DHL-Chef: China kann man nicht ignorieren
Der globale Handel wird künftig maßgeblich geprägt von der Rolle Chinas in den weltweiten Wertschöpfungsnetzen. Das wurde gleich zu Beginn der BVL Supply Chain CX deutlich. Der globale Handel hat nach dem Zweiten Weltkrieg wesentlich zum Wohlstand beigetragen. „Der Handel und die exportorientierte Entwicklung von Volkswirtschaften ist der größte Faktor, der Menschen aus der Armut geführt hat“, sagte Tobias Meyer, Vorsitzender des Vorstands der DHL Group. Doch seit etwa 2012 sei eine Kehrtwende zu beobachten, in deren Zuge Handelsbarrieren und Protektionismus stark zunehmen würden. Dies habe erhebliche Auswirkungen auch auf die Logistik.
China ist dabei ein dominierender Akteur. Meyer betonte, dass das Land eine wirtschaftliche Größe darstellt, die nicht ignoriert werden kann, auch wenn Vorbehalte gegenüber Chinas Politik bestehen. „Ich verstehe, dass man aus sicherheitspolitischen und gesellschaftlichen Gründen große Vorbehalte gegenüber China haben kann.“
Dennoch sei die wirtschaftliche Bedeutung Chinas immens, was besonders an den Exportvolumina deutlich werde. Die Exporte Chinas haben sich in den letzten 20 Jahren um das Siebenenhalbfache gesteigert, was die wachsende Bedeutung Chinas im globalen Handelsnetzwerk widerspiegele. Besonders beeindruckend sei der wachsende Einfluss Chinas auf die Handelsbeziehungen mit Ländern außerhalb der USA und Europas. „Die Verflechtung Chinas mit den 90 Prozent der Weltbevölkerung trägt zunehmend den globalen Handel“, stellte Meyer fest. Länder wie Vietnam, Brasilien oder Saudi-Arabien hätten in den letzten Jahren einen erheblichen Anstieg der Importe aus China verzeichnet. Dies verdeutliche, dass die Isolation Chinas nicht stattfinde, sondern vielmehr das Gegenteil der Fall sei.
Auslandsinvestitionen verstärken
Für die Logistikbranche sei es unverzichtbar, weiter weltweit aktiv zu sein und Investitionen in Auslandsmärkte zu verstärken. Gerade in Schwellenländern sei eine verstärkte Präsenz westlicher Unternehmen notwendig, um weiterhin von den wachsenden Handelsströmen zu profitieren. Gleichzeitig forderte Meyer, dass die politischen Rahmenbedingungen für den globalen Handel verbessert werden müssen, um dessen Stabilität zu sichern.
Meyer ging zudem auf die Bemühungen vieler Unternehmen ein, sich durch Diversifizierung der Lieferketten unabhängiger von China zu machen. Länder wie Vietnam oder Mexiko würden zunehmend als Alternativen in Betracht gezogen, doch die Produktionskapazitäten dieser Länder könnten mit China nicht konkurrieren. „Die Produktionsleistung Chinas ist ungefähr 50-mal so groß wie die Vietnams“, gab Meyer zu bedenken und verwies darauf, dass eine vollständige Abkopplung von de, Land zu erheblichen Wohlstandsverlusten führen würde. Der DHL-Chef forderte daher eine realistische und ehrliche Diskussion über die wirtschaftlichen Beziehungen zu China. (rok)