenden Einschränkungen im Gotthard-Tunnel (Teilsperrung wegen eines Unfalls im August) sei die Route über die Schweiz auch keine wirkliche Alternative. (cd)

  • Kombiverkehr massiv betroffen

Dienstag, 5. Dezember, 18.40 Uhr
Für den Operateur Kombiverkehr haben die massiven Schneefälle in Oberbayern gravierende Konsequenzen. „Da München-Riem für Kombiverkehr ein hochfrequentiertes Versand- und Zielterminal ist und auch Gatewayfunktion für Zubringerverkehre übernimmt, sind wir von den Auswirkungen der starken Schneefälle sehr betroffen“, teilt ein Unternehmenssprecher mit. Erschwerend hinzu käme die lange Zeit vollgesperrte Bahnstrecke bei Rosenheim. Davon betroffen sind die Verkehre von und nach Italien über den Brenner. Aber auch nationale Züge und Züge in Richtung Südosteuropa, die München als Versand- beziehungsweise Zielterminal haben, sind ebenfalls tangiert.

Züge, die über das Wochenende Richtung Bayern gefahren sind beziehungsweise beladen wurden, sind unterwegs abgestellt oder nicht abgefahren, sagt der Unternehmenssprecher. Die Waggons würden in Vorbahnhöfen und Terminals stehen. Es komme bei diesen Zügen zu immensen Verspätungen von mehreren Tagen.

Vor allem das Terminal München-Riem ist massiv betroffen. „Das Terminal ist zurzeit nicht anfahrbar. Es laufen Räumarbeiten, mit dem Ziel, ab morgen Vormittag den Betrieb wieder aufzunehmen“, so der Kombiverkehr-Sprecher. Dies sei aber nicht gesichert. Das Unternehmen hat insbesondere im Italienverkehr Annahmesperren und Buchungsstopps ausgesprochen, um die Terminals nicht noch weiter zu belasten. „Bisher ist eine mittlere zweistellige Anzahl an Zügen ausgefallen“, beziffert der Sprecher die Folgen des Schneechaos. (cd)

  • Erste Züge Richtung Salzburg und Kufstein

Dienstag, 5. Dezember, 18.00 Uhr
Mittlerweile fahren die ersten Züge von München wieder in Richtung Salzburg und Kufstein, sagte eine Sprecherin von DB Netz der DVZ. Von Kufstein geht es dann weiter nach Innsbruck und über den Brenner. Allerdings stehen nur eingeschränkt Kapazitäten zur Verfügung, da die Strecke zwischen München und Rosenheim nur einspurig befahrbar ist. Wie die aktuelle Lage in den KV-Terminals in Burghausen und München-Riem ist, dazu konnte die Sprecherin keine Aussage machen. (cd)

  • DB Cargo findet Lösungen für Premiumzüge

Dienstag, 5. Dezember, 17.34 Uhr
Ein Sprecher von DB Cargo sagte gegenüber der DVZ, dass die DB für Premiumzüge wie den Intercity-Parcel der Deutschen Post mit eiligen Paketen alternative Lösungen gefunden habe. Diese Züge mit Wechselbrücken seien nach Kornwestheim umgeroutet worden und dann per Lkw nach München gefahren. Nach wie vor schwierig bis gar nicht erreichbar seien der Rangierbahnhof München Nord, der Ostbahnhof in München, der wichtig für das Zwischenparken von Zügen in Richtung Brenner sei, sowie das KV-Terminal München Riem. Wie lange das noch andauere, dazu könne er keine Angaben machen. Das läge auch daran, dass die Schneelage sicher noch nicht entspannt habe und auf einzelnen Streckenabschnitten daher immer noch Bäume unter der Schneelast einknicken oder Oberleitungen brechen würden. Bis sich wieder alles eingespielt hätte, werde es noch bis zum Ende der Woche dauern. (cd)

  • Zähe Rückkehr zur Normalität

Dienstag, 5. Dezember, 16.12 Uhr
Zahlreiche Zugausfälle, 650 gestrichene Flüge und mehrere gesperrte Autobahnen: Auch vier Tage nach dem heftigen Wintereinbruch im Süden Bayerns hatten die Menschen im Freistaat am Dienstag mit Problemen auf Straßen, Schienen und Flughäfen zu kämpfen. Während der Münchner Flughafen wegen Gefahr durch gefrierenden Regen am Vormittag seinen Betrieb für mehrere Stunden komplett einstellte, arbeiteten mehr als 20 Räumfahrzeuge der Bahn daran, verschneite und vereiste Gleise vor allem im Süden und Osten wieder befahrbar zu machen. Bei Unfällen in Folge von Glätte auf Bayerns Straßen starben mindestens zwei Menschen, die Münchner Ostumfahrung der Autobahn 99 war im Berufsverkehr nach Unfällen zeitweise komplett gesperrt.

„Immer wieder stürzen Bäume unter der Last von Eis und Schnee auf Gleise und Oberleitungen“, sagte eine Bahn-Sprecherin. „Gleichzeitig überzieht gefrierender Niederschlag die Oberleitungen zum Teil mit fingerdicken Eispanzern, so dass sie keinen Strom mehr übertragen können oder durch die Last herabfallen.“ Die Bahn habe die Zahl der Räumfahrzeuge in Bayern von 13 auf mehr als 20 aufgestockt, teilte die Sprecherin mit. Dazu seien auch Räumfahrzeuge aus Baden-Württemberg und Hessen in den Freistaat beordert worden. (dpa/cs)

  • Terminals schienenseitig nicht bedienbar

Dienstag, 5. Dezember, 12.25 Uhr
„Die witterungsbedingten Beeinträchtigungen haben weiterhin massive Auswirkungen auf den Schienengüterverkehr“, teilt der Operateur TFG Transfracht mit. Besonders betroffen seien die Anlagen und Strecken in den Regionen Bayern und Baden-Württemberg. „Die Terminals in München, Salzburg sowie Burghausen sind schienenseitig nicht bedienbar. Infolge ist weiterhin mit Verspätungen, Einschränkungen und Zugausfällen zu rechnen“, teilt der Spezialist für Seehafen-Hinterlandverkehre weiter mit. Bei dem Unternehmen der Deutschen Bahn geht man davon aus, dass die Beeinträchtigungen voraussichtlich die ganze Woche andauern werden. (cs)

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