Nachhaltige Logistik als globalen Standard etablieren
Andrea Goeman arbeitet in Frankfurt, und doch steuert sie Arbeitsprozesse rund um den Globus. Sie ist der erste Manager, der sich beim US-Logistiker JAS ausschließlich der Nachhaltigkeit widmet. „JAS hat in der Vergangenheit bereits viele Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit entwickelt. Meine Aufgabe ist es nun, diese Initiativen in einen globalen Kontext zu stellen und zu skalieren. Wichtig ist hier vor allem auch die Sichtbarkeit unserer vielen Nachhaltigkeitsmaßnahmen. JAS wird bisher noch nicht in dem Maße als grünes Unternehmen wahrgenommen, wie es unseren Projekten und Initiativen entsprechen würde,“ erklärt sie im Gespräch mit der DVZ. Tatsächlich verfüge JAS über eine Vielzahl von Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit, die vor allem von den Regionen vorangetrieben werden. Die Akquisitionen vom Kontraktlogistiker Tigers und Greencarrier Freight in Schweden sind Beispiele. „Die Unterstützung regionaler Anstrengungen mit unserer globalen Nachhaltigkeitsstrategie wird sich positiv auf unseren Umsatz und Profitabilität auswirken.“
JAS Worldwide ist als Speditions- und Logistik-Konzern international tätig und teilt sich operativ in fünf Hauptregionen auf: Europa, Asien, Nordics & Baltics, Italien und Amerika. Naturgemäß unterscheiden sich Nachhaltigkeitsprojekte von Region zu Region. Dies bietet laut Goeman den großen Vorteil, dass die Regionen voneinander lernen können. Den Erfahrungsaustausch zwischen den Regionen hinsichtlich des kommerziellen Erfolges und der Wirksamkeit der Maßnahmen zu stärken ist eines ihrer dringendsten Ziele in den ersten Monaten. „Ein ständiger Austausch über Nachhaltigkeitsmaßnahmen ist bereits aus Kostensenkungsgesichtspunkten unbedingt erforderlich. JAS ist traditionell ein schlanker, agiler und flexibler Lösungsanbieter. Diese kompetitiven Vorteile erreichen wir durch eine offene Kommunikation und flache Hierarchien. Meine Aufgabe besteht darin, diese JAS-„DNA" auf den Bereich Nachhaltigkeit zu übertragen.“
Eine wichtige Rolle nimmt bei JAS die Bruni-Foundation ein. Die vom JAS-Gründer Biagio Bruni ins Leben gerufene philanthropische Stiftung sammelte Anfang des Jahres Spenden für wohltätige Zwecke, u.a. für das Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien und darüber hinaus für andere humanitäre Notlagen wie in der Ukraine. Aber auch für das Thema Umweltschutz werden Ressourcen zur Verfügung gestellt. So können sich Mitarbeiter beispielsweise für lokale Corporate Volunteering Projekte bewerben und in ihren Arbeitsalltag einbinden. JAS hat auf diese Weise bereits Initiativen wie „Green Offices“ gestartet, bei denen innerhalb der Büros Maßnahmen zur Müllvermeidung, eine nachhaltige Arbeitsweise und Emissionsreduzierung umgesetzt werden.
„Wenn die Mitarbeiter Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmenskultur, ihre Arbeitsalltages und unseres Produktportfolios begreifen, könne man das Thema intrinsisch motiviert zum Kunden tragen. Für unseren wirtschaftlichen Erfolg wird dies immer wichtiger werden“, erklärt Goeman.
Stellschrauben: Reporting, Procurement und Sales
Andrea Goeman hat sich in den ersten Wochen mit den Reporting-Strukturen bei JAS beschäftigt und zusammen mit der IT eine Emissionsberechnung aller Sendungen aufgesetzt, sodass im nächsten Jahr der erste Nachhaltigkeitsbericht erscheint. Zudem hat die Managerin eine Materialitätsanalyse aufgesetzt, bei der JAS-Stakeholder sowie größere Kunden und Lieferanten nach ihren Prioritäten und Bewertungen rund um CO2-Emissionen, Lieferkettenresilienz, Menschenrechte, Compliance, Diversity und weitere Themen rund um ESG befragt werden. In Zukunft könnten Kunden ihre Prozesse gemäß der Faktoren Kosten, Laufzeit und Emissionen analysieren. „Im Gespräch mit unseren Kunden wird die Priorisierung von Transparenz, nachhaltiger und resilienter Lieferketten zum festen Bestandteil“ so Goeman. In den internen Prozessen ist Nachhaltigkeit bei JAS bereits verankert. „Innerhalb unserer Beschaffungsprozesse haben Risikobewertung und Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert, die Einbindung unserer Lieferanten für das Thema ist sehr wichtig.“
„Momentan wird nachhaltige Logistik oftmals mit Extrakosten verbunden. Es gibt aber Bereiche in denen eine nachhaltigere Alternative gleichzeitig günstiger ist, zum Beispiel bei der Optimierung von Transportrouten oder Konsolidierung von Sendungen“, erklärt Goeman. JAS arbeitet zum Beispiel mit Pharmakonzernen zusammen, bei denen oftmals aufwendige Verpackungen zur Temperaturregulation benötigt werden. Diese teuren Verpackungen zu recyceln, rechne sich doppelt: für die Umwelt und für das Budget.
JAS bietet seinen Kunden eine Vermeidung von Emissionen an: „Wir setzen hier auf Insetting, also Verminderungen der Emissionsbilanz durch CO₂-neutrale Kraftstoffe. Offsetting sehen wir nur als Notlösung, da es unsere Industrie nicht grüner macht, sondern rein kompensatorisch eingreift“, so Goeman. „Das Interesse unserer Kunden an nachhaltigen Logistiklösungen steigt seit Jahren an. Hierzu tragen regulatorisch zum Beispiel das deutsche Lieferkettengesetz oder die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU bei. Insbesondere Hersteller von hochpreisigen Gütern suchten gezielt nachhaltige Logistiklösungen für ihre Produkte.“ Andrea Goeman will dafür sorgen, dass JAS künftig die erste Wahl für diese Kunden ist.