Algerischer Frachter gekapert
Erster Piratenüberfall des Jahres 2011: Am Neujahrstag bringen somalische Piraten einen algerischen Frachter in ihre Gewalt - nur wenige Tage nach Überfällen auf drei andere Schiffe.
Somalische Piraten haben am Neujahrstag etwa 150 Seemeilen südöstlich von Oman den algerischen Frachter "Blida" gekapert. An Bord des Schiffes seien 27 Besatzungsmitglieder aus Algerien, der Ukraine und den Philippinen, teilte ein Sprecher der EU-Antipiratenmission Atalanta am Sonntag mit. Damit seien derzeit 28 Schiffe und 654 Seeleute in der Gewalt von Piraten.
Die Papenburger Reederei Grona Shipping bestätigte am Sonntag einen ersten Kontakt zu ihrem vor einer Woche gekaperten Tanker "Ems River". Der achtköpfigen Besatzung - sieben Philippinern und einem Russen - gehe es den Umständen entsprechend gut. "Wir setzen alles dafür ein, um die Seeleute sicher und gesund freizubekommen", sagte ein Sprecher. Zum genauen Stand der Verhandlungen machte die Reederei aus Sicherheitsgründen keine Angaben.
Erst kürzlich gekapert wurden ein taiwanisches Fangschiff und ein Fischereischiff aus Mosambik. Letzteres wurde nach Atalanta-Angaben am Freitag zwischen den Komoren und Madagaskar gesichtet. Es hatte ein schnelles Motorboot im Schlepptau, wie es von somalischen Piraten verwendet wird. Auf Funksprüche habe das Schiff nicht reagiert. Über das Schicksal der 14 Besatzungsmitglieder der "Vega 5" gab es zunächst keine Informationen.
44 Schiffe in der Hand der Piraten
Die Nichtregierungsorganisation Ecoterra sprach am Sonntag von mindestens 44 Schiffen und mehr als 770 Gefangenen, die sich in der Hand von Piraten befinden. Anders als Atalanta listet die Organisation auch kleine Schiffe auf. Viele der Seeleute müssen monatelang in Häfen an der somalischen Küste ausharren, bis Piraten und Schiffseigentümer ein Lösegeld aushandeln.
Der Bürgerkriegsstaat Somalia hat keine eigene Küstenwache. Kriegsschiffe der EU und anderer Staaten patrouillieren im Golf von Aden, um den wichtigen Schifffahrtskorridor zu sichern. Die Seeräuber weichen bei ihren Überfällen daher zunehmend auf weit von der somalischen Küste entfernte Gebiete im Indischen Ozean aus. Häufig setzen sie gekaperte Schiffe als "Mutterschiffe" ein, von denen sie ihre schnellen Kleinboote zu Wasser lassen, um Schiffe zu überfallen. (dpa)