Bananen für Bremerhaven
Die zunehmende, mitunter schmerzhafte Verlagerung vom Kühlschiff zum Container hat Heuer Logistics am eigenen Leib gespürt. Um ein Fünftel brach das so wichtige Bananengeschäft 2011 ein, als ein wichtiger Dienst eingestellt wurde. Doch der Fruchtlogistiker hat noch andere Standbeine.
Bananen waren gestern - das ist etwas, das viele Leute in Bremerhaven glauben. Früher wurde die gebogene Frucht direkt am Terminal von Heuer Logistics aus Kühlschiffen gelöscht, in Kisten und auf Paletten. Der Liniendienst auf Bremerhaven wurde aber im September 2011 eingestellt. Heute kommen die Bananen im Container nebenan auf dem Containerterminal an. Heuer hat der Wegfall geschmerzt. "Wir haben einen Umsatzeinbruch, der in dem Wegfall der Linie zu suchen ist", sagt Matthias Hasselder, einer der Prokuristen des Unternehmens. "Durch die Umstellung vom eigenen Kühlschiff hin zum Container haben wir einen Rückgang im Bananengeschäft von 20 Prozent", präzisiert er.
Die Geschäftsleitung hat zügig auf die Veränderungen reagiert und beispielsweise mit Reedereien verhandelt, um wieder Schiffe für die eigene Pier zu gewinnen. Mit Erfolg: Seit Januar gibt es wieder einen Dienst von Chiquita, der die Columbuskaje anläuft. Zwar ist das Volumen nicht ganz so groß wie früher aber immerhin. Wöchentlich wird dieser Dienst nun wieder Bremerhaven anlaufen.
Dass die eingeleiteten Veränderungen Früchte tragen, hat sich zuletzt auch beim Umsatz gezeigt. 2011 hat Heuer Logistics mit den beiden Töchtern Heuer Port Logistics und Heuer Transport Logistics einen Jahresumsatz von 19 Mio. EUR erwirtschaftet, 1 Mio. EUR mehr als im Vorjahr.
Breiter aufgestellt
Dabei hat sich das Feld stark erweitert: Mit 230.000 t Jahresumschlag sei die Banane zwar noch immer das wichtigste Umschlaggut, sagt Hasselder. Daneben gingen aber auch 150 000 t General Cargo und 30.000 t andere Früchte über die 1,2 km lange Kaje mit Platz für fünf Schiffe. "Es handelt sich dabei meistens um Zitrusfrüchte, Kartoffeln sowie Stein- und Kernobst", sagt Jan Zobel, Leiter der Niederlassung Hamburg.
"Bananen und andere Früchte sind sensible Güter, die einer besonderen Behandlung bedürfen", sagt Hasselder. Das erledigen die Angestellten auf 150.000 m² Fläche. "Wir haben 12.000 Palettenplätze bei Lagerung zwischen 0 und 20 Grad", erzählt Hasselder. 90 Kühlcontainer können zudem angeschlossen werden.
80 Angestellte kümmern sich in Bremerhaven um den Umschlag, dazu kommt ausgeliehenes Personal vom Gesamthafenbetriebsverein und der BLG-Gruppe. "Personell haben wir uns durch Verkleinerung der Stammmannschaft und geänderte Arbeitszeiten auf die neue Situation eingestellt", erzählt Prokurist Rolf Benedix, der auch für die Finanzen zuständig ist. "Der Abbau wurde durch Nicht-Besetzung freier Stellen und Altersteilzeit realisiert." Dennoch sei es schade, Personal reduzieren zu müssen - auch in Hamburg, wo Heuer als reiner Fruchtlogistiker arbeitet.
Trotzdem wollen sich die Verantwortlichen nicht beschweren. So müsse die Lagerkapazität sogar erweitert werden, sagt Benedix. "Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft", unterstreicht denn auch Hasselder.
Und diese Zukunft soll in jedem Fall mit Bananen und Früchten zu tun haben. Hasselder: "Dort liegen unsere Wurzeln. Unsere Mitarbeiter sind oft schon seit Jahrzehnten in der Firma und verfügen über das nötige Know-how und vor allem über die nötige Flexibilität."
Frank Miener, Fachjournalist, Bremerhaven
Heuer Logistics
Das Unternehmen ist aus dem Verbund der Atlanta AG, Bremen, hervorgegangen. 1998 wurde die Heuer-Gruppe durch ein Management-Buy-out neu aufgestellt und 2003 mit Verkauf an die Ebrex-Gruppe als ein reines Logistikunternehmen konsolidiert. Seit 2004/2005 ist Bremerhaven Firmensitz, in Hamburg gibt es eine Niederlassung.