Digitale Lkw-Abfertigung ist nun an allen Containerterminals in Hamburg Pflicht

Ab sofort müssen Lkw-Fahrer im Hamburger Hafen Smartphone-Apps nutzen, um Zufahrt zu den Containerterminals zu erhalten. Im Gespräch mit der DVZ erklärt Marcel Lindemann, Geschäftsführer des Software-Anbieters Passify, wieso der neue Prozess nötig ist und welche Pläne das Start-up verfolgt.

Ab sofort müssen sich Lkw-Fahrer an allen Containerterminals im Hamburger Hafen mittels einer Smartphone-App authentifizieren. Die bisherige physische Trucker Card gilt nicht mehr. (Foto: HHLA/Thies Rätzke)

Seit dieser Woche ist die physische Trucker Card im Hamburger Hafen Geschichte. Von nun an müssen Lkw-Fahrer auch am HHLA-Containerterminal Altenwerder das digitale Zugangssystem „Passify“ nutzen, das zuvor bereits verpflichtend an den HHLA-Standorten Tollerort und Burchardkai eingeführt wurde. Die App für Mobiltelefone wird von der gleichnamigen Firma Passify GmbH entwickelt, einem Start-up von HHLA Next, der Innovationseinheit des Hafenlogistikers.

Mit dem neuen Prozess werden die Fahrer eindeutig identifiziert, indem sie sich über die App authentifizieren müssen. Passify ist zudem in die Gate-Prozesse an den Terminals integriert. Eine Weitergabe der Einfahrtberechtigung, wie es mit der haptischen Karte unter den Fahrern durchaus üblich war, soll mit der digitalen Lösung verhindert werden.

Mehr Sicherheit durch eindeutige Identifikation

„Hintergrund für die Entwicklung der Anwendung ist, dass wir damit die Sicherheit bei der Zugangskontrolle zu den Terminals signifikant erhöhen und gleichzeitig massive Effizienzen bei der Lkw-Abfertigung erreichen“, erklärt Marcel Lindemann (31), einer der Gründer und Geschäftsführer von Passify, im Gespräch mit der DVZ. Schließlich sehen sich viele Häfen mit zunehmenden illegalen Drogenimporten und hybriden Bedrohungen konfrontiert.

Mitbewerber Eurogate setzt seit Mai dieses Jahres auf ein ähnliches digitales Zugangssystem, das vom Münchener Jungunternehmen Conroo entwickelt und vertrieben wird. Der sogenannte „Gate-Pass“ kommt an den Eurogate-Terminals in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven sowie bei anderen Kunden wie einigen Duss-Terminals oder Duisport zum Einsatz.

Speditionen sind zwiegespalten ob der neuen Lösungen. Einzelne Unternehmen begrüßen im Gespräch mit der DVZ grundsätzlich eine Verbesserung der Prozesse und höhere Sicherheitsstandards. Gleichzeitig merken sie an, dass unterschiedliche (digitale) Lösungen mehr Aufwand und höhere Kosten für Fahrer und Unternehmen bedeuten. Sie wünschen sich daher eine einheitliche Lösung für den gesamten Hafen, wie sie zum Beispiel auch beim Slot-Management-Verfahren existiert. Für die Apps von Conroo und Passify werden jeweils einmalige Registrierungskosten in Höhe von 25 Euro fällig. Conroo erhebt zudem eine jährliche Gebühr von 49,90 Euro je Zugang.

Passify will expandieren

Die App von Passify kommt neben den drei HHLA-Terminals in Hamburg seit kurzem auch an einem Standort außerhalb des Konzerns zum Einsatz – an einem KV-Terminal in Rumänien. Dort werde mit dem System neben der Identifikation des Fahrers auch eine Voranmeldung und das Slot-Management abgewickelt. „Das ermöglicht eine Synchronisierung der Lkw- mit der Bahn-Abfertigung und ist entscheidend, um die Abläufe auf dem Terminal effizienter zu machen“, sagt Lindemann.

Perspektivisch sollen den Fuhrunternehmen durch die Nutzung der App und eine Verknüpfung mit TMS-Systemen oder ähnlichem weitere Funktionen geboten werden, zum Beispiel Empfehlungen für Slot-Buchungen an den Rampen der Kunden, wenn die Abfertigung am Terminal etwa schneller oder langsamer läuft als vorgesehen. Das soll für alle Beteiligten eine bessere Planung ermöglichen.

Ziel des Unternehmens ist zudem, im kommenden Jahr weitere Kunden außerhalb der HHLA zu gewinnen. „Attraktive Märkte für uns sind neben dem deutschsprachigen Raum aufgrund der wachsenden Wirtschaft auch die Länder Osteuropas“, verrät Lindemann. Dort sei der Bedarf an effizienteren Prozessen wegen der Wachstumsprognosen besonders hoch. Denkbar sei auch, dass die Passify-Lösung künftig an den zahlreichen Terminals des HHLA-Konzerns in Ost- und Südeuropa zum Einsatz komme.

Die beiden Gründer, Marcel Lindemann und Niko Marks, haben vor gut zwei Jahren mit der Ideenentwicklung für die Software begonnen und im April dieses Jahres das Unternehmen gegründet. Neben ihnen hält auch die HHLA Anteile an dem Start-up. Es sei durchaus möglich, dass künftig externe Investoren bei dem Unternehmen einsteigen, noch sei das allerdings kein Thema, so Lindemann. Das Passify-Team besteht aus 13 Personen – sechs Beschäftigten in Hamburg und sieben IT-Entwicklern in Indien.

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